Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
sie ihr Haar nicht aufgetürmt, sondern auf die Schulter hängend trug. Ein silbernes Stirnband mit einem großen, glitzernden Saphir hielt es zusammen. Perlenbestickte Goldbänder faßten die weiten Ärmel zusammen, und mit Amethysten besetzte Silberreifen schmückten ihre Handgelenke. Um den Busen trug sie ein mit Perlen verziertes, gerafftes Tuch aus weißer Seide, die aus einem fernen Land kam. Gehalten wurde es um den Hals mit einem Träger aus geflochtenem Goldband. Ihr um die Hüften geschlungener Rock hatte bis über die Schenkel reichende Seitenschlitze. Auf den aufgesetzten Taschen aus schwarzem Samt funkelten dicht an dicht Rubine, Granatsteine, Saphire, Karneole, Topase und Smaragde, rings um einen riesigen feurig geschliffenen Amethyst in der Taschenmitte.
Sie strahlte ein ungeheures Glück aus, das sich auf die meisten Gäste übertrug. Arkhaurus hatte seine allzu hagere Frau, eine geborene Kothierin, neben sich. Sergianus, der angebliche nemedische Herzogssohn, saß neben der Königin. Seine prächtige Tunika war ärmellos – vielleicht, damit man seine kräftigen, jugendlichen Arme bewundern konnte. Außerdem waren noch zwei hohe Lords, Vettern der Königin, anwesend, einer mit Gemahlin. Sie alle waren bester Laune, im Gegensatz zur Edlen Khashtris und dem Stadtverwalter Acrallidus, der ebenfalls mit Frau gekommen war.
Diener servierten Speisen, eine köstlicher als die andere, und schenkten dreierlei Weine verschiedenen Jahrgangs und unterschiedlicher Blume in die goldenen Kelche.
Khashtris bemühte sich, ihre Nervosität nicht zu zeigen. Aus der Speisekammer waren keine ungewöhnlichen Geräusche zu hören. Shubal und Conan kamen nicht. Sie hatte sich in ihrem Haus von ihnen verabschiedet und jedem der beiden eine winzige Ischtarfigurine aufgedrängt, denn sie glaubte an die Göttin. Ihr Herz klopfte wie verrückt, ihre Handflächen waren feucht, und ihre Haut prickelte unangenehm. Um ihre Angst zu überwinden, hatte sie bereits mehr Wein getrunken als üblich, trotzdem wurde ihre Kehle vor Bangen immer trockener.
Endlich stellte man zum Abschluß des Mahles Obst auf die Tafel, und nachdem sich jeder, den danach gelüstete, selbst bedient hatte, erhob sich die Königin. Khashtris umklammerte mit beiden Händen die Tischkante und wartete, daß Ialamis das Verlöbnis bekanntgäbe. Aber das tat sie unerwarteterweise nicht. Mit glücklichem Gesicht kündete sie die Darbietung des Bühnenzauberers Crispis aus Kandala an und klatschte in die Hände.
Die hohe Flügeltür aus kunstvoll geschnitztem Holz und Bronzefiligranbesatz öffnete sich von außen.
Die Bankettgäste blickten dem Bühnenzauberer erwartungsvoll entgegen. Crispis war ein ungewöhnlich großer Mann und offenbar auch sehr kräftig gebaut, obgleich das unter der wallenden, zeltförmigen Robe nicht so leicht festzustellen war. Er hatte eine Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht gezogen, so daß man in der Schwärze darunter lediglich eine helle Nasenspitze sah – und einen gewaltigen, dunkelbraunen Vollbart. Seine Rechte steckte in einem schwarzen Handschuh, während der linke Ärmel lose und leer an der Seite herunterbaumelte.
»Er – er riecht nach Pferden«, flüsterte die Gattin Arkhaurus' ihrem Gemahl zu, der sie unwirsch zum Schweigen gemahnte.
Das einzige, was die Schwärze der Gewandung des Zauberers unterbrach, lenkte aller Blicke auf sich. Es war ein Amulett an seiner Brust, unmittelbar unterhalb des Bartes, in der Form eines kleinen goldenen Schwertes mit einem Topas an jeder Seite der Parierstange. Bei ihrem Anblick dachte jeder unwillkürlich an ein Augenpaar.
»Willkommen, Meister Crispin«, wandte die Königin sich an den riesenhaften Vermummten. »Zwar habe ich Eure Wunder noch nicht selbst gesehen, doch hörte ich nichts als Lob über Eure Geschicklichkeit.«
Der Mann in der schwarzen Kapuzenrobe verbeugte sich tief und richtete sich wieder hoch auf. Die Finger im Handschuh tasteten nach dem Amulett. Die Stimme, die dröhnend aus der Dunkelheit unter der Kapuze erklang, war so tief, daß sie irgendwie künstlich verstärkt sein mußte. Zwei von Ialamis' Gästen lächelten darüber.
»Crispis wird Euch, Eure Majestät, und Eure edlen Gäste mit seinem Wissen überraschen, das sein magisches Amulett ihm über alle Anwesenden verleiht. Das Auge Erliks, wie es genannt wird, sieht in alle Herzen und offenbart selbst das sorgfältigst gehütete Geheimnis. Aha! Schon verrät es mir, daß die liebreizende und von
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