Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
haben Sie erschossen. Die Rechnung geht auf. Darf ich jetzt jemanden rufen, der mir hilft?«
Montalbano nahm zur Kenntnis, dass er in einem Wagen saß, der von Gallo gefahren wurde. Fazio hielt ihn auf der Rückbank im Arm, denn das Auto rumpelte über den Weg, der voller Schlaglöcher war. Sie hatten ihm den Pullover ausgezogen und einen provisorischen Verband angelegt.
Die Wunde schmerzte nicht, das kam vielleicht erst später.
Er versuchte zu sprechen, was ihm aber nicht auf Anhieb glückte, weil seine Lippen ganz trocken waren.
»Heute um … zwölf kommt … Livia … in Punta Raisi an.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Fazio. »Einer von uns holt sie ab.«
»Wo … bringt ihr mich hin?«
»Nach Montechiaro ins Krankenhaus. Es ist das nächste.«
Und jetzt geschah etwas, was Fazio erschreckte. Weil er begriff, dass das Geräusch, das Montalbano von sich gab, kein Husten oder Räuspern war, sondern Lachen. Was hatte er denn in seinem Zustand zu lachen?
»Warum lachen Sie, Dottore?«, fragte er besorgt.
»Ich wollte . meinen Schutzengel reinlegen . und nicht zum Arzt gehen . und jetzt hat er mich . reingelegt . und ich muss sogar ins Krankenhaus.«
Fazio erschrak. Der Commissario begann anscheinend zu phantasieren. Doch noch mehr erschrak er, als der Verletzte plötzlich aufschrie.
»Stopp!«
Gallo bremste, das Auto geriet ins Schleudern. »Ist . da . vorn . die . Abzweigung?«
»Ja, Dottori.«
»Fahr nach Tricase.«
»Aber Dottore -«, mischte sich Fazio ein. »Du sollst . nach Tricase fahren.«
Gallo fuhr langsam wieder an und bog rechts ab, und fast sofort befahl Montalbano ihm anzuhalten. »Mach das Fernlicht an.«
Gallo tat, wie ihm geheißen, und der Commissario beugte sich zum Seitenfenster und sah hinaus. Der Kieshaufen war nicht mehr da, mit dem Kies war der Karrenweg repariert worden.
Besser so, sagte er sich. Mit einem Mal tat die Wunde irrsinnig weh.
»Jetzt . ins Krankenhaus.« Sie fuhren wieder los.
»Ah, Fazio, noch was -«, brachte Montalbano mühsam hervor und fuhr sich vergebens mit der trockenen Zunge über die rissigen Lippen, »du musst . du musst . Ponzio Pilato . Bescheid sagen . er wohnt . im Hotel Regina.«
Madunnuzza santa! Wo kam denn Pontius Pilatus plötzlich her? Fazio sprach mit verständnisvoller Stimme, wie man es mit Verrückten macht.
»Ja natürlich, keine Sorge, wir sagen ihm Bescheid, darum kümmere ich mich als Allererstes.«
Das Reden, das Erklären war zu mühsam. Und halb ohnmächtig ließ Montalbano sich gehen. Fazio, dem vor Schreck der Schweiß ausgebrochen war, als er dieses für ihn unsinnige Zeug hörte, beugte sich vor zu Gallo und flüsterte:
»Fahr, bitte fahr zu! Du merkst doch, dass der Dottore schon spinnt.«
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