Conan der Freibeuter
nettes, wohlgebautes, lebensfrohes Mädchen, dazu energisch und intelligent, und sie schien ihn zu mögen. Er müßte wahrscheinlich lange suchen, ehe er eine fand, die auch nur in etwa an sie herankam ...
Stirnrunzelnd verließ Conan die Reling und stieg gemächlich zu seiner Kabine hinunter, wo er sich auf einen Stuhl warf. Das Blitzen von Edelsteinen lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Er grinste säuerlich. Etwas zumindest hatten ihm seine Mühen eingebracht. Auf dem Tisch vor ihm glimmte und funkelte die Kobrakrone, wenn die schrägen roten Strahlen der Nachmittagssonne durch das Bullauge auf die blitzenden Juwelen fielen.
Auf ihrem Rückweg von der Klippe, die das Krötenidol hinuntergestürzt war, kamen Conan und seine Begleiter am schwarzen Tempel vorbei. Die Aura des Bösen, die ihn zuvor umgeben hatte, war ganz zweifellos verschwunden. Nicht länger wirkte das schwarze Gestein stumpf – es verschluckte die Sonnenstrahlen nicht mehr, sondern gestattete ihnen, sich schillernd auf ihm zu spiegeln. Nein, kein Hauch des Übernatürlichen, der ihnen vorher Grauen eingejagt hatte, ging mehr von dem Bauwerk aus.
Vorsichtig trat Conan in das düstere Innere. Wo der Krötengott seit undenklicher Zeit gekauert hatte, gähnte ein Loch in dem Sockel. Als er sich darüber beugte, bemerkte er sofort das Glitzern von Edelsteinen. Hatte Zarono doch etwas übersehen? Der Cimmerier steckte die Hand in die Öffnung und brachte die Kobrakrone zum Vorschein.
Sie war ein hohler Goldkegel, besetzt mit Tausenden von weißen feurigen Steinen im Facettenschliff. Conan nahm an, daß es sich um bearbeitete Diamanten handelte, obgleich die Kunst, diesen härtesten aller Edelsteine zu schleifen, soviel er wußte, zu seiner Zeit nicht bekannt war. Die Krone war in Form einer sich übereinanderringelnden Schlange geschmiedet, deren Kopf aus der obersten Windung herausragte. Wenn die Edelsteine wahrhaftig Brillanten waren, konnte ihr Wert gar nicht geschätzt werden. Also hatte die Fahrt zur namenlosen Insel sich schließlich doch gelohnt.
Durcheinanderbrüllende, aufgeregte Stimmen rissen den Freibeuter aus seinen Betrachtungen. »Bei Frijas Brüsten und Thors Feuerbart!« hörte er.
Er grinste. Sigurds Stimme war unverkennbar. Einen Herzschlag später schob sich ein vor Aufregung tief gerötetes, von Locken eingerahmtes Gesicht durch den Türspalt. Ehe er noch den Mund aufbrachte, wußte Conan schon, was er sagen wollte. Das Knallen straffen Segeltuchs und das Singen des Windes in der Takelung drangen an sein Ohr, und die Kabine legte sich schräg, als das Schiff krängte. Endlich war Wind aufgekommen.
Und welch ein Wind! Zwei Tage und eine Nacht schnitt die Tagedieb nur mit einem Sturmfocksegel durch das gischtende Meer, getrieben von einem der heftigen Samums, derentwegen die Seefahrer des hyborischen Zeitalters diese unbekannten Gewässer mieden.
Als der Sturm nachließ, warf die Tagedieb Anker in einer Bucht des Hauptkontinents. Wo genau, vermochte Conan nicht zu sagen, da die dichte Wolkendecke während dieses Teils ihrer Fahrt Sonne und Sterne verborgen hatte. Er wußte nur, daß sie nach Osten gesegelt waren. Doch nach dem Dschungel dicht an der Küste schloß er, daß sie sich südlich des Graslands von Shem befanden, aber ob hier Stygien, das Königreich Kush oder eines der wenig bekannten schwarzen Länder noch weiter südlich lag, war im Augenblick natürlich unmöglich festzustellen.
»Sieht ja recht wild hier aus, Käptn«, brummte Zeltran, der Erste Offizier. »Wo wir wohl sind?«
»Das weiß der Teufel. Hauptsache, wir finden möglichst schnell Süßwasser. Die Fässer sind fast leer und schlierig. Stell einen Landungstrupp zusammen und laß die Fässer gleich ins Boot schaffen.«
Zeltran eilte zum Hauptdeck, um seine Leute zusammenzurufen. Als der Landungstrupp ins Beiboot kletterte, warf Sigurd mit gerunzelter Stirn einen Blick auf die Küste und stieß eine seiner nordischen Verwünschungen hervor. Der Vanir hatte sich quer um die haarige Brust einen breiten Waffengürtel gehängt.
»Was hast du?« erkundigte sich Conan.
Sigurd zuckte die Schultern. »Ich bin mir natürlich nicht sicher, aber es sieht doch ganz so aus, als wären wir hier in Kush gelandet.«
»Na und? Das war bei unserem Ostkurs fast unvermeidlich.«
»Mag schon sein, aber diese Länder sind kein sicherer Hafen für ehrliche Seeleute. Die schwarzen Teufel sind schneller dabei, einen Fremden zu verspeisen als ihm ein freundliches
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