Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
Kleidung, des zerzausten Haares und des nun durchaus nicht höfisch geschminkten Gesichts, das mit den festen, ja kühnen Zügen durchaus hübsch war.
»Was, im Namen aller Götter, macht Ihr denn hier, Prinzessin?« erkundigte er sich.
»Prinzessin!« rief Sigurd erschrocken. Sein rötliches Gesicht färbte sich noch tiefer rot. Er starrte das halbnackte Mädchen an, das er so formlos behandelt und geduzt hatte. »Bei Ymirs Bart und Baals flammendem Feuer! Ihr müßt mir verzeihen, Hoheit. Eine hochgeborene Dame – und ich nannte sie ›Mädchen‹ ...« Er sank auf ein Knie und blickte Conan betroffen an, der ihn offenbar auslachte.
Chabela bat: »Erhebt Euch, Kapitän Sigurd, und vergeßt es. Hofetikette wäre hier so fehl am Platz wie ein Pferd auf einem Giebeldach. Kennt Ihr Kapitän Conan, meinen anderen Retter?«
»Conan ... Conan?« überlegte Sigurd. »Der Cimmerier?«
»Ja«, brummte Conan. »Hast du von mir gehört?«
»Ja, in Tor ...« Sigurd unterbrach sich.
»Tortage wolltest du wohl sagen?« fragte Conan. »Irgendwie hast du mich auch an die Barachans erinnert. Ich gehörte ebenfalls zur Bruderschaft, bis mir der Boden unter den Füßen brannte. Jetzt bin ich Kapitän der Tagedieb mit einem Kaperbrief des Königs von Zingara. Wie sieht's aus? Wollen wir Freunde sein?«
»Das wollen wir, bei Lirs Fischschwanz und Thors Hammer!« rief der Vanir und faßte begeistert Conans Hand. »Aber wir müssen aufpassen, daß unsere Männer sich nicht in die Haare geraten. Die meinen sind hauptsächlich Argossaner und deine, nehme ich an, Zingarier. Da besteht die Gefahr, daß sie sich beim geringsten Anlaß an die Gurgel fahren. Doch da wir beide weder dem einen noch dem anderen Volk angehören, soll uns die alte Blutfehde nicht stören.«
»Richtig«, brummte Conan. »Wie bist du mit deinen Männern hierhergekommen?«
»Wir sind an der Südspitze auf Grund gelaufen. Das Schiff war nicht mehr zu retten, aber wir schwammen auf die Insel und schafften nach und nach, ehe es versank, den Proviant und eine Menge anderes Zeug hinüber. Der Kapitän erkrankte, da übernahm ich als Erster Offizier nach seinem Tod die Führung. Das ist nun einen Monat her, und seitdem arbeiten wir an einem seetüchtigen Segelfloß, das uns ans Festland zurückbringen soll.«
»Wußtet ihr etwas von dem schwarzen Tempel?«
»O ja. Meine Jungs und ich warfen einen Blick hinein, aber eine solche Aura des Bösen schlug uns entgegen, daß wir uns eilig zurückzogen und ihn von da ab mieden.« Sigurds blaue Augen blickten westwärts, wo die rote Sonnenscheibe gerade den blauen Horizont berührte. »Bei den Göttern, diese Flucht vor dem Ungeheuer hat mir Durst gemacht. Gehen wir in mein Lager und gönnen uns einen Tropfen Wein zur Stärkung. Es ist zwar nicht mehr viel übriggeblieben, aber was noch da ist, haben wir uns ehrlich verdient, glaube ich.«
8. Die Kobrakrone
8
DIE KOBRAKRONE
Zarono tobte, als er zur Albatros zurückkam und feststellte, daß Chabela verschwunden war. Der Freibeuter, der auf dem Achterdeck Wache gestanden hatte, und der Posten vor ihrer Tür wurden auf seinen Befehl hin gekielholt.
Noch vor Morgengrauen am nächsten Tag ging er mit dem größten Teil seiner Männer wieder an Land. Den ganzen Tag durchkämmten sie die Insel nach der Prinzessin, die ein wesentliches Element seiner Pläne war. Ein paar im Dickicht hängengebliebene Fetzen fanden sich, aber die bewiesen nur, daß sie auf der Insel gewesen war, gaben jedoch keinen Hinweis auf ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort.
Die Männer entdeckten auch die Überreste von Sigurds Lager, von den Barachan-Piraten selbst war jedoch nichts zu sehen.
Wütender denn zuvor kehrte Zarono bei Sonnenuntergang an Bord zurück. »Menkara!« brüllte er.
»Was gibt es?«
»Wenn Eure Zauberei etwas taugt, kann sie es jetzt beweisen. Zeigt mir, wohin dieses verdammte Mädchen geflohen ist.«
Zarono begleitete den Priester in dessen Kabine und sah zu, wie er seine Gerätschaften für den gleichen Zauber aufbaute, den er in Herzog Villagros Gewölbe gewirkt hatte. Die Kohlen im Becken glühten, der Zauberer leierte:
»Iao, Setesh ...«
Die jadegrüne Rauchwolke verdichtete sich, und ein Bild begann Form anzunehmen. Eine ruhige See war zu sehen, eine schlanke Karracke, deren Segel alle gesetzt waren. Doch sie hingen schlaff von den Rahen, und das Schiff schaukelte sanft in den öligen Wellen.
»Conans Tagedieb in einer Flaute«, murmelte Zarono, als
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