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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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mein Auto auf dem Parkplatz der Delegation vergessen hatte. Ich habe ein Taxi konfisziert und bin nochmal zurückfahren.
    Erst als ich hinterm Steuer sitze, kommt mir meine Einsamkeit in vollem Ausmaß zu Bewußtsein. Mina und die Kinder sind noch immer in Bejaia, und die paar Freunde, die ich habe, haben mit sich selber genug zu tun. In meiner wachsenden Verzagtheit finde ich nicht den Mut, ins Büro zurückzukehren und meine Sachen abzuholen. Schlagartig kommt mir Algier so unergründlich wie eine Parallelwelt vor.
    So gebe ich Gas und fahre drauflos, immer weiter, durch die Gluthitze der Straßen, mit leerem Blick, hohlem Kopf, taub für das Getöse rundum, nicht wissend woher noch wohin.
    »Bist du farbenblind oder was, du Idiot?« brüllt ein LKW-Fahrer mich an und zeigt auf eine Ampel, die längst auf Grün umgesprungen ist.
    Seine Stimme dringt tausendfach gefiltert zu mir durch. Ich verheddere mich mit dem Schaltknüppel, würge mehrfach hintereinander den Motor ab. Als ich durchstarten will, springt die Ampel gerade wieder auf Rot. Ich fahre mit aufheulendem Motor los, löse ein schrilles Hupkonzert und eine gräßliche Lawine von Flüchen aus … Willst du voran, zieh nicht zu großes Schuhwerk an! sagt die Stimme in meinem Kopf … Ich habe dich oft genug gewarnt, näselt eine andere … Schweigen Sie … Die Stimmen jagen einander, überschlagen sich, belagern mich, hämmern auf meine Schläfen ein, gehen mir durch Mark und Bein … Wenn man dich so hört, könnte man meinen, es handle sich um meinen Totenschein … Ziemlich gut getroffen … Monsieur le Delegue hat mich beauftragt … wie sehr … angewidert …
    Meine Reifen quietschen: Ich wache auf, zwei Zentimeter vor meiner Stoßstange eine Frau, die mich aus riesigen Augen anschaut und schleunigst über die Straße läuft, ihre Einkaufstasche furchtsam gegen ihre Brust gedrückt.
     
    Die Nacht überrascht mich auf der Strandpromenade, wie ich an einem Geländer lehne und zwischen den Lichtern des Hafens meinen Gedanken nachhänge. Eine Polizeistreife, die ich nicht habe kommen sehen, umstellt mich wortlos, die Mps im Anschlag, bei der kleinsten Bewegung einsatzbereit. Ein Brigadier fährt mir mit dem Schein seiner Taschenlampe übers Gesicht und verlangt dann meine Papiere.
    »Ist kein guter Platz hier, Kommissar!« empfiehlt er mir, »es wurde ein verdächtiges Fahrzeug hier im Sektor gesichtet.«
    »Wie spät ist es?«
    »Ziemlich spät. Fahren Sie nach Hause.« Ich bedanke mich und steige wieder in mein Auto.
    Kaum stehe ich vor meiner Wohnungstür, klingelt drinnen das Telefon. Ich beeile mich ohne zu wissen warum.
    Vom anderen Ende der Leitung springt mich die heisere Stimme meines Freundes Dine an: »Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen.«
    »Die Neuigkeiten sprechen sich ja schnell herum.«
    »Vor allem die unangenehmen. Wo hast du denn gesteckt?«
    »Am Strand. Hab den Kopf in den Sand gesteckt.«
    »Gefällt mir gar nicht, wenn du so redest, Brahimi. Ich baue darauf, daß du einen kühlen Kopf behältst.«
    »Ich werde ihn gleich in den Kühlschrank stecken«, verspreche ich ihm.
    »Sehen wir uns morgen? Ich bin ab zehn im Cafe En-Nasr. Falls du meinst, ein Freund sei dazu da, einem zur Seite zu stehen, wenn man in Schwierigkeiten steckt, dann weißt du wenigstens, wo du ihn finden kannst.«
    »Nett von dir.« Ich lege auf.
    Erst als ich mich aus meiner Jacke schäle, wird mir bewußt, daß ich seit dem Morgen keinen Bissen zu mir genommen habe. Im Küchenschrank finde ich Brot und Käse, braue mir einen Kaffee zusammen und verziehe mich ins Wohnzimmer, um mir weiter das Hirn zu martern. Ich lasse mich in einen Sessel am Fenster fallen. Hinter den staubigen Scheiben sehe ich die Oberstadt, die im Nirwana schwebt. Algier lockt keinen Nachtschwärmer mehr an. Nur Gespenster geistern noch durch seine Nächte. Die Stadt hat den Glauben an den Abend verloren, der sich vor schlechtgelaunten Schlaflosen prostituiert, wittert in der Ruhe nach dem Sturm schon die Ruhe vor dem nächsten …
     
    Das Klirren von Geschirr schreckt mich auf. Ich bin im Sessel eingenickt. Lino sitzt da, auf dem Sofa neben mir, hält sich an einer Tasse Kaffee fest und schaut mich ganz komisch an.
    »Wie bist du denn hier reingekommen?«
    »Nichts einfacher auf der Welt: Du hast vergessen, die Tür zu schließen.«
    »Sieh an!«
    Er setzt die Tasse auf dem Beistelltisch ab und beugt sich über meine Augenringe. Er ist besoffener, als die Polizei

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