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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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nachdem sie den äußeren Lagerposten ausgewichen war, erreichte Alcina ihr eigenes kleines Zelt auf einer bewaldeten Hügelkuppe unweit des Flusses. Vor Erschöpfung keuchend, schlüpfte sie aus ihren nässetriefenden Kleidungsstücken. Das Mieder war völlig zerfetzt ...
    Sie tastete an ihre Brust, wo sich der Obsidiantalisman befunden hatte, jedoch nicht länger von ihrem Hals hing. Verstört wurde ihr bewußt, daß Procas, als er in der Dunkelheit nach ihr gegriffen hatte, die dünne Halskette abgerissen haben mußte. Die glasähnliche Halbscheibe lag jetzt sicher auf dem Teppich im Generalszelt. Die Frage war, wie konnte sie sie zurückbekommen? Wenn sie die Leiche ihres Befehlshabers fanden, würden die Königstreuen dort wie aufgeschreckte Hornissen umherschwärmen. Und ganz zweifellos hatten alle Posten den Befehl, nach einer schwarzhaarigen, grünäugigen Frau Ausschau zu halten, und sich ihrer zu bemächtigen.
    Vor Angst und Ungewißheit zitternd, ließ Alcina die wütenden Donnerschläge über sich ergehen und das Trommeln des Regens. Aber ihre Gedanken überschlugen sich. Wußte Thulandra Thuu, daß Conan ihr Gift überlebt hatte? Als sie das letztemal mit ihm durch den Talisman in Verbindung getreten war, hatte er nichts dergleichen durchblicken lassen. Wenn also die Neuigkeit, daß der Cimmerier sich wieder erholt hatte, bis jetzt noch nicht bis zu ihm vorgedrungen war, mußte sie dafür sorgen, daß er es schleunigst erfuhr. Doch ohne ihr magisches Obsidianbruchstück blieb ihr keine andere Möglichkeit, als sich sofort nach Tarantia zurückzubegeben und ihn persönlich davon in Kenntnis zu setzen.
    Weitere düstere Gedanken schlichen sich ein. Wenn Thulandra Thuu gewußt hätte, das Conan noch lebte, hätte er ihr dann befohlen, Amulius Procas zu morden? Vielleicht war er jetzt wütend auf sie, weil sie es getan hatte – obgleich es natürlich sein ausdrücklicher Befehl gewesen war –, da er jetzt Procas Führerschaft wieder brauchte. Schlimmer noch, würde der Hexer sie nicht vielleicht bestrafen, weil die Giftdosis, die sie dem Rebellenführer eingeflößt hatte, nicht tödlich gewesen war? Und am allerschlimmsten, wie würde er es aufnehmen, daß sie das magische Amulett verloren hatte? Nun war sie wehrlos hier gestrandet, ohne Verbindung mit ihrem Meister aufnehmen zu können, und hatte keine Mittel, außer ihren geringen Kenntnissen der Hexerei. Alcina war verzweifelt und schwankte eine Weile, ob sie nun nach Tarantia zurückkehren oder in ein fremdes Land fliehen sollte.
    Doch dann dachte sie daran, daß Thulandra Thuu sie immer gut behandelt und nicht weniger gut bezahlt hatte. Sie erinnerte sich seiner Andeutungen, daß er sie in die höheren Zauberkünste einweisen und sie mit Unsterblichkeit, ähnlich seiner, belohnen würde, und – wenn er erst Alleinherrscher von Aquilonien für immer und in alle Ewigkeit war – er sie zu seiner Stellvertreterin zu machen gedachte.
    Alcina beschloß, zur Hauptstadt zurückzukehren, selbst auf die Gefahr hin, den Grimm ihres Herrn auf ihr Haupt zu häufen. Außerdem, da sie sowohl betörend schön, als auch ungemein klug war, fiel es ihr leicht, mit Männern umzugehen, egal welchen Rang oder welche Stellung sie bekleideten.
    Lächelnd schlief sie ein, nachdem sie sich entschieden hatte, gleich im Morgengrauen aufzubrechen.
     
    In der Düsternis des frühen Morgens betrat ein aquilonischer Hauptmann das Zelt des Generals, um die Tagesbefehle unterzeichnen zu lassen. Die beiden Wachen, die gleichen noch vom Abend zuvor, und jetzt, da die Wache ihrem Ende zuging, entsetzlich müde, salutierten, ehe einer an den Eingang trat und die Klappe zurückschlug, um den Hauptmann einzulassen.
    Aber General Procas war nicht mehr in der Lage, irgendwelche Befehle zu unterzeichnen, außer vielleicht in der Hölle. Er lag mit dem Gesicht auf dem Boden in einer Lache seines eigenen, eingetrockneten Blutes, und hielt den Stumpf eines Dolches mit schmaler Klinge in der Hand, die Aquiloniens mächtigsten Krieger für immer zum Verstummen gebracht hatte.
    Die beiden Soldaten drehten die Leiche um und starrten sie an. Procas eisengraues Haar, mit verkrustetem Blut durchzogen, hing ihm ins Gesicht.
    »Ich werde nie glauben, daß unser General sich selbst das Leben nahm«, flüsterte der Hauptmann zutiefst aufgewühlt. »Das war nicht seine Art.«
    »Nein, Sir, ganz sicher nicht«, pflichtete ihm einer der Posten bei. »Niemand, der sich das Leben nehmen will, würde sich den

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