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Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Titel: Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Palast hinter den Mauern war beeindruckend und fremdartig. Er war aus Stein und leichenblaßem Marmor erbaut, mit Fenstern, die wie flachgeschliffene Amethyste wirkten. Eine gespenstische, dämonische Ausstrahlung ging von ihm aus.
    »Du bist ein großer kräftiger Bursche, verdammt!« fluchte ein Einbeiniger. »Weshalb mischst du dich in die Geschäfte von Leuten, die zu nichts anderem mehr taugen als zum Betteln? Du kannst doch was Besseres tun! Geh stehlen – oder einbrechen!«
    An diesem Abend verschwand ein getragener, aber noch recht gut erhaltener Umhang, der die kalte Nacht erträglicher machte, von einem Schlafenden, ein wenig außerhalb der Keule. Alter, Wind und Wetter hatten das ehemalige Rot des Kleidungsstücks zu hellem Rost geblichen. Nur eine kurze Weile später zog ein großer kräftiger Mann diesen Umhang aus und steckte ihn zwischen einen kleinen knorrigen Baum und den Fuß von Hisarr Zuls Steinmauer.
    Nun trug er nur noch einen losen kurzen Kittel ohne Ärmel, vorne geschnürt, und einen Schwertgürtel, von dem ein langer Dolch in einer alten Lederscheide baumelte. Die noch ältere Pferdelederhülle hatte er sich um den Rücken geschlungen, so daß der Schwertgriff hinter der linken Schulter hervorragte. In dem unehrlich erworbenen Umhang hatte er seinen Geldsäckel befestigt, denn die Münzen darin würden ihn durch ihr Klingeln verraten, falls er sie bei seinem Abenteuer mitnahm. Sie waren an Hisarrs Mauer, die jeder mied, sicherer als im besten Versteck der Keule.
    Auch seine Sandalen verstaute er zwischen Baum und Mauer.
    Außer dem Dolch hing noch ein Beutel mit Werkzeug vom Waffengürtel sowie das erstklassige Seil, das er von Taurus geerbt hatte. Es war aus dem Haar toter Frauen geflochten, das Taurus um Mitternacht aus Grüften geholt und zur Festigung in die Milch des Upasbaums getaucht hatte. Taurus hatte geschworen, daß es das Gewicht selbst dreier Männer von des Cimmeriers Statur aushielte.
    Doch diesen Beweis mußte Conan jetzt nicht erbringen. Die Mauer war nur zehn Fuß hoch.
    Zuerst schaute er sich vorsichtig um und spähte in die Dunkelheit. Hisarrs Festung stand abseits von neugierigen Nachbarn. Conan sah niemanden, hörte nichts. Geduckt entfernte er sich von der Mauer. Die Sonne war nicht von der Mauerkrone widergespiegelt werden, wie er festgestellt hatte. Das bedeutete, daß weder Stahlspitzen noch Glasscherben dort eingebettet waren.
    Stimmte es wirklich, daß acht oder neun erfahrene Einbrecher im Lauf der vergangenen Jahre geplant hatten, in Hisarr Zuls Palast einzusteigen, und nie wieder gesehen wurden?
    Aber sie waren ja auch keine Cimmerier gewesen!
    Nach zehn Schritten drehte Conan sich um, rannte, sprang und klammerte sich mit beiden Händen an den Rand der Mauerkrone. Mit nackten Füßen stemmte er sich gegen die alte Mörtelmauer und zog sich hinauf, bis er auf der gut fußdicken Mauer lag. Lang ausgestreckt blieb er eine Weile liegen, lauschte wachsam und spähte durch die Finsternis. Obgleich seine Ohren wie alle seine Sinne ungewöhnlich scharf waren, sah, hörte und roch der im Schlachtgetümmel geborene Cimmerier nichts Bedrohliches.
    Der Mond, der jetzt auf der anderen Seite Arenjuns stand, war lediglich eine ganz schmale Sichel. Er gratulierte sich, daß er die Zeit seines Einbruchs so gut gewählt hatte – als hätte er eine andere Wahl gehabt! –, denn morgen würden die Straßen voll Gläubiger mit ihren Fackeln und ihrem eintönigen Murmeln sein, das hin und wieder von inbrünstigen Schreien durchbrochen würde.
    Nein, heute war nichts zu hören und nichts zu sehen. Stille lag wie eine dunkle Decke über dem Besitz Hisarr Zuls. Der doppelflügelige zweistöckige Palast kauerte verschwiegen etwa vierzig Fuß entfernt: ein bleiches Bauwerk, das Leichen und vertrocknende Mumien beherbergen mochte. Keine Lichter waren zu sehen. Auf der anderen Seite am gegenüberliegenden Flügel hatte er Helligkeit bemerkt, deshalb hatte er sich auch für diese Stelle entschieden, wo die Fenster dunkel gähnten.
    Vierzig Fuß lagen zwischen ihm und ihnen, ein Gelände, das mit Gras, Sträuchern und buschigem Immergrün bewachsen war. In der Nähe der Nadelbäume, die sich wie schattenhafte Wachtposten erhoben, lagen vermutlich abgefallene Nadeln, die in die Füße drangen und ihren Schritt verlangsamten. Er würde einen Bogen um sie machen. Glücklicherweise war es dunkel genug, so daß er sich nicht in ihren Schatten halten mußte. Vierzig Fuß! Was mochten sie alles

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