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Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Titel: Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der Song vom »Old man River« erstarb auf meinen Lippen. Das eiskalte Wasser der Dusche empfand ich plötzlich als glühende kochende Lava. Ich ließ meine Hände vorsichtshalber in Kopf höhe und sah mit gemischten Gefühlen auf meinen ungebetenen Besucher.
    Ein paar nervenzerreißende Sekunden verstrichen, während wir einander eingehend studierten.
    Er war klein, hager -— mit einem asketischen Gesicht, das von kalten Augen beherrscht wurde. Seine ganze Haltung wirkte gelangweilt und desinteressiert. So, als stünde er vor einem x-beliebigen Schaufenster und betrachtete die Auslage kitschiger Souvenirs. Mehr schien ich ihm auch nicht zu bedeuten. Aber nicht das bereitete mir Unbehagen, sondern die auf mich gerichtete Waffe war es, die mein Selbstvertrauen auf einen bedenklichen Tiefstand brachte.
    Ich hatte meinen Auftrag, und ich war gewillt, ihn bis zum bitteren Ende auszuführen. Ich preßte die Lippen zusammen und wandte ihm — seine schußbereite Waffe ignorierend — den Rücken zu und sagte kaltschnäuzig: »Sie werden verstehen, mein Freund, daß ich mich in diesem Aufzug nicht mit Ihnen unterhalten kann. Wollen Sie bitte die Freundlichkeit haben, im Salon Platz zu nehmen? Vielleicht finden Sie in der Hausbar ein Getränk, das Ihnen bekommt.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, eine unsichtbare würgende Hand an meiner Kehle zu spüren.
    Er schoß nicht! Es war seine kalte unpersönliche Stimme, die meinen Rücken traf. »Drehen Sie sich um, Shibell!«
    Ich schwenkte mit einem verbissenen Grinsen zurück und bewegte spielerisch die nackten Zehen. »Sie werden hoffentlich meinen ungebührlichen Aufzug zu entschuldigen wissen«, spottete ich.
    Sein Gesicht blieb starr und ausdruckslos, als er sagte: »So habe ich Sie mir vorgestellt. Ein Witzbold!«
    Ich bewegte versuchsweise die Hände.
    »Laß sie oben!« befahl er. Er sprach, ohne die Lippen zu bewegen. So, wie man es in jeder Strafanstalt der Staaten erlernen kann. Und das bestärkte mich in dem Verdacht, daß der Junge da vor mir sein Handwerk verdammt gut verstand. Es war kein beglückendes Gefühl für mich.
    Wie einstudiert, spieite ich die Rolle als Gangster weiter. Mit dem Versuch, die Festigkeit in meiner Stimme zu halten, drohte ich meinem Gegenüber mit dem Finger, schüttelte mißbilligend den Kopf und sagte: »Freund, Sie werden doch nicht die Absicht haben, das Ding da in Ihrer Hand zu benutzen?«
    »Große Schnauze!« preßte er durch die Zähne. Das war seine ganze Antwort.
    »Bevor wir auf den Grund Ihres Besuches näher eingehen«, fuhr ich unbeirrt fort, »würde ich gerne erfahren, wer Sie geschickt hat.« Ich glaubte zu lächeln, als ich die Lippen von den Zähnen zog. »Lazaro Capucine?«
    Der Killer blieb mir die Antwort schuldig.
    »Wissen Sie«, lächelte ich in gespielter Schamhaftigkeit, »ich würde gern wissen, was ich Ihrem Auftraggeber wert bin.«
    Wenn ich jetzt nicht unter der Dusche gestanden hätte, wären todsicher meine dicken Schweißtropfen zu sehen gewesen.
    »Große Schnauze!« wiederholte er kalt. In seinem Gesicht aber glaubte ich eine Spur von Überraschung zu erkennen. Und das war sein erster Fehler.
    »Wenn Ihr Vokabular mit diesen Worten erschöpft ist, mein Freunfi, dann fürchte ich, daß sich unsere Unterhaltung sehr einseitig gestalten wird«, sagte ich sarkastisch.
    Er fraß die Beleidigung mit unbeweglicher Miene. Nur der Nerv an seiner linken Schläfe zuckte. Der hagere Mann war ein schlechter Killer, denn er ließ sich von mir provozieren. Ein bezahlter Töter geht nach einem ganz bestimmten Prinzip vor: Er beobachtet sein Opfer wochenlang, studiert seine Eigenarten, seine Gewohnheiten. Erst dann, wenn er sicher ist, einen schwachen Punkt im Tagesablauf seines Opfers gefunden zu haben, schlägt er zu. Er kommt, tötet — und verschwindet spurlos.
    Der Mann mit der Beretta zauderte. Sein Blick saugte sich an meinem Gesicht fest. Er wollte die Todesangst in meinen Augen sehen und beging damit seinen zweiten Fehler.
    »Große Schnauze!« stieß er wieder zwischen den Zähnen hervor.
    Ich rollte ergeben meine Augen gegen die Decke des Badezimmers. »Himmel, es ist doch nicht zu glauben! Liegt Ihnen so viel daran, mir Komplimente zu machen?«
    Er stieß sich mit der Schulter vom Türrahmen ab. Der kritische Moment war gekommen. Ich spannte die Muskeln.
    »Du bist kein schlechter Schauspieler, Shibell. Deine Gangsterrolle hast du jedenfalls gut einstudiert.«
    In meinem Magen krampfte sich

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