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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Erkundungsmission, und ihr Captain war genauso gelangweilt wie der Rest der Besatzung. Wahrscheinlich sogar noch viel mehr , sinnierte Oscar. Während alle anderen sich die Zeit mit TSI-Dramen vertrieben, wenn sie frei hatten, und sich in die schlüpfrigeren Aspekte der Kultur des Commonwealth vertieften, um wenigstens etwas Abwechslung von der Langeweile des Bordlebens zu finden, verbrachte er seine freien Stunden damit, die Logbücher der Second Chance zu untersuchen.
    Es war reine Zeitverschwendung. Er wusste, dass es Zeitverschwendung war. Es gab keinen feindlichen Spion an Bord. Der Grund – der einzige Grund –, aus dem er Tag für Tag mit der Analyse der Logs weitermachte, waren Bose und Verbeke. Er konnte noch immer nicht begreifen, was den beiden zugestoßen war, oder warum. Irgendetwas war bei der Watchtower-Mission ganz gewaltig schief gelaufen. Unter gar keinen Umständen hätten Bose und Verbeke durch einfaches elektronisches Versagen den Kontakt zum Rest des Teams verlieren dürfen. Die Comrelays waren absolut zuverlässig. Die Sensoren der Second Chance und der Kontaktteams mussten etwas übersehen haben – irgendein noch immer aktives Gerät der Primes, ein instabiler Teil des Felsfragmentes, der über den beiden eingestürzt war … nur, dass sie in Schwerelosigkeit gewesen waren, dass es keine Gravitation gegeben hatte, um einen Einsturz zu bewirken. Und irgendein Relikt von Bose hatte die Conway gewarnt. Oscar hatte nicht den geringsten Hinweis, wonach er suchen sollte. Er suchte einfach immer weiter.
    Oscar hatte ein Dutzend TSI-Aufzeichnungen von verschiedenen Mitgliedern des Kontaktteams angesehen, wie sie sich durch die unheimlichen, geschwungenen Passagen vorangearbeitet hatten, die das Innere des Watchtowers durchzogen. Keine der Aufzeichnungen hatte etwas Neues zu Tage gefördert. Das Gebilde, das die Primes aufgegeben hatten, war so tot gewesen wie das Grab eines ägyptischen Pharaos. Und keine von all den Proben, die sie mit zurückgebracht hatten, nichts von all dem brüchigen Konstruktionsmaterial und den strahlungsgesättigten Ausrüstungsteilen hatte ihnen einen Einblick in den ursprünglichen Sinn der gesamten Watchtower-Konstruktion gewährt. Alles war viel zu zerbrechlich, zu alt gewesen, um eine sinnvolle Analyse durchzuführen. Die Navy war nach wie vor nicht sicher, wozu diese Anlage der Primes gedient hatte oder wovon sie ein Bestandteil gewesen war, auch wenn sich Anhaltspunkte fanden, dass es sich um eine Mineralien verarbeitende Einrichtung gehandelt hatte. Kein Teil, den die Kontaktteams erkundet hatten, hatte Maschinen in auch nur halbwegs funktionsfähigem Zustand gehabt. Der Tunnel, in den Bose und Verbeke vorgestoßen waren, bildete da keine Ausnahme. Und er selbst war es gewesen, der ihnen die Erlaubnis erteilt hatte, weiter vorzudringen, um herauszufinden, was es dort gab. Er hatte sie dazu ermutigt, erinnerte er sich. Oft im Verlauf des Abspielens der Aufzeichnungen hörte er seine eigene, begeisterte Stimme im Hintergrund.
    Wieder und wieder ging er die Aufzeichnungen durch, welche zu dem Zeitraum gehörten, als die Kommunikation mit Bose und Verbeke zusammengebrochen war: Brückenlogs, Maschinenlogs, die Logs der Energiestationen, ein Dutzend andere bordeigene Datenströme und die Logs der Shuttles, die zwischen dem Raumschiff und dem Felsen hin und her geflogen waren. Am schlimmsten waren die detaillierten Aufzeichnungen der Raumanzüge von Mac und Frances Rawlins während ihres hektischen, sinnlosen Rettungsversuchs. Sie waren weit in den Tunnel-Korridor vorgedrungen, in dem Bose und Verbeke verschwunden waren. Nichts hinter diesen verwitterten Aluminiumwänden enthielt einen Hinweis auf eine lauernde Gefahr weiter vorn.
    Vor zwei Nächten, nachdem seine Wache auf der Brücke zu Ende gewesen war, hatte Oscar sich zu einer anderen Verfahrensweise bei der Analyse durchgerungen. Er ließ jede Sensoraufzeichnung des Watchtowers laufen, über die er verfügte, und setzte sie zu einem speziellen Gesamtbild zusammen. Er wollte Vergleiche zwischen den Felsen und den Ruinen von dem Zeitpunkt, als sie ihn entdeckt hatten, über den zeitlichen Verlauf der Mission bis hin zu dem Augenblick, als sie geflüchtet waren. Die Form, das thermische Profil, das elektromagnetische Spektrum, die spektrale Zusammensetzung jedes einzelne der verwitterten Bauwerke bis hin zu einem umfassenden, multi-texturalen Schnappschuss alle zwei Sekunden. Sobald er mit dem Zusammensetzen fertig

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