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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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nächsten drei Tage jagten die Bossonier die sich zurückziehenden Aquilonier wie eine Hundemeute fliehende Verbrecher. Sie schlugen aus den Schatten zu, und wenn die Königstreuen, lange genug gereizt, zum Gegenangriff übergehen wollten, waren sie auch schon verschwunden und versteckten sich in Mulden, Spalten und Klüften, die Wind und Wetter in dem felsigen Terrain geschaffen hatten.
    Amulius Procas und seine Offiziere fluchten sich heiser, aber es gab wenig, das sie tun konnten. Unerwartet schwirrten die Pfeile hinter Felsblöcken hervor. Manchmal verfehlten sie ihr Ziel und brachten die Marschierenden lediglich dazu, zusammenzuzucken und sich zu ducken. Manchmal bohrten sie sich in eine Pferdflanke, daß das getroffene Tier sich aufbäumte, seinen Reiter abwarf, und durchging. Manchmal stieß ein Soldat seinen Todesschrei aus, wenn ein Pfeil in seinen Rücken drang, oder ein Reiter stürzte mit rasselnder Rüstung vom Pferd und blieb liegen. Von Hügelkämmen, ungesehen in der Dämmerung, hagelte es urplötzlich Pfeile, die drei Dutzend Mann und mehr töteten oder zu Krüppeln machten.
    Amulius Procas hatte keine große Wahl. Er konnte nicht in Nähe des Saxulapasses kampieren, weil dort nur wenig offenes Terrain zu finden war und nicht genügend Trinkwasser. Genausowenig konnte er in geschlossenen Reihen angreifen, wo seine Übermacht und schwere Rüstung von Vorteil wäre, denn der Feind vermied es, sich auf einen offenen Kampf einzulassen. Warf er seine ganze Armee gegen sie, könnte er zweifellos diese lästigen Rebellen wie Spreu im Wind verjagen, aber das brächte ihn auf die Ebene von Pallos zurück, wo er sich bei den Argossanern in die Nesseln setzen würde.
    Also blieb Amulius Procas nichts anderes übrig, als ergrimmt weiterzumarschieren und seine leichte Reiterei ständig einsatzbereit zu halten, um den Feind zu verjagen, wann immer er sich durch eine Pfeilsalve meldete. Zahlenmäßig waren seine Verluste unerheblich, nur ein Bruchteil derer, die eine Schlacht ihn kosten würde. Aber die ständige Zermürbung rieb seine Männer auf. Eine schlimme Vorahnung legte sich wie eisige Hände um sein Herz. Sie flüsterte ihm zu, daß König Numedides den Fehlschlag dieser Strafexpedition, die er höchstpersönlich befohlen hatte, nicht vergessen und noch weniger vergeben würde.
    Mitten im Saxulapaß donnerte eine Geröllawine auf die Königstruppen herab. Finster befahl Procas, die Trümmer zu beseitigen, die zerschmetterten Wagen aus dem Weg zu schaffen, und die am schwersten verletzten Männer und Tiere gnädig mit dem Schwert von ihren Qualen zu erlösen.
    Als sie den Paß überwunden hatten, kam die Legion schneller voran, aber die Störmanöver der Rebellen hörten nicht auf.
    Procas erkannte, daß sein cimmerischer Gegner ein Meister ungewöhnlicher Kriegsführung war, und er ärgerte sich, daß gerade sein notgedrungener Rückzug den Einfallsreichtum des anderen noch angespornt hatte. Er schwor sich, diesen Flecken auf seiner Ehre mit Rebellenblut abzuwaschen.
     
    Am dritten Tag ihres Rückzugs, als der graue Himmel bleischwer über ihnen lastete, sammelten die demoralisierten und erschöpften Königstruppen sich am Südufer des Alimanes bei der Nogarafurt. Obgleich nicht mehr vom Schmelzwasser angeschwollen, lud die gewaltige Breite des Flusses doch geradezu zu einem Überfall ein, während seine Männer sich bei der Überquerung am wenigsten dagegen wehren konnten. Es wäre ein grausamer Scherz der Götter, würden sie den aquilonischen General genau in der gleichen Falle fangen, in der er vor kaum zwei Monaten die Rebellen fast zerschmettert hatte. Außerdem würde die Überquerung in der Düsternis der einbrechenden Nacht unweigerlich einen Verlust an Männern und Ausrüstung mit sich bringen.
    Andererseits würde es den Tod der Posten und vieler Schlafenden durch heimtückische Pfeile aus dem Wald heraufbeschwören, schlügen sie diesseits des Alimanes ihr Lager auf. Procas kaute an seiner Lippe. Da seine Truppen sich nicht wirkungsvoll gegen diese Taktik verteidigen konnten, würden sie sich um so ungestörter ausruhen können, je schneller er sie über den Fluß brachte. Obgleich der Alimane selbst an der Furt reißend und die Überquerung anstrengend war, bot sie, nachdem sie erst hinter ihnen war, Schutz gegen Pfeilbeschuß vom Südufer.
    Während ihm all diese Überlegungen durch den Kopf gingen, näherte sich einer der Offiziere dem General in seinem Streitwagen auf einer niedrigen

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