Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
Menschen.«
»Wie könntest du das auch aus dieser Entfernung erkennen?« fragte sie ein wenig spöttisch.
Er zuckte lediglich die Schultern und kehrte auf das Sims zurück.
»Leider können die Stadtbewohner uns hier nicht helfen – und sie täten es möglicherweise auch gar nicht, selbst wenn sie dazu in der Lage wären. Die Menschen der Schwarzen Länder sind Fremden gegenüber gewöhnlich feindselig eingestellt. Vermutlich würden sie uns – ohne uns überhaupt anzuhören – mit Speeren spicken ...«
Abrupt hielt er inne und blieb stumm stehen, als hätte er vergessen, was er hatte sagen wollen. Sein nachdenklicher Blick ruhte auf den roten Kugelfrüchten, die aus dem Laubwerk leuchteten.
»Speere!« murmelte er. »Wie dumm von mir, daß ich nicht schon eher daran dachte! Das beweist wieder einmal, daß eine schöne Frau einen Mann um den Verstand bringen kann.«
»Wovon redest du eigentlich?« erkundigte sich Valerie.
Ohne ihre Frage zu beantworten, kletterte er zu dem Laubgürtel hinunter und blickte durch ihn hindurch. Das Ungeheuer kauerte unten und lauerte immer noch mit der unerschöpflichen Geduld der Reptile auf sie. So mochte einer seiner Art zu den in Höhlen hausenden Urmenschen hochgefunkelt haben. Conan verfluchte die Bestie ohne jede Erregung und begann, Zweige zu schneiden. Er beugte sich vor und griff so weit er konnte, damit die Zweige möglichst lang ausfielen. Das Rascheln der Blätter erregte das Ungeheuer. Es richtete sich auf, peitschte mit dem Schwanz und knickte junge Bäume, als wären sie Zahnstocher. Conan beobachtete es wachsam aus den Augenwinkeln, und gerade, als Valerie schon glaubte, der Drache würde hochschnellen und auf den Cimmerier stürzen, zog der Barbar sich zurück und kletterte mit den abgeschnittenen Zweigen wieder zum Sims hoch. Drei schlanke Zweige waren es, etwa sieben Fuß lang, aber nicht viel dicker als sein Daumen. Auch einige der festen Lianen hatte er mitgebracht.
»Zweige, zu leicht für Speerschäfte, und Ranken, nicht dicker als Seile«, bemerkte er und deutete auf das Laubwerk um den Felsen. »Sie tragen unser Gewicht nicht – aber zusammen ... Wie schon die aquilonischen Renegaten sagten, wenn sie in die cimmerischen Berge kamen, um eine Armee zur Eroberung ihres eigenen Landes zusammenzustellen: ›Einigkeit macht stark.‹ Aber wir kämpfen immer nur stamm- und clanweise.«
»Was zum Teufel hat das mit diesen Stecken zu tun?« fragte Valerie verwirrt.
»Du wirst es bald sehen.«
Er verkeilte seinen Dolch mit dem Schaft in den gebündelten Zweigen und band die Ranken fest herum. Als er fertig war, hatte er einen kräftigen Speer.
»Wozu soll das gut sein?« fragte Valerie. »Du hast doch selbst gesagt, daß keine Klinge durch seine Schuppen dringen kann ...«
»Er ist nicht überall mit Schuppen gepanzert«, antwortete Conan. »Es gibt nicht nur eine Weise, dem Panther das Fell abzuziehen.«
Er kehrte an den Rand des Blätterdachs zurück und stieß die Klinge vorsichtig durch einen Derketaapfel. Als er den Speer zurückzog, achtete er darauf, daß ihn ja kein Tropfen des Saftes berührte, der von der Klinge tropfte. Er deutete auf den blauen Stahl, der nun mit dunkelpurpurnen Flecken behaftet war.
»Ich weiß natürlich nicht, ob es auch bei diesem Ungeheuer wirken wird«, sagte er. »Aber jedenfalls ist auf der Klinge jetzt genügend Gift, um einen Elefanten umzubringen. Na ja, wir werden sehen.«
Valerie folgte ihm dichtauf, als er erneut zum Laubdach hinunterstieg. Die in Gift getauchte Klinge hielt er von sich weg, als er den Kopf durch die Zweige steckte und zu dem Ungeheuer hinunterrief.
»Worauf wartest du denn, du schändliche Brut zweifelhafter Eltern?« war eine seiner milderen Beleidigungen, mit denen er das Untier überhäufte. »Streck doch deinen häßlichen Schädel wieder hier herauf, du langhalsiges Scheusal – oder möchtest du, daß ich hinunterkomme und dir einen Tritt in den Hintern versetze?«
Noch viel mehr dergleichen folgte und manches mit Worten, die sogar Valerie erstaunten, obwohl sie auf Piratenschiffen viel gehört und allerlei gewöhnt war. Es verfehlte seine Wirkung auf das Ungeheuer auch nicht. Genau wie ein andauernd bellender Hund von Natur aus stillere Tiere beunruhigt und in Wut bringt, so erweckt die laute Stimme eines Menschen in manchen Raubtieren Furcht und in anderen rasende Wut. Plötzlich und mit erschreckender Flinkheit stellte sich das Monstrum auf die Hinterbeine und reckte den Hals
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