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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Am Anfang stand ein Wunsch, noch bevor Ehemänner, Kinder, bevor das Leben andere Loyalitäten einforderte. Sie alle wünschten sich natürlich einen Platz, an dem sie sich zu Hause fühlten, ein Nest, in dem sie ihre hochfliegenden Träume ersinnen und pflegen konnten.
    Doch am allermeisten, und das gaben sie nicht einmal sich selbst gegenüber zu   – vielleicht war es ihnen auch gar nicht bewusst   –, am allermeisten wünschten sie sich Freunde.
    ***
    Chloe faltete ihre Papierserviette wieder zusammen, schob Messer und Gabel akkurat an den rechten Rand des Tellers und las noch einmal die Anzeige, die sie eingekreist hatte. Ihr gegenüber saß Talia und nahm den letzten Zug von einer Zigarette. Chloe konnte nicht verstehen, warum eine so kluge Frau wie Talia rauchte, aber die Stärken, die sie ihr zuschrieb   – Intelligenz, Leidenschaft, Liebenswürdigkeit   –, wogen dieses Detail allemal auf. Talia surfte durch das unwirtliche Meer Manhattans, als würde sie hier schon ein Leben lang wohnen, während Chloe, die nur eine Stunde nördlich von New York aufgewachsen war, alles so fremd erschien wie Marrakesch (nicht, dass sie schon mal in Marrakesch gewesen wäre, oder auch nur in Miami).
    »Vier separate Schlafzimmer«, sagte Chloe.
    Talia lehnte sich in die Sitzbank zurück und drückte ihre Zigarette in dem Metallaschenbecher aus. Ihre Augen waren so dunkel, dass Chloe ihre Pupillen nicht erkennen konnte.»Eins der ›Schlafzimmer‹ ist bestimmt so eine Art Foyer und hat kein Fenster«, erwiderte Talia. »Das zweite ist das Esszimmer   – mit direktem Blick auf einen Luftschacht   – und das dritte und vierte sind das Wohnzimmer, das in der Mitte geteilt wurde.«
    »Die Besichtigung geht um zwei Uhr los«, sagte Chloe. »Es ist ein Mann, der nach Mitbewohnern sucht, und da will ich nicht«   –
kann ich nicht   –
»allein hingehen.« Talia und sie hatten in den letzten sechs Wochen schon vierzehn Angebote ausgeschlagen, die alle auf ihre ganz eigene Weise trostlos gewesen waren. Die Wohnung heute lag zehn Blocks nördlich jener Grenze, die Chloe noch als sicher betrachtete für die erste Bleibe ihres Erwachsenenlebens. Aber sie versuchte, flexibel zu sein. Talia gab dem Kellner einen Wink, legte zwei Geldscheine auf den fettig glänzenden Tisch und griff nach ihrem Mantel. Sie begann zu lachen. Ein Lachen, das Chloe an ihre Mutter erinnerte, die sie vermisste, wie sie jetzt überrascht feststellte; sie war nicht zuletzt deshalb zu Hause ausgezogen, um deren allgegenwärtiger Perfektion zu entkommen. »Danke, aber wir können’s teilen«, meinte Chloe. Talia war schließlich genauso knapp bei Kasse wie sie selbst. Sie waren beide noch auf der Jagd nach den Jobs, von denen Absolventen der Geisteswissenschaften träumten, und hatten sich bei einer Zeitarbeitsfirma registrieren lassen, deren sporadische Angebote   – Empfangsdame bei einem Chiropraktiker, Assistentin eines Marketingleiters   – leider alles andere als interessant waren.
    Talia warf sich in ihren neu erworbenen Wintermantel aus roter Boucléwolle mit schwarzem Persianerkragen   – ein Stück aus dem noblen Hause Saks, das sie in einem Secondhandshop für zehn Dollar erstanden hatte, nur einen Dollar mehr, als der Lunch kostete. »Du zahlst einfach beim nächsten Mal«, erwiderte Talia und zog eine Baskenmütze über ihre Locken. Sie war stolz auf ihr Haar   – es war fast rabenschwarz   –,auch wenn sie sich mit dreißig sicher schon die ersten grauen Strähnen ausreißen und mit fünfunddreißig anfangen müsste, es dunkelbraun zu färben. »Ich weiß ja, wo ich dich finde.« Sie wohnten in einem Hotel nur für Frauen, in dem es absolut bieder und prüde zuging und die Zimmer ständig überheizt und noch dazu absurd überteuert waren.
    »Okay«, sagte Talia. »Auf zur Wohnungsbesichtigung.«
    Vom Diner aus machten sie sich auf den Weg den Broadway hinauf und kickten immer wieder Müll beiseite. Chloe zählte die Läden: vier irische Bars, drei chinesische Wäschereien und zwei Schecktransferbüros, die zu horrenden Gebühren gern jederzeit Geld nach Puerto Rico überwiesen. Vor einem schäbigen Wettbüro rief ein Mann:
»Hola, mamí«
, und stieß einen Pfiff aus.
    Chloe beschleunigte ihre Schritte. »Böser Fehler«, flüsterte sie.
    »En sus sueños«
, rief Talia zurück. »Keine Sorge. Es sind die stillen Typen, vor denen man sich in Acht nehmen muss«, fügte sie hinzu, als sie nach links in die Zweiundneunzigste

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