Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
ihren Inhalt bereits zu kennen. Er überlegte eine Weile.
»Ja, es liegt mir am Herzen, den verfluchten Mitrakult zu vernichten und unseren Vater Set wieder zu erheben«, murmelte er. »Aber ich bin sehr mit mächtigem Zauber beschäftigt – und Villagros Gold bedeutet mir wenig.«
»Das ist nicht alles, erhabener Herr«, warf Menkara schnell ein. Er zog das Buch von Skelos unter seiner Robe heraus. »Als Zeichen des guten Willens des Herzogs ersuchen wir Euch, dieses Geschenk aus unseren Händen anzunehmen.« Er legte das uralte Werk vor Thoth-Amons Füße.
Thoth-Amon schnippte mit den Fingern. Sofort schwebte das Buch hoch und ließ sich aufgeschlagen auf des Magiers Schoß nieder. Der Zauberpriester blätterte gleichmütig ein paar Seiten um.
»Ein seltenes, kostbares Geschenk, wahrhaftig«, murmelte er. »Ich hätte nicht gedacht, daß es ein drittes Exemplar gibt. Oder habt Ihr vielleicht die Bibliothek des Königs von Aquilonien ausgeraubt?«
»Nein, erhabener Herr«, antwortete Menkara. »Ein glücklicher Zufall ließ uns dieses Buch auf der namenlosen Insel im Westlichen Ozean finden ...«
Er verstummte, denn der düstere Riese auf dem Thron spannte sich plötzlich an. Kalte Feuer brannten mit einemmal in den schwarzen Schlangenaugen, die Luft wirkte kälter denn zuvor, und Zarono spürte eine Drohung darin. Erschrocken hielt er den Atem an. Hatten sie irgend etwas getan, was den mächtigen Zauberer erzürnte?
»Habt ihr nichts anderes vom Altar Tsathogguas, des Krötengotts, fortgetragen?« fragte Thoth-Amon mit gefährlich sanfter Stimme.
Menkara winselte: »Nichts weiter, erhabener Herr, als zwei Säcke mit Edelsteinen ...«
»Die vor dem Altar auf dem Buch lagen, nicht wahr?«
Menkara nickte, am ganzen Leib zitternd.
Thoth-Amon erhob sich. Höllische Flammen schienen in seinen schwarzen Augen zu flackern, und die Fliesen erbebten wie unter den Schritten eines Steinkolosses.
Mit Donnerstimme rief der Zauberer: »Ihr kriechenden Würmer! Solche Toren dienen mir, Thoth-Amon! Set, mächtiger Vater, gib mir Männer mit Scharfsinn als Sklaven! Ai Kan-phog yaa! «
»Mächtiger! Fürst der Zauberer! Wodurch haben wir Euch ergrimmt?« wimmerte Menkara und wurde immer kleiner.
In tödlichem Zorn ruhte der Blick des großen Stygiers auf den beiden. Seine Donnerstimme wurde dem Zischen einer Schlange gleich.
»Wisset, ihr Toren, daß unter der Kultfigur das verborgen liegt, das aller Reichtum der Erde nicht aufwiegen kann, mit dem verglichen das Buch von Skelos nicht mehr wert ist als ein leeres Pergament. Ich spreche von der Kobrakrone! «
Unwillkürlich sog Zarono laut die Luft ein. Irgendwann einmal hatte er von diesem heiligen Talisman der Schlangenmenschen von Valusien gehört – sie war das mächtigste Zaubersigill, das die Erde je hervorgebracht hatte, diese Krone der Schlangenkönige, mit der sie sich in vorgeschichtlicher Zeit der Reiche der Erde bemächtigt hatten. Und Menkara und er hatten das Buch und die Edelsteine genommen und dieses unübertreffliche Wertstück zurückgelassen!
9. Wind in den Segeln
9
WIND IN DEN SEGELN
Seit Tagen schon lag die Tagedieb in einer Flaute unweit der namenlosen Insel. Die Männer saßen entlang der Reling und ließen Angelschnüre ins Wasser hängen. Ein Stück vor dem Schiff plagte sich die Besatzung des Beiboots, die Tagedieb mit Hilfe eines dicken, am Bug befestigten Taus Handbreit um Handbreit näher zur fernen Küste des Hauptkontinents zu ziehen.
Conan fluchte und rief die barbarischen Götter der Cimmerier an, doch sie erhörten ihn nicht. Und Tag um Tag blieben die Segel schlaff von den Rahen hängen. Die kleinen Wellen schlugen müde gegen die Schiffshülle. Im Süden war Wetterleuchten am Horizont zu sehen, doch um die Tagedieb rührte sich kein Lüftchen.
Der riesenhafte Cimmerier machte sich Sorgen. Zaronos Schiff hätte ihn einholen und angreifen können, wäre nicht anzunehmen gewesen, daß auch seine Karracke in der Flaute nicht weiterkam. Entweder saß auch die Albatros irgendwo hinter dem Horizont fest, oder sie hatte von der Insel aus einen anderen Kurs eingeschlagen und so die Tagedieb verfehlt.
Was immer Zarono vorhatte, es war ganz gut, daß sie sich nicht mit ihm angelegt hatten. Auch ohne ihn hatten sie genügend Schwierigkeiten. Erstens ging ihnen allmählich der Proviant aus, und das Süßwasser wurde knapp. Und zweitens waren da Sigurd und seine Mannschaft. Conan mochte den offenen, furchtlosen jungen
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