Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
Einschlag von ballistegeschleuderten Kugeln und das Schmettern von Rammen gegen feindliche Schiffe vor. Er hatte im Lauf seines Lebens nicht wenige Schandtaten begangen. Aber sie waren von verständlicher Art und nicht wie diese unheimlichen Manipulationen finsterer, ja möglicherweise unbeherrschbarer Kräfte aus überirdischen Regionen.
»Ernando!« brüllte er dem Smutje zu. »Her mit einer Riesenkanne vom stärksten Wein an Bord!«
So wurde die Seekönigin eingenommen und ihrem Ende geweiht. Ein Enterkommando von der Albatros holte die erstarrte Prinzessin und trug sie auf Zaronos Quarterdeck. Andere Seeleute häuften brennbares Material um die Masten und begossen es mit Öl. Dann kehrten alle auf die Albatros zurück und stießen die Seekönigin mit Stangen und Enterhaken von ihrem Schiff ab.
Als der Abstand zwischen den beiden Schiffen so groß war, daß die Albatros nicht mehr gefährdet wurde, schossen Bogenschützen brennende Pfeile auf die königliche Jacht. Das vorbereitete Material fing Feuer, und ein Segel nach dem anderen ging in Flammen auf. Der Brand breitete sich über das Deck aus und verschlang die lebenden, doch durch Zauber erstarrten Besatzungsmitglieder.
Das Kaperschiff setzte erneut die Segel und nahm Kurs auf die Küste von Shem. Die brennende Jacht blieb zurück.
Vom Mastkorb seiner Karracke beobachtete Conan den pilzförmig aufsteigenden Rauch, der das Ende der Seekönigin ankündete, und er stieß einen wilden Fluch aus. Die Tagedieb lag im Nordwesten, so weit entfernt, daß sie vom Deck der Albatros aus nicht gesehen werden konnte. Wäre es allerdings Zarono oder einem seiner Leute eingefallen, vom Mastkorb aus in diese Richtung zu spähen, hätte er zumindest die Mastspitzen erspäht, wenn die Wellen die Tagedieb hoben.
Conan verstand nicht, weshalb Zarono ein Schiff seines eigenen Landes zerstört hatte. Hinter der Tat steckte mehr als der Raub der Karte und der Versuch, den legendären Schatz zu bergen. Aber der riesenhafte Cimmerier hatte schon lange gelernt, unbeantwortbare Fragen zur Seite zu schieben, bis irgendwann neues Licht in die Sache kam, statt endlos zu grübeln und kostbare Zeit zu vergeuden.
Wer immer die unbekannten Opfer auf der Karavelle waren, er würde sie rächen, wenn er mit Zarono abrechnete! Und vermutlich ergab sich die Gelegenheit dazu schon bald.
4. Die namenlose Insel
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DIE NAMENLOSE INSEL
Der Sonnenuntergang verwandelte das wolkenbehangene Himmelsgewölbe in einen Baldachin feuriger Pracht. Der stumpfe Bug der Albatros zog seinen gischtenden Weg, als der Westwind die Karracke durch die rotglitzernden Wellen trieb. Weit hinter ihr, doch der Besatzung nicht bewußt, folgte Conan mit seiner Tagedieb, gerade weit genug entfernt, um im brennenden Sonnenuntergang und später unter den funkelnden Sternen nicht entdeckt zu werden.
Zarono lag in seiner Kajüte in einem weichen Sessel und hing seinen Gedanken nach, in der Hand einen mit ungeschliffenen Smaragden besetzten Kelch. Die angenehme Blume des starken shemitischen Weines erfüllte den kleinen getäfelten Raum. Eine an Ketten von der Decke schwingende Lampe warf ihren flackernden Schein auf knittriges Pergament, das an die Wand geheftet war, und auch auf Degen und Dolche, die ebenfalls an den Wänden hingen und deren Griffe vor Juwelen blitzten.
Zaronos fahle Züge wirkten düster, und seine kalten schwarzen Augen schienen nach innen zu blicken. Er trug ein loses Hemd mit Puffärmeln aus nicht mehr ganz sauberer weißer Seide, mit Spitzenbesatz am Hals und an den Handgelenken. Sein dichtes schwarzes Haar war zerzaust, und er war offenbar schon tief berauscht.
Als leicht an die Tür geklopft wurde, stieß er eine Verwünschung aus, ehe er unwillig »Herein!« rief.
Menkara trat mit der zusammengerollten Karte in die Kabine.
Mißbilligend betrachtete der hagere Stygier den lässig in seinem Sessel ausgestreckten Freibeuter.
»Noch mehr Zauberei?« höhnte Zarono und bemühte sich, seines Schluckaufs Herr zu werden. »Könnt Ihr einem normalen Sterblichen nicht das Vergnügen gönnen, sich am Wein zu erfreuen, ohne daß Ihr Euer häßliches Gesicht zwischen seine Gedanken drängt? Also sagt schon, was Ihr glaubt, sagen zu müssen!«
Ohne auf den Gefühlsausbruch des Angetrunkenen zu achten, rollte Menkara die Karte auf dem Tisch aus und deutete mit knochigem Finger auf Reihen fremder Schriftzeichen.
»Seit wir dem Mitrapriester die Karte abgenommen haben, zerbreche ich
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