Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
bergen? Hunde, Fallen, Löwen – gespenstische Wächter? Er überlegte. Die letzteren würde er auch auf sich aufmerksam machen, wenn er sich langsam vorwärtsstahl, und in dieser Finsternis konnte er, ob er sich nun langsam oder schnell bewegte, jederzeit in eine Falle tappen. Und wenn er langsam war, war seine Chance geringer, Fallen oder Wachtposten – ob nun menschlich oder nicht – zu entgehen.
Fast lautlos sprang er hinunter in den Garten. Von hier konnte er weniger sehen als von der Mauerkrone aus. Aber er mußte weiter. Er hatte sich jeden Baum gemerkt und einen Weg geplant, an ihn würde er sich auch in der Finsternis halten. Er holte tief Luft – und rannte, als seien Dutzende von Dämonen hinter ihm her. Schon wenige Herzschläge später stand er, kaum außer Atem, neben dem Haus. Nichts war passiert. Das einzige Geräusch war sein eigener Atem. Hisarr Zul hatte entweder – im Gegensatz zu Yara seinerzeit {*} – keine Wächter im Garten postiert, oder der Cimmerier hatte, indem er so schnell und lautlos lief, keine Posten auf sich aufmerksam gemacht. Gut! Conan blickte am Haus hoch.
Würde sich das Fenster, unter dem er stand, öffnen lassen?
Nein, natürlich nicht! So leicht sollte es ihm doch nicht gemacht werden! Das nächste? Genausowenig. Er überlegte, ob er es einschlagen sollte. Lieber nicht! Obgleich das einzige Licht, das er gesehen hatte, im anderen Flügel brannte, wollte er den Lärm nicht riskieren, den das zerschellende Glas machte – es war fast undurchsichtig und amethystfarben. Dicht an die helle Wand gedrückt, schlich der Cimmerier weiter. Ein Strauch schien sich ihm entgegenzubeugen. Die Härchen auf Conans Nacken stellten sich auf, und er machte vorsichtshalber einen weiten Bogen um diesen Busch, denn war Hisarr nicht ein Hexer?
Auch das nächste Fenster, genauso undurchsichtig, genauso violett, war von innen verschlossen.
Direkt über seinem Kopf ragte ein kleiner halbkreisförmiger Balkon aus dem Gemäuer. Vielleicht beobachtete Hisarr Zul von dort aus immer den Sonnenuntergang? Vielleicht stand seine Tür offen?
Conans Beutel enthielt allerlei Werkzeug, zwischen das er Schwämme gestopft hatte, damit es nicht gegeneinanderschlug. Nachdem er ihn vom Gürtel gelöst hatte, knüpfte er seine Schlaufen an ein Ende von Taurus' Seil. Conan trat zurück, hielt sich jedoch dicht am Haus. Panik ergriff ihn, als er rückwärtsgehend gegen einen Strauch stieß, denn er hielt ihn für einen unmenschlichen Wächter. Glücklicherweise irrte er sich.
Der Balkon befand sich mehr als zehn Fuß über dem Boden. Der erste Stock mußte ziemlich dicke Böden haben, nach der Höhe der Fenster und des Balkons zu schließen. Der Balkon hatte ein Eisengeländer. Conan blinzelte. Die senkrechten Eisenstäbe waren daumendick und handbreit voneinander angeordnet. Conan zielte, dann verbesserte er seine Haltung, zielte noch einmal und warf seinen Werkzeugbeutel. Das Seil hing von ihm herab.
Er fluchte verbissen, als der Beutel gegen einen der senkrechten Stäbe schlug und davon abprallte. Glücklicherweise gelang es ihm, ihn ohne einen Laut aufzufangen.
Wenn ich versucht hätte, einen der Stäbe zu treffen, hätte ich ihn bestimmt verfehlt, dachte er verärgert.
In den zweiten Wurf legte er mehr Kraft, ohne genau zu zielen. Der Beutel flog zwischen zwei Stäben hindurch, glitt über den Balkonboden und rutschte auf der anderen Seite zwischen zwei Stäben wieder heraus. Conan fing ihn einen Fuß über dem Boden auf, setzte ihn ab und ließ sein Ende des Seiles los. Es hing nun ganz locker.
Jetzt band er das Ende des Seils mitsamt dem Beutel an einen niedrigen jungen Busch. Er wußte, daß der gefährlich schwach war. Tiefatmend wischte er sich die Handflächen am Kittel ab, dann benetzte er sie mit Spucke und rieb sie zusammen. Auf der dem angebundenen Seil gegenüberliegenden Balkonseite machte er ein paar Schritte rückwärts.
Er rannte, sprang und bekam das Seil etwa neun Fuß über dem Boden mit der Linken zu fassen. Ein heftiger Ruck und Schwung halfen ihm, die Rechte in den Balkonboden zu krallen. Die Linke folgte. Er war schnell genug gewesen, den kleinen Busch nicht zu entwurzeln, obwohl nicht viel gefehlt hatte.
Kluger Cimmerier! dachte er. Jetzt kannst du dich nicht hinaufschwingen, weil das Geländer im Weg ist.
Doch weil er Cimmerier und ungewöhnlich stark war, löste er dieses Problem. Er klammerte eine Hand um einen der senkrechten Eisenstäbe ganz unten, dann einen zweiten,
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