Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
tief in den Wurzeln seiner Seele wühlten. Sein ganzes lebenstrotzendes Mannestum rebellierte gegen diesen geistigen Eingriff.
In der ungewöhnlichsten Schlacht seines Lebens focht er gegen die in seinem Geist tastenden Fühler der Finsternis. Hier, in diesem Reich der Gedanken, kämpfte allein Geist gegen Geist. Keine stählerne Rüstung, kein eisenbeschlagener Eichenschild, keine stählerne Klinge oder muskulöser Arm vermochten diese Fühler abzuwehren, die sich in seinem Gehirn breitmachten.
Nur allzugut spürte er sie und ihre lähmende Wirkung, die eisige Taubheit, die seinen ganzen Körper zu erfassen begann. Nach und nach verloren seine Glieder die Kraft, bis er kaum noch fähig war, aufrecht zu stehen.
Trotzdem kämpfte er weiter, klammerte sich grimmig mit aller Wildheit seiner barbarischen Abstammung an das Leben und sein Bewußtsein. Selten hatte er seinen Geist so als Waffe benutzen müssen. Doch jetzt kämpfte er, ohne seinen Körper einzusetzen, gegen diese heimtückischen, gleitenden Fühler einer fremdartigen Intelligenz, die ihm das Leben rauben wollten. Er spürte, wie sein Geist auf die körperlosen Tentakel dieses Geistes, der Xotli genannt wurde, einschlug, wie er sie losriß vom Kern seiner geistigen Kraft.
Da änderte der überirdische Geist seine Taktik. Seine Tentakel griffen die Zentren seines körperlichen Bewußtseins an und entzogen ihnen Lebenskraft. Schleier schoben sich vor Conans Augen, sein Bewußtsein verschwamm. Der weiße Stuck der Tempelfassade schien sich gelb zu färben, und unsichtbare Glocken dröhnten in Conans Ohr. Er fühlte, wie er davonglitt, in einen Schacht eisiger Schwärze fiel ...
Trotzdem kämpfte er weiter, versuchte, seinen Geist gegen diesen Dämon zu schützen, der ihm Lebenskraft entsog.
In dem tosenden Strudel seines kämpfenden Geistes hob der Hauch einer Erinnerung sich an die aufgewühlte Oberfläche seines Bewußtseins. Er entsann sich, in Geistform im schwarzen Herzen Golamiras gestanden zu haben, während der strahlend leuchtende Geist des Weisen Epemitreus zu ihm sprach. Und wieder hörte er die Stimme des alten Philosophen:
Eine einzige Gabe, nicht mehr, darf ich dir geben. Trag sie immer bei dir, denn in der Stunde der größten Not wird sie deine Rettung sein. Nein, mehr kann ich dir nicht sagen. Dein Herz wird dir verraten, wann du diesen Talisman benutzen mußt.
Dunkel erinnerte sich Conan an das kalt glitzernde Ding, das er nach seinem Erwachen aus dem prophetischen Traum im königlichen Schlafgemach in seiner geballten Hand gefunden hatte: den Kristalltalisman, den er seither immer, während all seiner folgenden Abenteuer, an einem Silberkettchen um den Hals getragen hatte.
Die Kraft war seinem gewaltigen Körper entsogen, doch nach wie vor brannte die unlöschbare Lebenskraft in ihm, die ihn in seinem langen, gefahrenreichen Leben aus so vielen tödlichen Bedrohungen als Sieger hatte hervorgehen lassen. Jetzt, in der Stunde seiner größten Not auf Erden, bediente er sich seiner ungeahnten Kraftreserven.
Eine narbige Prankenhand hob sich zum Hals, zog den Diamantphönix unter dem Kettenhemd hervor und zerbrach das Silberkettchen mit einem Ruck.
Als schwarze Geisterfühler sich wie ein Schraubstock um seinen Geist schlossen, ließ er den Talisman fallen. Dumpf hörte er, wie er auf dem Steinboden aufschlug.
Mit der letzten Anstrengung seines Bewußtseins, als sein Geist bereits in eine wirbelnde Leere gezogen wurde, stampfte er mit dem Stiefelabsatz auf das Amulett und zermalmte es zu Pulver. Und dann stürzte er in die Schwärze.
20. Die Götter des Lichtes und der Finsternis
20
DIE GÖTTER DES LICHTES UND DER FINSTERNIS
Und ist das grausige Opfer gebracht,
und die Schrecknisse des Kraken drohen,
Weiche nicht, wo andere längst flohen,
und vertrau des kristallenen Phönix' Macht.
Aus Die Gesichter des Epemitreus
Aus unendlicher Ferne, über Abgründe der Kälte und Schwärze hinweg, rief ihn eine kaum vernehmbare Stimme ...
Als sein Bewußtsein wiederkehrte, spürte Conan rauhe Hände um sich und harte Steine gegen seine Beine streifen. Er schnappte nach Luft, würgte und öffnete benommen die Augen. Er hing zwischen zwei ihn stützenden Männern: Sigurd Rotbart an einer und Goram Singh mit dem Turban an seiner anderen Seite.
»Laßt mich los, in Croms Namen!« brummte er. »Ich kann allein gehen.«
Sie hielten inne und halfen ihm ganz auf die Beine. »Ich hoffe es jedenfalls«, fügte er hinzu, als
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