Conan der Befreier
sonnengebräunten Gesicht, das Herzlichkeit und Wärme verriet.
»Oh, Zauberer Thulandra!« rief Numitor überrascht, als Hsiao das ungewöhnliche Pferd zum Stehen brachte. »Was führt Euch hierher? Bringt Ihr eine dringende Botschaft vom König?«
»Prinz Numitor, Ihr werdet meiner Zauberkünste bedürfen, um den Vorstoß der Rebellen in den Norden aufzuhalten.«
Die Augen des Prinzen umwölkten sich bestürzt. »Ich bin gegen Magie in meiner Kriegsführung, es ist keine männliche Art des Kampfes. Doch wenn mein königlicher Vetter Euch sandte, werde ich wohl das Beste daraus machen müssen.«
Ein boshaftes Funkeln war flüchtig in den Augen unter der Kapuze zu erkennen. »Ich spreche für den wahren Herrscher von Aquilonien«, sagte er. »Meine Befehle müssen genauestens befolgt werden. Wenn wir uns beeilen, können wir die Imirianische Höhe noch vor den Rebellen erreichen. Sind die beiden Kavallerieregimenter alles, was Ihr aufzubieten habt?«
»Nein, vier Regimenter Fußsoldaten folgen. Sie haben die Gabelung der bossonischen Straße mit dieser nur noch nicht erreicht.«
»Das sind nicht gerade übermäßig viele, auch wenn wir nur gegen ein undiszipliniertes Lumpenpack kämpfen müssen. Wenn wir sie an der Riesenkerbe, der Klamm unterhalb der Imirianischen Höhe, in Schach halten können, bis Graf Ulric eintrifft, würden wir ihnen die Fänge ziehen. Sobald wir die Höhe erreicht haben, möchte ich, daß Ihr mir fünf Eurer Männer abstellt – es müssen erfahrene Jäger sein, da ich sie für eine bestimmte Aufgabe benötige.«
»Und worum geht es dabei?«
»Das erfahrt Ihr später. Es genügt, wenn Ihr wißt, daß gute Jäger für meinen Zauber erforderlich sind.«
Endlich ließ der Regen in Culario nach. Die Nordbarone und ihr Gefolge plagten sich über die schlammige Straße, von der durch die warme Sommersonne der Dampf aufstieg. Bald darauf machte auch die Befreiungsarmee sich auf den Weg auf dieser Straße, die nordwärts zu den mittleren Provinzen und von dort zum stolzen Tarantia am anderen Khorotasufer führte.
In jeder Stadt und jedem Dorf schlossen sich den Legionen des Befreiers weitere Freiwillige an: alte Ritter, die nichts mehr ersehnten als eine letzte ruhmvolle Schlacht; narbenübersäte ehemalige Krieger, die mit Conan an der piktischen Grenze gekämpft hatten; schlanke Jäger und Waldhüter, die in Conan einen Naturschützer sahen, wie sie es waren; Gesetzlose und Verbannte, die das Versprechen auf Amnestie herbeilockte; freie Bauern, Händler, Kaufleute, Holzfäller, Köhler, Schmiede, Maurer, Steinklopfer, Weber, Färber, Minnesänger, Schreiber – alles Männer, die fest entschlossen waren, der Befreiungsarmee zum Sieg zu verhelfen. Sie leerten die Waffenwagen so schnell, daß Conan schließlich darauf bestehen mußte, daß nur bereits bewaffnete Rekruten – selbst wenn die Waffe bloß ein Holzfällerbeil war – aufgenommen wurden.
Der Cimmerier und seine Offiziere stürzten sich auf die mühsame Aufgabe, diese eifrigen Freiwilligen zumindest annähernd zu einer militärischen Truppe auszubilden. Sie teilten die Männer in Züge und Kompanien auf und ernannten Sergeanten und Hauptleute, die sie aus den kampferfahrenen Männern auswählten. Während der Rast drillten diese neuen Offiziere ihre fußmüden Männer, um ihnen das Notwendigste beizubringen, denn Conan hatte sie gewarnt:
»Ohne ständigen Drill wird eine Horde grüner Rekruten wie diese sich in eine Meute schreiender Fliehender auflösen, sobald das erste Blut fließt.«
Zwischen dem fruchtbaren Ackerland Südpoitains und der Imirianischen Höhe erstreckte sich der große Brocellianische Forst, durch den die Straße sich wie eine Schlange durch ein Farnbeet wand. Als die Rebellen sich diesem Wald näherten, fiel Conan auf, daß das Lied der poitanischen Freiwilligen immer leiser wurde, und sie selbst allmählich ganz verstummten und ängstlich zu den dichtbelaubten, überhängenden Ästen hochschauten.
»Was haben sie denn?« fragte Conan Trocero, als sie am Abend im Führungszelt saßen. »So wie sie sich benehmen, müßte man meinen, der Wald wimmle von Giftschlangen.«
Der grauhaarige Graf lächelte nachsichtig. »Wir haben lediglich harmlose Nattern in Poitain und von ihnen nur wenige. Aber die Menschen dieser Gegend plagt abergläubische Furcht. Sie sind überzeugt, daß in den Wäldern übernatürliche Wesen hausen, die sie, je nach Laune, mit einem Zauberbann belegen, wenn sie ihnen in die Quere
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