Conan der Schwertkämpfer
Mein Standbild, das durch den Sturz zerbarst, war ein häßliches Abbild meines Selbst. Beauftrage deine besten Bildhauer, o König, eine neue Statue nach dem Vorbild dieser Frau, die ich nun bewohne, zu schaffen. Bis sie vollendet ist, muß ihr Körper mich behausen müssen. So sieh zu, daß sie das Beste an Essen und Trinken bekommt. Führe meine Befehle aus! Und nun sei euch gestattet, euch zurückzuziehen.«
Das purpurne Licht schwand. Die Göttin blieb reglos auf dem Podest stehen. Die Männer erhoben sich benommen und verharrten verwirrt. Der Stygier und seine Leute fingen sich als erste und versuchten verstohlen, das Portal zu gewinnen.
Da zerriß des Königs Befehl die Stille. »Ergreift sie!« donnerte er.
Ein langklingiger Speer zischte aus der Hand eines Königsgetreuen durch die Luft und bohrte sich in die schwarze Brust eines der Kushiten Thutmekris. Der Getroffene schrie schrill auf, taumelte zu Boden und blieb liegen.
Im nächsten Augenblick herrschte bereits Schlachtgetümmel in der Tempelhalle. Speere zischten, Pfeile schwirrten, Sehnen sangen, Sägedolche wirbelten durch die Luft, und Hartholzkeulen hämmerten auf Schilde und wollige Köpfe. Wieder und immer wieder warfen die Puntier sich auf den zusammengedrängten Haufen von Thutmekris Männern. Jede sich zurückziehende Welle ließ Verwundete, Tote oder Sterbende zurück.
Thutmekri riß seinen glänzenden Krummsäbel aus der Scheide. Fluchend rief er Set und Yig und all die anderen Dämonengötter des stygischen Pantheons an, dann hieb er wie ein Besessener auf seine Angreifer ein. In kürzester Zeit hatte er sich rundum Luft verschafft, und die Puntier wichen vor seinen tödlichen Hieben zurück. Und nun sah Thutmekri Conan mit dem Schwert in der Hand am Podest stehen.
Mit funkelnden Augen, die Lippen haßverzerrt, kämpfte Thutmekri sich einen Weg zu dem Mann vor, dem er die Schuld für den Fehlschlag seines grandiosen Planes gab.
»Das ist für dich, cimmerischer Tölpel!« kreischte er und holte zu einem tödlichen Schlag nach Conans Hals aus.
Conan parierte. Klirrend trafen sich die Klingen. Nach beiden Seiten flogen sie zurück, schwangen aus und klirrten erneut gegeneinander. Funken sprühten von ihrem Stahl. Schwer atmend hieben und stachen die Gegner aufeinander ein.
Nach einer geschickten Finte gelang es Conan, Thutmekri in die Seite zu treffen. Ächzend krümmte der Stygier sich. Er ließ seinen Krummsäbel fallen und drückte die Hände auf seine offene Seite. Blut quoll durch seine Finger. Ein zweiter Hieb enthauptete ihn. Während der Kopf über den Boden rollte, sackte der Körper in sich zusammen und blieb in einer Lache seines eigenen Blutes liegen.
Als ihr Führer fiel, liefen Thutmekris Männer – die wenigen, die noch lebten – zum Ausgang. Die Puntier, die sie einzukreisen versuchten, stießen sie zur Seite oder trampelten sie nieder. Schnell waren sie durch das Portal.
»Ihnen nach!« brüllte König Lalibeha. »Macht sie alle nieder!«
König, Priester und Krieger stürmten den Fliehenden nach. Als Conan das Fallgatter erreichte, sah er die Männer den Hang hinunterjagen. Ein Teil zu Fuß, andere beritten. Einige der Flüchtlinge verschwanden im Wald am Südfuß des Hügels.
Conan kehrte in den Tempel zurück. Er stieg über Tote und stöhnende Verwundete, um an das Podest zu gelangen. Muriela stand reglos, wo sich zuvor die Elfenbeinstatue befunden hatte.
»Komm, Mädchen, wir müssen weg!« rief er zu ihr hoch. »Wie hast du das Purpurglühen fertiggebracht?«
»Mädchen?« fragte die Frau und schaute ihm ins Gesicht. Das violette Glühen kehrte zurück, als sie die Lippen öffnete. Ihr Ton und ihr Verhalten ließen Conan erschauern. Muriela war keine schlechte Schauspielerin, aber das übertraf ihre Kunst. »Hüte deine Zunge, Sterblicher, wenn du nicht möchtest, daß es dir ergeht wie dem bedauernswerten Shemiten.«
Conans Haut prickelte. Seine Augen verrieten Ehrfurcht, als er zu der Göttin hochsah.
»So seid Ihr wahrhaftig Nebethet?«
»Ja. So nennen mich manche Menschen.«
»Aber – aber, was wird aus Muriela? Ich kann sie nicht im Stich lassen!«
»Deine Sorge ehrt dich, Conan von Cimmerien. Aber fürchte nicht für sie. Sie wird meine Hülle bleiben, solange es mir gefällt. Gefällt es mir nicht mehr, werde ich dafür sorgen, daß es ihr an nichts fehlt. Doch mach du dich jetzt besser auf den Weg, wenn du nicht in den Bäuchen von Lalibehas Krokodilen enden möchtest.«
Ganz selten in
Weitere Kostenlose Bücher