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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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denen sich seit den Tagen des Stummfilms nichts geändert hatte, bekam das Publikum nun endlich ein komplettes Menü aus verlogener Sentimentalität und Nervenkitzelersatz aufgetischt.
    Die Massenblätter, Illustrierten und Kommentatoren, die sich mit derlei Material beschäftigten, sahen eine reiche Ausbeute, und eine Welle des Mitleids und der Sorge ging durch das ganze Land. Man vergab Mable das Leben, das sie früher geführt hatte, und jedermann genoß das Gefühl persönlicher Großzügigkeit, indem er zugab, daß auch im schlechtesten Menschen ein guter Kern war.
    Doch nicht allen paßte diese Entwicklung. Obwohl Steve Flynn sein Geschäft verstand und aus seinem Instrument jede gewünschte Klangmischung herausholte, rutschte er aus. Dieselben Bulletins, die Mable und mit ihr Bossy an die Öffentlichkeit verkauften, wie ein Wagen verkauft wird, indem man die Beine einer einsteigenden Dame zeigt, versorgten die Opposition mit dem Material, das sie gebraucht hatte.
    Die Zeit war noch nicht vergangen, wo sich der Direktor vom Abteilungschef und dieser von seinen Untergebenen durch ein ausgeklügeltes System fein abgestufter Äußerlichkeiten wie der Zahl der Bürofenster, der Aufstellung des Schreibtisches oder des Fabrikats seines Dienstwagens distanzierte. Die Motive hinter derartigen Erscheinungen waren allgegenwärtig. Je mehr die breite Masse frohlockte, desto wütender knirschte die Oberklasse mit den Zähnen. Wie war es möglich, daß diese einfältige Maschine einer Prostituierten Verjüngung und Unsterblichkeit gewährte und sie einem Angehörigen ihrer eigenen Klasse, Billings, verweigerte?
    Einige von Joes Argumenten hatten in Steve Flynns neuer Kampagne ihren Niederschlag gefunden. Allmählich begann das Publikum zu begreifen, daß Mable einen Prozeß durchgemacht hatte, der sich mit Tod und Wiedergeburt erklären ließ. Es sah Gefahr, wo es keine Gefahr gegeben hatte, weil es das dramatische Element liebte. Bossys Therapie wurde zu einer Sache von Leben und Tod hochgespielt, und hier hakte die Opposition ein. Sollte man eine solche Bedrohung des menschlichen Lebens in den Händen von Quacksalbern lassen?
    Die Sprecher der Oberklassen wandten sich in empörtem Protest an Washington. Und das gab der Regierung die ersehnte Möglichkeit zum Eingreifen. Der Gesetzgeber, die Verwaltung, alle hatten sich schon dieselbe Frage vorgelegt:
    »Wer verdient, verjüngt und unsterblich gemacht zu werden?«
    Die Antwort lag auf der Hand.
    Dies war etwas, das für einfache Leute, für die Masse, eindeutig zu gut war. Aber sie hatten nicht gewagt, die Maschine mit dieser Begründung in Beschlag zu nehmen. Sie hatten einen Grund gebraucht, der ihr wahres Motiv nicht erkennen ließ. Die medizinische Ethik lieferte ihn; Bossy war zu gefährlich, um im Besitz Unverantwortlicher zu verbleiben.
    Andererseits standen Wahlen bevor. Regierung und Gesetzgeber hingen von der Gunst der Wähler ab. Man mußte vorsichtig taktieren.
    Während Steve Flynn meisterhaft das Instrument der Massenbeeinflussung spielte, das Publikum lachen und weinen, hoffen und fürchten machte, formierten sich Regierung, Gesetzgeber und die sogenannte Elite der Gesellschaft und richteten ihr Augenmerk auf das Pentagon. Das Militär hing nicht von Wählerstimmen ab. Und Bossy war zweifellos eine Gefahr für die innere Sicherheit des Staates.
    Es war nicht schwierig, den Generalstab davon zu überzeugen, denn die Kommandospitzen der Waffengattungen sahen noch immer die glorreiche Vision von endlosen Kolonnen immerwährend junger Männer, die auf den Schlachtfeldern eines künftigen Krieges verbluten konnten.
    *
    Kennedy saß mit Joe und Mable, Carney und Flynn, Billings und Hoskins am Frühstückstisch. Wie zu erwarten war, wandte sich die Unterhaltung bald von den Trivialitäten ab und Bossy zu.
    »Wer wird der nächste sein, den Bossy in die Kur nimmt, Carter?« fragte Kennedy.
    Joe schmunzelte. »Bis jetzt hat sich noch kein Freiwilliger gemeldet.«
    »Ist das nicht eine ziemlich unorganisierte Methode, dieses Problem in Angriff zu nehmen?«
    Joe antwortete nicht. Seine Aufmerksamkeit wurde von Carney in Anspruch genommen. Bis zu Kennedys erster Frage war Carney offensichtlich bemüht gewesen, gute Manieren zu zeigen. Aber nun war das Gesicht des Mannes entstellt, als kämpfte er einen schweren inneren Kampf, als hätte er große Angst und versuchte sich einzureden, daß sie grundlos sei, als versuchte er sich zur Ausführung einer Tat zu zwingen, die

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