Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
Zunge. Dann begann die Riesenechse, die Krallen in den Stein schlagend, die Treppe hochzuklettern.
Ein Grinsen verzog Conans bärtiges Gesicht. Er schob das Glasschwert durch seinen Gürtel und schwang sich zur nächsten, gut drei Fuß hohen Pyramidenstufe hoch. Leise schlich er an ihr entlang, bis er zu der Treppe kam, auf der der Oberpriester stand, wo er hinter und ein wenig über ihm stehenblieb. Wortlos drückte er beide Hände auf den Rücken des Hierarchen und schob.
Der Oberpriester verlor den Boden unter den Füßen und flog in einem Bogen auf die unteren Treppenstufen. In einem Wirbel brauner Gliedmaßen und grüner Federn rollte er weiter hinunter, bis zu dem hochkletternden Drachen. Ein Schnappen und Knacken, und die mächtigen Kiefer schlossen sich um den unendlich alten Herrscher von Antilien.
Der totenschädelähnliche Kopf des Hierarchen zuckte verzweifelt, und die knochigen Fäuste trommelten hilflos gegen die schuppige Schnauze. Doch als ein säbelgleicher Zahn in ein lebenswichtiges Organ drang, erschlaffte der hagere Körper, und die Schreie des Oberpriesters verstummten. Der Drache kehrte die paar Stufen zurück und machte es sich am Fuß der Pyramide bequem, um sich in Ruhe seinem Mahl zu widmen.
Auf der Pyramidenplattform schwang Yasunga unermüdlich seine Ketten wie Dreschflegel, während der Schweiß ihm in Strömen über die schwarze Haut rann. Ein anderer Pirat und ein Priester rollten engumschlungen, jeder mit den Händen um des anderen Hals, über den Steinboden. Milo, der Bootsmann, hatte mit den Ketten die Hellebarde eines Wächters abgefangen und bemühte sich, sie festzuhalten, während der Soldat keuchend versuchte, sie freizubekommen. Artanes, der Zamorier, kämpfte mit einer eroberten Pike, die er waagrecht schwang, gleichzeitig gegen zwei Antilier. Sigurd beeilte sich, die Handschellen und Halsreifen eines Piraten aufzuschließen, während andere ein paar Priester und Soldaten abwehrten, die sich auf ihn stürzen wollten, um ihm die Schlüssel wieder abzunehmen. Viele der Antilier waren von der Plattform geflohen, doch ein Teil kämpfte immer noch gegen ihre ehemaligen Gefangenen.
Mit einem schallenden Kampfgebrüll sprang Conan die Treppe hoch und stürzte sich ins Handgemenge. Geschützt durch sein Kettenhemd, nahm er es leicht mit drei der kleinen braunhäutigen Männer gleichzeitig auf. Ein brauner Kopf flog von seinem Körper und holperte die Zikkuratstufen hinunter. Ein anderer Ptahuacaner brach durchbohrt zusammen. Ein weiterer starrte schreiend auf seinen blutigen Armstumpf.
Die Augen von abergläubischer Furcht geweitet, wichen die Antilier vor Conan zurück, der wie ein scharfklingiger Wirbelwind einmal da und einmal dort zuschlug und ständig seine Stellung wechselte, was es seinen Gegnern schwer machte, einen Hieb oder Stoß gegen ihn zu führen. Auch wenn er vielleicht nicht mehr so behende war wie in seiner Jugend, war er für die Antilier doch der furchterregendste Mensch, dem sie je begegnet waren.
»Ein Dämon! Er ist ein Dämon!« schrien sie und wichen zurück.
Bald stand niemand mehr zwischen Conan, der sein blutiges Glasschwert in der Hand hielt, und der kleinen Gruppe um Sigurd. Der Nordmann blickte hoch.
»Amra!« brüllte Sigurd begeistert. »Bei Crom und Mitra und allen Göttern, wir hielten dich für tot!«
»Das bin ich noch nicht, Rotbart! Zuvor habe ich etwas Wichtiges zu erledigen.« Conan schlug dem tapferen Vanir auf die Schulter. »Wie sieht es aus?«
»Ich versuche, diese verdammten Schlösser aufzubekommen, aber das ist eine Heidenarbeit. Schaffst du es, bevor sie uns wieder angreifen?«
»Mit dem Schlüssel geht es zu langsam«, knurrte der Cimmerier. »Schauen wir mal, ob Glas Glas schneidet. Leg die Kette auf den Altarstein.«
Er nahm an, daß das Glas der Schwerter und das der Ketten in etwa gleich waren. Doch genau wie der Stahl eines Schwertes besser geschmiedet ist als das Eisen einer einfachen Kette, würde das Glas seines Schwertes dem der Ketten vermutlich überlegen sein. Während eine Kette nur zu halten brauchte, mußte ein Schwert schneiden. Nun, es kam auf den Versuch an.
Das Schwert blitzte in der Nachmittagssonne, als er es über seinen eisengrauen Kopf schwang. Mit aller Kraft der gewaltigen Muskeln geführt, pfiff die Klinge hinunter und schlug krachend auf dem Altar auf. Ein Kettenglied zersprang unter dem Hieb, und die fliegenden Splitter glitzerten wie Brillanten.
»Der nächste!« rief Conan.
Kette um Kette
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