Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
nun bereits weit zurücklag. Immer wieder legte er den Kopf schräg, um zu lauschen, und starrte mit brennenden Augen durch jede Türöffnung, an der sie vorbeikamen.
Unwillkürlich schauderte Valerie. Sie fürchtete keinen menschlichen Gegner, aber der rotglühende Boden unter den Füßen, die gespenstischen Steine über dem Kopf und die lauernden Schatten dazwischen, die Verstohlenheit und Furcht ihres Führers erweckten ein bedrückendes Gefühl in ihr, und sie glaubte nun schon fast selbst, überall nichtmenschliche Gegner im Hinterhalt zu fühlen.
»Sie sind möglicherweise zwischen uns und Tecuhltli!« flüsterte Techotl einmal. »Wir müssen sehr vorsichtig sein, weil sie uns vielleicht auflauern.«
»Warum verlassen wir diesen verdammten Palast nicht und laufen auf den Straßen weiter?« fragte Valerie.
»Es gibt keine Straßen in Xuchotl«, antwortete er. »Auch keine Höfe oder offene Plätze. Die ganze Stadt ist als einziger gewaltiger Palast unter einem riesigen Dach erbaut. Einer Straße am nächsten kommt noch die Große Halle, die die Stadt vom Nord- zum Südtor durchquert. Die einzigen Türen in die Außenwelt sind die Stadttore, durch die seit fünfzig Jahren kein Lebender mehr getreten ist.«
»Wie lange lebst du schon hier?« fragte Conan.
»Ich wurde in der Burg von Tecuhltli vor fünfunddreißig Jahren geboren. Noch nie setzte ich einen Fuß vor die Stadt. Bei den Göttern, schweigen wir nun lieber. Die Hallen mögen voll dieser lauernden Teufel sein. Olmec wird euch alles erklären, wenn wir erst in Tecuhltli sind.«
Also schlichen sie stumm weiter, mit den grünen Feuersteinen blinkend über den Köpfen und den flammenden Fliesen unter den Füßen. Valerie schien es, als flohen sie durch die Hölle, geführt von einem dunkelhäutigen, langhaarigen Gnom.
Und doch war es Conan, der sie zurückhielt, als sie ein ungewöhnlich breites Gemach durchqueren wollten. Seine an die Wildnis gewöhnten Ohren waren noch schärfer als Techotls, obgleich auch seine, durch die lebenslangen Kämpfe in diesen stillen Korridoren, überdurchschnittlich gut hörten.
»Du meinst, daß einige eurer Feinde uns irgendwo unterwegs auflauern könnten?«
»Sie streifen zu allen Zeiten durch diese Räume«, antwortete Techotl, »genau wie wir auch. Die Hallen und Gemächer zwischen Tecuhltli und Xotalanc sind umstrittenes Niemandsland. Wir nennen diesen Teil hier die Hallen des Schweigens. Weshalb fragt Ihr?«
»Weil in dem Raum vor uns Menschen sind«, antwortete Conan. »Ich hörte Stahl gegen Stein scharren.«
Wieder erzitterte Techotl heftig, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht klapperten.
»Vielleicht sind es deine Freunde?« meinte Valerie.
»Wir dürfen kein Risiko eingehen«, keuchte Techotl. Er glitt durch eine Tür links von ihnen in ein Gemach, in dem eine elfenbeinerne Wendeltreppe in die dunkle Tiefe führte.
»Über sie kommt man zu einem unbeleuchteten Korridor unter diesen Räumen«, zischte er. Dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. »Möglicherweise lauern sie auch dort, und es ist nur ein Trick, uns dorthin zu locken. Aber wir wollen hoffen, daß sie ihren Hinterhalt nur in den oberen Räumen legten. Kommt, beeilt euch!«
Lautlos wie Phantome huschten sie die Treppe hinunter und kamen zu einem Korridorschlund so schwarz wie die Nacht. Eine kurze Weile blieben sie lauschend davor stehen, ehe sie hineintraten. Als sie ihn entlangschlichen, prickelte Valeries Haut zwischen den Schultern in Erwartung eines Schwertstoßes aus dem Dunkeln. Hätte Conan nicht eine Hand um ihren Arm gelegt, wäre es unmöglich für sie gewesen, genau zu sagen, wo ihre beiden Begleiter sich aufhielten, denn die zwei waren ebensowenig zu hören wie eine sich anschleichende Katze. Die Dunkelheit hier war absolut. Mit der ausgestreckten Hand konnte sie eine Wand ertasten, und hin und wieder spürte sie eine Tür zwischen den Fingern. Der Korridor erschien ihr endlos zu sein.
Plötzlich erstarrten sie, als hinter ihnen ein Geräusch zu vernehmen war. Ein Schauder lief über Valeries Rücken, denn sie erkannte es als das leise Schließen einer Tür. Also befanden sich Menschen hinter ihnen im Korridor. Während sie sich noch mit diesem Gedanken beschäftigte, stolperte sie über etwas, das sich wie ein menschlicher Schädel anfühlte. Erschreckend laut klappernd rollte es über den Steinboden.
»Lauft!« japste Techotl mit hysterisch klingender Stimme und raste schon wie ein fliegendes
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