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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sollte so enden: … aber ich will die Wahrheit wissen.«
    Der Doktor erwiderte nichts.
    In diesem Augenblick zeichnete sich eine weibliche Gestalt in der Tür ab, trat einen Schritt vor und blieb dann stehen.
    Heiliger Himmel, da war es wieder, das alptraumhafte Bild! Ein in der Luft schwebender, körperloser Kopf mit langen blonden Haaren! Genau wie er es in dem Spinnennetz gesehen hatte! Aber gleich darauf begriff er, dass Susanna Trauer trug und das Kleid mit der Dunkelheit verschmolz.
    Die junge Frau trat zu ihnen und setzte sich auf eine Bank. Das Licht reichte nicht bis dort hin, ihr Haar war nur zu erahnen, eine etwas weniger dunkle Stelle. Sie grüßte nicht. Und Montalbano beschloss, so zu tun, als sei sie gar nicht da.
    »Wie das in festen Beziehungen so ist, waren Susanna und Francesco miteinander intim.«
    Der Doktor rutschte unbehaglich herum.
    »Es steht Ihnen nicht zu, über … Was hat das überhaupt mit Ihren Ermittlungen zu tun?«, fragte er verärgert.
    »Viel. Wissen Sie, Francesco hat mir erzählt, dass immer er es war, der gefragt hat, verstehen Sie? Doch an dem Tag, als sie entführt wurde, hatte sie am Nachmittag die Initiative ergriffen.«
    »Commissario, mir ist ehrlich gesagt nicht klar, was das Sexualleben meiner Nichte mit alldem zu tun haben soll. Ich frage mich, ob Sie ganz bei Sinnen sind oder ob Sie wissen, was Sie sagen. Ich frage noch mal. Hat das irgendeine Bedeutung für Ihre Ermittlungen?«
    »Allerdings. Als Francesco mir das erzählte, sagte er, Susanna hätte vielleicht eine Vorahnung gehabt … Aber ich glaube nicht an Vorahnungen, es war etwas anderes.«
    »Was war es denn Ihrer Meinung nach?«, fragte der Doktor spöttisch.
    »Ein Abschied.«
    Was hatte Livia am Abend vor ihrer Abreise gesagt? »Das sind unsere letzten gemeinsamen Stunden. Und die will ich nicht vergeuden.« Sie hatte mit ihm schlafen wollen. Dabei handelte es sich bei ihnen beiden um eine kurze Trennung. Wenn es aber ein langer, ein endgültiger Abschied war? Denn Susanna wusste bereits, dass ihr Plan, egal ob er gelang, unvermeidlich das Ende ihrer Liebe bedeutete. Dass dies der unendlich hohe Preis war, den sie zu zahlen hatte.
    »Sie hatte sich vor zwei Monaten darum beworben, nach Afrika zu gehen. Vor zwei Monaten. Damals war sie sicher auch auf diese andere Idee gekommen.«
    »Auf welche Idee denn? Sagen Sie mal, finden Sie nicht, dass Sie ein bisschen zu weit gehen?«
    »Ich warne Sie«, sagte Montalbano kalt. »Sie greifen sowohl in Ihren Fragen wie auch in Ihren Antworten daneben. Ich bin hier, weil ich offen mit Ihnen reden will, von meinem Verdacht … oder vielmehr von meiner Hoffnung sprechen will.«
    Warum hatte er dieses Wort – Hoffnung – gewählt? Weil ebendieses Wort schwer wog, zu Susannas Gunsten. Weil dieses Wort ihn endgültig überzeugt hatte.
    Das Wort überraschte den Doktor so sehr, dass es ihm die Sprache verschlug. Und in der Stille ließ sich zum ersten Mal Susanna vernehmen. Ihre Stimme klang zögernd, aber eben voller Hoffnung, tief im Herzen verstanden zu werden.
    »Haben Sie … Hoffnung gesagt?«
    »Ja. Dass sich eine extreme Fähigkeit zum Hass wirklich in höchste Liebesfähigkeit verwandelt.«
    Von der Bank her, auf der Susanna saß, war ein Schluchzen zu hören, das sofort wieder verstummte. Montalbano zündete sich eine Zigarette an und sah im Schein des Feuerzeugs, dass seine Hand leicht zitterte.
    »Möchten Sie eine?«, fragte er den Doktor.
    »Ich habe doch schon nein gesagt.«
    Sie hielten sich an ihre Vorsätze, die Mistrettas. Gut so.
    »Ich weiß, dass es keine Entführung gegeben hat. An dem Abend fuhren Sie, Susanna, eine andere Strecke nach Hause als sonst, einen kaum befahrenen Feldweg, wo Ihr Onkel mit seinem Geländewagen wartete. Sie ließen Ihren Roller stehen, stiegen in das Auto und kauerten sich auf die Rückbank. Sie fuhren zusammen zu Ihrem Haus, Dottore. Dort war in dem Nebengebäude längst alles vorbereitet: Vorräte, ein Bett. Die Putzfrau hatte keinen Grund hineinzugehen. Und wer sollte überhaupt auf die Idee kommen, Susanna im Haus ihres Onkels zu suchen? Dort haben Sie die Nachrichten aufgenommen, wobei Sie, Dottore, mit verstellter Stimme übrigens von Milliarden sprachen, ältere Leute gewöhnen sich nun mal schwer an den Euro. Dort ist das Polaroidfoto entstanden, und Sie, Dottore, haben versucht, den Satz auf der Rückseite möglichst deutlich zu schreiben, denn Ihre Schrift ist wie bei allen Ärzten kaum zu entziffern. Ich war

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