Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
war und bis über die Knie fiel. Ein weiterer Streifen hing über das Gesäß. Ihre Brustschalen und der Stirnreif waren dicht mit Edelsteinen besteckt. Ihre Augen, als einzige unter all denen der übrigen Dunkelhäutigen, wirkten normal, ohne diesen Ausdruck brütenden Irrsinns. Nach ihrem ersten Aufschrei öffnete sie die Lippen nicht mehr. Angespannt ließ sie keinen Blick von Valerie.
Der Mann auf dem Elfenbeinthron war ruhig sitzengeblieben.
»Prinz Olmec.« Techotl verbeugte sich tief mit ausgestreckten Armen und nach oben gerichteten Handflächen. »Ich bringe Verbündete aus der Welt jenseits des Waldes. Im Gemach Tezcotis mordete der Brennende Schädel meinen Kameraden Chicmec ...«
»Der Brennende Schädel!« echoten die Anwesenden verängstigt.
»Ja. Dann betrat ich das Gemach und fand Chicmec mit durchschnittener Kehle. Ehe ich zu fliehen vermochte, kam der Brennende Schädel auf mich zu. Als ich zu ihm hochblickte, stockte mein Blut, und das Mark meiner Knochen drohte zu schmelzen. Ich vermochte weder zu kämpfen noch zu fliehen, ich konnte nur hilflos auf den Todesstreich warten. Doch da sprang diese weißhäutige Frau von der Galerie herab und schlug den Brennenden Schädel mit ihrem Schwert nieder – und da stellte sich heraus, daß es nur ein Hundesohn von Xotalanc war mit weißer Farbe auf der Haut und dem lebenden Schädel eines alten Zauberers über dem Kopf. Jetzt liegt der Brennende Schädel in viele Stücke zerschlagen, und der Kerl, der ihn trug, ist tot.«
Eine unbeschreiblich wilde Begeisterung sprach aus diesem letzten Satz, und die gespannt Lauschenden murmelten aufgeregt.
»Wartet!« rief Techotl. »Das ist nicht alles. Während ich mit der Frau sprach, überfielen uns vier Xotalancas! Einen tötete ich – die Wunde in meinem Schenkel beweist, wie wild dieser Kampf war. Zwei tötete die Frau. Aber wir waren in arger Bedrängnis, als dieser Mann herbeistürmte und den Schädel des vierten spaltete. Ja! Fünf rote Nägel dürfen in die Rachesäule geschlagen werden!«
Er deutete auf einen Ebenholzpfeiler hinter dem Podest. Hunderte roter Punkte zeichneten sich auf dem glänzenden Holz ab – die roten Köpfe schwerer Kupfernägel.
»Fünf rote Nägel für fünf besiegte Xotalancas!« rief Techotl triumphierend. Die wilde Begeisterung der Zuhörer machte ihre Gesichter beinah unmenschlich.
»Wer sind diese Leute?« erkundigte sich Olmec. Seine Stimme klang wie das tiefe Grollen eines fernen Stieres. Keiner in Xuchotl schien wirklich laut zu sprechen. Es war, als hätte sich die Stille der leeren Hallen und verlassenen Gemächer auf sie übertragen.
»Ich bin Conan, ein Cimmerier«, antwortete der Barbar kurz. »Diese Frau ist Valerie von der Roten Bruderschaft, eine aquilonische Piratin. Wir sind Fahnenflüchtige einer Armee an der Darfargrenze weit im Norden und versuchen uns zur Küste durchzuschlagen.«
In ihrer Hast überschlugen sich die Worte der Frau auf dem Podest fast.
»Ihr werdet die Küste nie erreichen. Es gibt kein Entkommen aus Xuchotl. Ihr werdet den Rest eures Lebens in dieser Stadt bleiben müssen!«
»Was soll das heißen?« knurrte Conan. Er legte die Hand um den Schwertgriff und stellte sich so, daß er sowohl den Thron als auch den Rest des Raumes im Auge behalten konnte. »Wollt Ihr damit andeuten, daß wir Gefangene sind?«
»Nein, das meinte sie nicht«, warf Olmec ein. »Wir sind eure Freunde und würden euch nicht gegen euren Willen zurückhalten. Wir fürchten nur, daß andere Umstände euer Verlassen der Stadt unmöglich machen werden.«
Sein Blick flog zu Valerie, aber er senkte schnell die Augen.
Er deutete auf seine Gefährtin. »Das ist Tascela, eine Prinzessin der Tecuhltli. Doch genug der Worte. Tischt unseren Gästen auf. Zweifellos sind sie hungrig und durstig und auch müde von ihrem langen Weg.«
Er deutete auf einen kunstvoll geschnitzten Elfenbeintisch. Nachdem Conan und Valerie einen schnellen Blick gewechselt hatten, setzten sie sich. Den Cimmerier quälte Mißtrauen. Seine eisblauen Augen sahen sich wachsam um, und seine Hand nahm er nicht weit vom Schwert. Doch eine Einladung zu Speise und Trank konnte er nie ablehnen. Sein Blick wanderte immer wieder zu Tascela, doch die Prinzessin hatte nur Augen für die weißhäutige Piratin.
Techotl hatte sich einen Streifen Seide um die Schenkelwunde gebunden. Er ließ sich nun an der Tafel nieder, um seine neuen Freunde zu bedienen. Er erachtete es als Ehre, sich ihrer anzunehmen. Er
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