Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
das Bild sich aufgelöst hatte. »Aber wo?«
Menkara spreizte die Hände. »Tut mir leid, aber das sagt mir meine Kunst nicht. Wäre die Sonne sichtbar, könnte ich Euch zumindest sagen, in welche Richtung das Schiff segelt. Doch da sie bereits untergegangen ist ...«
»Soll das heißen«, fuhr Zarono auf, »daß sie irgendwo über dem Horizont sein kann, Ihr aber keine Möglichkeit habt zu erkennen, wo?«
»Ich bin nicht der große Thoth-Amon. Ich tue, was ich kann.«
»Konntet Ihr sehen, ob sich das Mädchen an Bord befand?«
»Nein, aber sie war wohl dort, sonst hätte die Vision nicht das Schiff gezeigt. Zweifellos schläft sie in einer der Kabinen.«
»Ich hätte mir meinen Spaß mit der Wildkatze machen sollen, solange ich die Gelegenheit hatte«, brummte Zarono. »Aber was können wir jetzt tun?«
»Nun, die Tagedieb ist vielleicht zur Küste von Kush unterwegs, aber wahrscheinlicher ist, daß sie nach Kordava zurücksegelt. Dieser Kapitän Conan beeilt sich gewiß, die Prinzessin zurückzubringen, weil er sich eine hohe Belohnung vom König verspricht.«
»Wenn wir nordwärts Fahrt aufnehmen, könnten wir sie vielleicht einholen.«
»Das glaube ich nicht. Das Meer ist viel zu groß, und eine Flaute, die Conan aufhält, würde auch Euer Schiff behindern. Und vielleicht segeln sie auch gen Nordosten zur Küste Shems, um Tovarro, des Königs Bruder, um Hilfe anzugehen. Wir haben keine Möglichkeit, das herauszufinden. Aber Ihr vergeßt unseren Hauptzweck.«
»Das Mädchen und der Schatz waren der Hauptzweck!«
»Nein, ich spreche vom großen Thoth-Amon. Wenn wir uns erst seiner Hilfe vergewissert haben, spielt es keine Rolle, ob die Prinzessin zu ihrem Vater zurückgebracht wird, ihren Onkel holt oder nicht. Der Fürst der Zauberer vermag sie so leicht zu lenken wie ein Puppenspieler seine Marionetten. Segeln wir nordostwärts zur stygischen Küste. Wenn wir dabei Conans Schiff einholen: schön und gut. Wenn nicht, macht es auch nichts.«
An der stygischen Küste angekommen, reisten Zarono und Menkara mit einer Karawane ins Landesinnere. Eine Hälfte der Mannschaft ließen sie zur Bewachung der Albatros zurück, die andere begleitete sie, bis an die Zähne bewaffnet. Diese Reise kostete Zarono gutes Gold, und das tat seiner habgierigen Seele weh.
Wie die meisten Seeleute fühlte er sich an Land nicht recht wohl. Er war aus seinem Element gerissen und irgendwie hilflos. Obgleich die Wüste von allen Landgebieten dem Meer noch am ähnlichsten ist, war sie ihm doch fremd. Ihm behagte weder der rhythmische Schaukelschritt des schlechtgelaunten Kamels noch die trockene Wüstenluft, die seine Kehle ausdörrte.
Doch blieb ihm nichts übrig als diese Unbequemlichkeiten zu erdulden. Jedenfalls war er froh, als er am dritten Tag die Oase von Khajar am Horizont auftauchen sah. Sie bestand aus einer dunklen einsamen Palmengruppe um seinen seltsamen schwarzen Teich. Durch das Laubwerk war ein massives Bauwerk zu sehen.
Mit Vorsicht näherte sich die Karawane der Oase. Menkara ritt voraus, um einen Wächter auf seine Gewandung aufmerksam zu machen, die ihn als Priester Sets auswies.
Stille herrschte in der Oase. Keine Vögel badeten im Teich oder flatterten trillernd oder kreischend zwischen den Palmen umher. Kein Wächter rief sie an. Am Rand der Oase blieben sie stehen. Auf einen Befehl hin legten die Kamele sich, ein Gliedmaß nach dem anderen, zu Boden und brachten dabei die Sänften auf ihren Rücken beängstigend zum Kippen. Zarono wandte sich an den Bootsmann:
»Behalte die Kameltreiber im Auge! Die Hunde fürchten sich. Sie könnten auf den Gedanken kommen zu fliehen, dann wären wir hier gestrandet.«
Zarono und Menkara gingen zu Fuß am Ufer des düsteren Teiches entlang auf das gedrungene Bauwerk zu. Zarono betrachtete den Teich mißtrauisch, er gefiel ihm gar nicht. Schwarz wie flüssige Kohle glitzerte er in der sengenden Nachmittagssonne. Ölige Farben schwammen auf der unbewegten Oberfläche wie lebende Wesen. An einer Uferseite stand ein rötlicher Block aus Stein, der an einen Altar erinnerte. Dunkle rostfarbene Flecken fanden sich an den Seiten und auf der Oberfläche. Zarono, dessen – wenn auch verwerfliche – Laster normaler Art waren, erbleichte und schauderte bei dem Gedanken, was wohl hin und wieder aus dem schwarzen Spiegel des Teiches hochsteigen mochte, um die Opfer auf dem Altar zu verschlingen.
Um den finsteren Teich herum näherten sie sich Thoth-Amons Zuhause. Als die
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