Portrat in Sepia
Isabel Allende
Porträt in Sepia
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In ›Porträt in Sepia‹ erzählt die chilenische Erfolgsautorin die
Geschichte einer jungen Frau, die entschlossen ist, das
Geheimnis ihrer frühen Vergangenheit zu lösen und einen
Alptraum aufzuhellen, der sie nicht in Ruhe läßt.
ISBN 3-518-39987-X
Originalausgabe: Retrato en Sepia
Aus dem Spanischen von Lieselotte Kolanoske
Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2001
Umschlagfoto: Marcia Lieberman
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Buch
Die junge Aurora del Valle steht im Mittelpunkt dieses mit
großem Atem erzählten Familienepos. Aufgewachsen ist sie im
so großzügigen wie pompösen Haus ihrer Großmutter Paulina
del Valle. Von ihren ersten Lebensjahren im Chinesenviertel
San Franciscos bleiben Aurora nur noch eine Ahnung und
dunkle Träume. Und Paulina tut alles, um die Vergangenheit
ihrer Enkelin zu verwischen und sie in die feine Gesellschaft
Chiles einzuführen. Auroras Weg scheint vorgezeichnet, als sie
sich in Europa in den Gutsherrensohn Diego verliebt und nach
der Hochzeit zu seiner Familie in den Süden Chiles zieht. Sie
kann nicht ahnen, daß ihre Passion, die Fotografie, ihr die
Augen öffnen wird für schmerzlichen Betrug, ihr aber auch den
Weg ebnen wird in die unerschlossenen Gefilde ihrer Kindheit
und damit in ein eigenständiges Leben. »Jetzt können AllendeFans wieder entspannt eintauchen in die ausschweifend erzählte
Welt der chilenisch-amerikanischen Einwanderer und ihrer
Vorfahren. Wer Das Geisterhaus verschlungen hat, findet hier
manchen Anklang an dessen Vorgeschichte.«
Autor
Dem Welterfolg von Das Geisterhaus (1984, st 1676)
schlossen sich die Romane Von Liebe und Schatten (1986, st
1735) und Eva Luna (1988, st 1897) an. 1990 erschienen die Geschichten der Eva Luna (st 2193), 1992 der Roman Der
unendliche Plan (st 2302), 1995 Paula (st 2840) und 1998 Aphrodite. Eine Feier der Sinne (st 3046). Der Roman Fortunas
Tochter (1999, st 3236) ist Teil der Trilogie um Das Geisterhaus und Porträt in Sepia. 2002 erschien der Abenteuerroman Die
Stadt der wilden Götter. Isabel Allende, geboren 1942, arbeitete
lange Zeit als Journalistin in Chile. Nach Pinochets
Militärputsch ging sie ins Exil. Heute lebt sie mit ihrer Familie
in Kalifornien.
Inhalt
Erster Teil
1862-1880………………………………………………………………….. 7 Zweiter Teil
1880-1896………………………………………………………………. 112 Dritter Teil
1886-1910………………………………………………………………. 246 Epilog……………………………………………………………………. 365
Drum muß ich noch einmal zurück an so viele Orte, um mich
wiederzufinden und rastlos zu prüfen, zum Zeugen einzig den
Mond, und danach munter zu pfeifen; Steine und Erdbrocken zu
kicken, einzig damit betraut zu leben, einzig verwandt mit dem
Weg.
Pablo Neruda, Der Wind
Erster Teil
1862-1880
Ich kam an einem Dienstag im Herbst 1880 in San Francisco
zur Welt, im Haus meiner Großeltern mütterlicherseits.
Während in dem labyrinthischen Holzbau meine Mutter mit
tapferem Herzen und verzweifelnden Gliedern sich keuchend
mühte, mir einen Ausgang zu öffnen, kochte auf der Straße das
ungezügelte Leben des Chinesenviertels mit seinem untilgbaren
Geruch nach exotischer Küche, seinem lärmenden Sturzbach
gebrüllter Dialekte, seinem hastenden Hin und Her
unerschöpflicher Massen menschlicher Bienen. Ich wurde im
ersten Morgenlicht geboren, aber in Chinatown gehen die Uhren
anders, und um diese Stunde fängt das Handelsgeschäft an,
rumpeln unablässig die Lastkarren durch die Straßen, tönt aus
den Käfigen das traurige Jaulen der Hunde, die auf das Messer
des Kochs warten. Ich habe die Einzelheiten um meine Geburt
erst ziemlich spät im Leben erfahren, aber es wäre schlimmer
gewesen, wenn ich sie nie entdeckt hätte; sie hätten für immer
auf den Irrwegen des Vergessens verlorengehen können. Es gibt
so viele Geheimnisse in meiner Familie, daß mir vielleicht die
Zeit nicht reicht, sie alle aufzuklären: die Wahrheit ist
vergänglich, Wolkenbrüche schwemmen sie fort. Meine
Großeltern empfingen mich tief bewegt
- wenn auch einige
Augenzeugen behaupten, ich sei ein gräßliches Baby gewesen und legten mich meiner Mutter an die Brust, wo ich einige
Minuten verblieb, die einzigen Minuten, die ich je mit ihr
Zusammensein konnte.
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