Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
mit ihm zu gehen.
    Mehrmals öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, aber sein grimmiges Schweigen raubte ihr den Mut und seine unnatürliche Distanziertheit erfüllte sie mit Furcht, die nicht geringer wurde, als sie bemerkte, daß ein paar Gestalten ihnen heimlich nachschlichen.
    »Jemand folgt uns!« machte sie den Vermummten aufmerksam.
    »Achte nicht darauf«, sagte der Mann mit seiner gespenstischen Stimme.
    Sie sprachen kein weiteres Wort mehr, bis sie ein kleines Bogentor in einer hohen Mauer erreichten. Der Fremde blieb stehen und rief etwas. Von innen bekam er Antwort. Das Tor schwang auf und offenbarte einen zungenlosen Schwarzen mit einer Fackel in der Hand. In ihrem Schein wirkte der Vermummte noch größer.
    »Aber das – das ist das Tor des Königspalasts!« stammelte Rufia.
    Als Antwort streifte der Mann seine Kapuze zurück. Ein bleiches ovales Gesicht kam zum Vorschein, in dem diese merkwürdig leuchtenden Augen brannten.
    Rufia fiel auf die Knie. »König Akhirom!«
    »Ja, König Akhirom, du ungehorsame Sünderin!« Die hohle Stimme dröhnte jetzt wie eine Glocke. »Eitles und törichtes Weib! Du hast die Gebote des Großen Königs mißachtet, des Königs der Könige, des Königs der Welt, die die Welt der Götter ist! Du wandeltest auf der Straße und brachst sein Gesetz! Legt sie in Ketten!«
    Die Männer, die ihnen verstohlen gefolgt waren, kamen näher und stellten sich als ein Trupp stummer Schwarzer heraus. Als sich ihre Hände um Rufia legten, fiel das Mädchen in Ohnmacht.
     
    Die Ophitin erwachte in einer fensterlosen Kammer, deren Bogentüren mit goldenen Riegeln verschlossen waren. Wild schaute sie sich nach dem Mann um, der sie hatte einschließen lassen, und schrak zusammen, als sie ihn über sich stehen sah. Er kämmte mit den Fingern seinen graumelierten Spitzbart, und seine schrecklichen Augen brannten in ihre Seele.
    »O Löwe von Shem!« keuchte sie und kämpfte sich auf die Knie. »Gnade!«
    Doch sie wußte, daß ihr Flehen keinen Sinn hatte. Sie kauerte vor dem Mann, dessen Name im Munde der Pelishtier ein Fluch war. In seiner Anmaßung göttlicher Gewalt hatte er befohlen, alle Hunde zu töten, alle Rebstöcke auszureißen, alle Trauben und den ganzen Honig des Landes dem Fluß zu übergeben. Er hatte den Genuß von Wein verboten und alle Glücksspiele untersagt. Er hielt eine Mißachtung selbst seiner sinnlosesten Befehle für die schwärzeste Sünde. Des Nachts streifte er vermummt durch die Straßen, um sich zu vergewissern, daß seine Gesetze geachtet wurden. Ein Schauder rann über Rufias Rücken, als er sie mit durchbohrenden Blicken anstarrte.
    »Schändliches Weib!« flüsterte er. »Tochter des Bösen! O Pteor!« rief er und hob die Hände. »Welche Strafe soll für diese Dämonin ersonnen werden? Welche Schmerzen sind fürchterlich genug, welche Erniedrigung ist angebracht, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun? Ihr Götter gewährt mir Erleuchtung!«
    Rufia richtete sich auf den Knien auf und blickte in Akhiroms Gesicht. »Weshalb ruft Ihr die Götter an?« schrillte sie. »Beschwört Akhirom! Ihr seid doch ein Gott!«
    Er hielt inne, drehte sich um und schrie etwas Unverständliches. Dann straffte er die Schultern und schaute zu ihr hinunter. Ihr Gesicht war weiß, die Augen starrten ihn an. Ihr echtes Entsetzen verlieh ihrer natürlichen schauspielerischen Begabung noch mehr Ausdruck.
    »Was siehst du, Weib?« fragte der König.
    »Ein Gott hat sich mir offenbart! In Eurem Antlitz, das wie die Sonne leuchtet! Ich verbrenne, ich sterbe in den Flammen Eurer Göttlichkeit!«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und kauerte sich zitternd zusammen. Akhirom fuhr mit bebender Hand über seine Stirn und den kahlen Vorderkopf.
    »Ja«, flüsterte er. »Ich bin ein Gott! Ich habe es immer geahnt! Ich habe es geträumt! Mir allein ist die Weisheit des Unendlichen gegeben. Nun hat auch eine Sterbliche es erkannt. Endlich offenbart sich mir die Wahrheit! Nicht Sprachrohr und Diener der Götter bin ich, sondern selbst der Gott der Götter! Akhirom ist der Gott von Pelishtien, von der ganzen Erde. Der Dämon Pteor wird gestürzt und seine Statuen eingeschmolzen werden ...«
    Wieder blickte er zu Rufia hinab. »Erhebe dich, Weib«, befahl er, »und schaue deinen Gott!«
    Sie tat es und wich vor seinem furchteinflößenden Blick zurück. Seine Augen erschienen ihr verändert, und sie glaubte, daß er sie jetzt zum erstenmal richtig sah.
    »Deine Sünde sei dir vergeben!« rief er.

Weitere Kostenlose Bücher