Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
war, konnte die RI der Defender ein detailliertes Vergleichsprogramm zwischen allen durchführen und nach der kleinsten Veränderung suchen.
    Das holographische Portal seiner Kabine befand sich im Projektionsmodus und füllte den kleinen Bereich mit Bildern von den Kameras der Shuttles, während die Aufnahmen von Macs erstem Erkundungsflug abgespielt wurden. Oscar trank aus einer Trinktüte Orangensaft, während der vertraute Dialog zwischen ihm, Mac und dem Shuttlepiloten wieder und wieder abgespielt wurde. Sensordaten vom Shuttle wurden kompiliert und den Sensordaten des Raumschiffs hinzugefügt, um die Schnappschüsse zu verdichten und eine höhere Auflösung zu erreichen. Oscar beobachtete, wie die Hangartore auseinander glitten und wie sich das hässliche, kleine Fahrzeug aus seiner Verankerung löste, während seine Reaktionsantriebe funkelndes, kaltes Gas ausstießen. Der riesige Rumpf der Second Chance drehte sich langsam und lautlos um seine Kabine herum, und die transparente Projektion ermöglichte es ihm, die Schotten durch seine zylindrische Konstruktion mit dem gigantischen Lebenserhaltungsring hindurch zu sehen.
    Oscar fühlte einen stechenden, nostalgischen Schmerz, als er die Second Chance einmal mehr in ihrer ganzen Größe erblickte. Ein Schiff wie sie würde es niemals mehr geben. Die Defender war im Vergleich dazu schlank und schlagkräftig, doch ihr fehlte die großartige Erhabenheit ihres Vorgängerschiffs. Jeder, der im Komplex auf Anshun an der Second Chance gearbeitet hatte, hatte sich diesem ersten interstellaren Raumschiff der Menschheit hingegeben, hatte unglaublich hart gearbeitet, seine Familie und seine Freunde vergessen – der Bau der Second Chance war ein Akt der Liebe gewesen. Die Atmosphäre, in der sie damals gearbeitet hatten, war gleichermaßen verloren, der naive, aufgeregte Optimismus einer gewaltigen Expedition ins Unbekannte. Sie waren voller Hoffnung gewesen in jenen Tagen, als das Abenteuer noch gelockt hatte. Es waren einfachere, leichtere Zeiten gewesen.
    Das Shuttle ließ den Lebenserhaltungsring hinter sich, und seine Hauptantriebe zündeten und schoben es in Richtung Watchtower. Dyson Alpha glitt über die Schotten von Oscars Kabine, ein entfernter Lichtpunkt, so hell wie die Venus am irdischen Nachthimmel. Ringsum leuchteten die restlichen, fremden Sterne und unbekannten Konstellationen. Oscar starrte auf das Bild und suchte nach dem kleinen, undeutlichen Fleck in Flugrichtung des Shuttles. Er hatte ihn so viele Male in so vielen verschiedenen Spektren gesehen, dass er die genaue Position des Watchtowers vor den unvertrauten Konstellationen auswendig kannte.
    Seine Lippen sogen ein wenig Luft ein. Der Trinkbeutel mit Orangensaft war leer. Oscar streckte die Hand aus, um ihn in die Aufnahme des Recyclers an der Wand seiner Nasszelle zu stecken. Dann verharrte er mitten in der Bewegung und runzelte die Stirn. Ungläubig starrte er auf das Bild der Second Chance .
    »Anhalten!«, befahl er seinem E-Butler. Die Aufzeichnung stoppte augenblicklich. »Behalte diesen Blickwinkel bei, und vergrößere um den Faktor drei, Fokus auf die Second Chance .« Die grau-silberne Konstruktion schwoll rasch an, bis sie die Nasszelle und seine Pritsche überdeckte. Oscar vergaß zu atmen. »Da will ich doch verdammt sein!«
    Er starrte und starrte auf die primäre Sensorantenne, und ein eisiger Schock breitete sich entlang seiner Wirbelsäule aus.
    Die Kommunikationsantenne der Second Chance war ausgefahren. Sie zeigte auf den winzigen Stern hinter Oscar.
    Der Alarm der Defender schrillte.
    »Captain!«, meldete der wachhabende Offizier. »Sir, Sie müssen sofort auf die Brücke kommen! Ich glaube, wir haben das andere Ende vom Höllentor gefunden! Das Hysradar hat die Signatur in einem drei Lichtjahre entfernten Sonnensystem aufgefangen!«

Kapitel Sechs
     

    Morton grinste noch immer, als seine Blase aus dem Wurmloch fiel, fünfzehn Meter über dem Highmarsh Valley in der Dau’sing Mountain Range. Es war zwei Tage her seit Mellanies letztem Besuch in der Baracke. Sie hatte den Zeitpunkt perfekt ausgewählt und war wenige Stunden, bevor Kingsville geschlossen worden war und jeder seinen endgültigen Marschbefehl erhalten hatte, eingetroffen. Es war ein irrsinniger Besuch gewesen, und die beiden hatten sich im Freizeitraum besinnungslos gevögelt wie Teenager, die unerwartet feststellten, dass ihre Eltern den Nachmittag über ausgegangen waren. Daher das anhaltende Grinsen.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher