Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
Erregung zum Duell gefordert oder ihn in einem plötzlichen Kampf getötet«, überlegte Conan laut. »Aber er hätte ihn nie vergiftet. Dieser Gifttod dürfte wohl eher einem von Avvintis hochgeborenen Freunden zuzuschreiben sein, die den Befehl über die Palastwache haben. Caricos Ausschaltung hat dich sicher in ein gutes Licht bei den Edlen gebracht, die ja wohl sehr beunruhigt über Caricos Gerede gewesen waren, ihren Besitz an das Volk zu verteilen.«
Mordermi schenkte Conans Kelch nach. »Du weißt so gut wie ich, daß die meisten von Caricos Ideen absolut verrückt waren. Und du schließt die gleichen Folgerungen wie Santiddio. Du solltest daran denken, daß aus dem Zusammenhang gerissene Worte und Taten einen finsteren Aspekt haben können, der jeglicher Grundlage entbehrt. Ich nenne dir ein Beispiel: Deine Verteidigung der Barrikaden an der Aalstraße machte dich zum Volkshelden. Und doch wurde mir berichtet, daß du tatsächlich zu einem gewissen Zeitpunkt deinen Posten verlassen hast und außerdem die ziemlich unverschämte Bemerkung machtest, du würdest, falls Mordermi sich nicht gleich um die Schlacht kümmerte, selbst das Kommando über die Rebellen übernehmen. Desertion und Hochverrat – natürlich aus dem Zusammenhang genommen, aber doch Grund genug, deine Verhaftung zu veranlassen.«
»Ist das eine Drohung?« knurrte Conan und stand auf. »War es bei Santiddio auch so? Wo ist er? Ich möchte mit ihm reden.«
»Das habe ich bereits veranlaßt«, sagte Mordermi wahrheitsgetreu. »Ich befürchtete schon, daß dein primitiver Ehrenkodex sich als Problem erweisen und du nicht auf Vernunftgründe hören würdest.«
Mordermis Stimme klang merkwürdig widerhallend, und sein Gesicht schien zu verschwimmen. Conan setzte zu einer wütenden Antwort an, aber seine Zunge fühlte sich plötzlich so pelzig an. Der Cimmerier starrte auf den Kelch, den Mordermi ihm neu gefüllt hatte. Er war viel zu schwer, als daß er ihn halten konnte. Conan hörte, wie er auf dem Boden aufschlug, als er selbst sich Mordermi zuneigte. Seinen eigenen Aufprall hörte er nicht mehr.
Mordermi blickte mit bedauernder Miene auf den bewußtlosen Cimmerier hinab. »Vielleicht wird er vernünftiger, wenn er Zeit gehabt hat, über alles in Ruhe nachzudenken. Schließlich ist er ja nur ein barbarischer Abenteurer. Was sollte es schon für eine Rolle für ihn spielen, für wen er kämpft, solange er auf der Seite des Siegers ist?«
»Du müßtest es wirklich besser wissen«, murmelte Callidios. Er stupste die schlaffe Gestalt des Cimmeriers mit der Zehe. »Er war deine Schachfigur, weil er dir vertraute. Ein Spieler sollte sich klar darüber sein, wann er eine Figur opfern muß.«
16. Der Schnitter
16
DER SCHNITTER
Schließlich war es soweit, daß die Schwärze der Kerkerzelle die Düsternis der Bewußtlosigkeit ablöste. Conan richtete sich auf den Armen auf und würgte, als ihn bei der Anstrengung Übelkeit überkam.
»Da, trink davon!« Santiddio hielt ihm eine Schüssel mit lauem Wasser an die Lippen.
Conan trank unbeholfen. Seine Zunge war wie ausgedörrt und hatte einen metallischen Geschmack. Er spülte sich den Mund aus und spuckte auf das schmutzige Stroh, um den Geschmack loszuwerden.
»So«, murmelte Santiddio. »Sogar du!«
Conan bemühte sich, seine Umgebung aufzunehmen. Sie befanden sich in einer der Zellen unter der Palastfestung. Schwaches Fackellicht filterte vom Korridor herein. Er und Santiddio waren in ein schmutziges Verlies geworfen worden, das kaum für einen Mann genügend Platz bot. Eine starke Tür aus eisenverstärktem Eichenholz bildete eine Seite des winzigen Raumes, die restlichen Wände waren dicke Steinmauern. Ein Guckloch war mit Eisenstangen vergittert. Es gab eine ganze Reihe solcher Zellen auf dem düsteren Korridor, an dessen einem Ende sich der Wachraum befand, durch den man zur Kellertreppe kam. Am anderen Ende war die Folterkammer, die während Rimanendos Herrschaft immer gut instandgehalten worden war. Conan erinnerte sich recht gut an diese Verliese. Er war in der Nacht, als sie die Festung des Tyrannen stürmten, auch hier heruntergekommen, und noch jetzt grauste ihm vor dem Anblick, der sich ihm hier geboten hatte.
»Was ist passiert, nachdem ich von Kordava aufgebrochen war?« fragte Conan und bemühte sich aufzusetzen, um sich an die klamme Wand zu lehnen.
»Alles ging schief. Wir hatten geglaubt, alle unsere Träume würden nun wahr werden, doch statt dessen
Weitere Kostenlose Bücher