Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
besessen waren, und mir war, als würde mein Alptraum zur Wirklichkeit.«
»Nicht ganz«, murmelte Conan. Er war erleichtert, daß sie sich nicht erinnerte. Zumindest das war ihr erspart geblieben. »Erzähl weiter.«
»Ich fand einen Säbel, leider nicht meinen, was ich sehr bedauere. Aber vielleicht bekomme ich ihn wieder, wenn wir uns in den Trümmern umsehen. Jedenfalls kämpfte ich mir einen Weg aus der Burg, doch noch ehe ich das Lager erreichte, brach die billige Klinge. Sie war nicht aus gutem Stahl gewesen. Es gelang mir, ein Pferd zu stehlen, und kaum saß ich auf seinem Rücken, verfolgten die Bergkrieger mich und jagten mich nach Süden, aus dem Tal. Ich hatte schon fast die Karawanenroute erreicht, ehe ich sie endlich abschütteln konnte.« Fast kläglich schüttelte sie den Kopf.
»Das erklärt nicht, wie du hierher geraten bist«, erinnerte er sie.
»Oh, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, den Kezankiern zu entkommen, als daß ich darauf geachtet hätte, wohin ich ritt, und so befand ich mich plötzlich zwischen einem halben Dutzend Wächter des Sklavenhändlers. Eine kurze Weile später hatten sie mich quer über mein eigenes Pferd gebunden.« Sie lachte, aber es klang gezwungen.
»In diesem Fall wird jedes Magistrat deine Freilassung bestimmten. Du brauchst nur zu beweisen, wer du bist und daß du keine Sklavin warst.«
Sie senkte die Stimme und versicherte sich mit einem Blick, daß die beiden an sie geketteten Frauen nicht zuhörten. »Wie stellst du dir das vor, Conan? Wenn ich meinem Magistrat beweise, wer ich bin, schicken sie meinen Schädel nach Shadizar, damit er dort eine Lanzenspitze ziere. Hol dich Derketo! Kauf mich frei!«
Zu seiner Überraschung ließ sie sich mit einemmal wieder auf die Knie fallen. Den Grund erkannte er schnell. Ein dicker Mann mit einem dünnen, gewichsten Schnurrbart und einem goldenen Ohrring, der mit einem fingernagelgroßen Rubin geschmückt war, stiefelte herbei.
»Guten Morgen.« Er verneigte sich leicht vor Conan. »Ich sehe, Ihr habt Euch eine meiner Hübschesten ausgewählt. Knie etwas strammer, Mädchen, und die Schultern zurück. Die Schultern zurück, sage ich!«
Mit rotem Gesicht und einem wütenden Blick auf Conan gehorchte Karela. Der Dicke strahlte, als wäre er Schulmeister und sie seine beste Schülerin.
»Ich weiß nicht«, sagte Conan besonnen.
Karela bedachte ihn mit noch wütenderen Blicken, und der Sklavenhändler musterte abschätzend des Cimmeriers arg mitgenommene Kleidung. Er öffnete die Lippen, doch dann ließ ein zweiter Blick auf Conans breite Schultern und sein gewaltiges Breitschwert ihn die Worte ändern.
»Ich muß ehrlich sein, das Mädchen ist ganz neu und deshalb billig. Ich erhalte mir meinen guten Ruf, indem ich nie etwas verkaufe, über das ich dem Käufer nicht genau Bescheid geben kann. Dieses Mädchen ist erst seit zwei Tagen in meinem Besitz und hat bereits zweimal versucht zu entkommen; fast wäre es ihr gelungen, einem Wächter den Säbel wegzunehmen.« Conan beobachtete Karela heimlich aus den Augenwinkeln. Bei diesen letzten Worten straffte sie stolz die Schultern, so wie der Händler es zuvor verlangt hatte. »Das war allerdings alles am ersten Tag.« Karelas Wangen begannen zu glühen. »Ordentliche Hiebe nach jedem Versuch erfüllten jedoch ihren Zweck. Seither benimmt sie sich beispielhaft.« Ihr Gesicht war jetzt tiefrot. »Nun wißt Ihr ihre guten und ihre schlechten Seiten, soweit ich sie kennengelernt habe.«
»Ich weiß Eure Offenheit zu würdigen«, versicherte ihm Conan. »Was beabsichtigt Ihr in Sultanapur mit ihr zu machen?« Nun blickten ihre grünen Augen ihn forschend an.
»Ich werde sie als Haremsfrau verkaufen«, erwiderte der Sklavenhändler. »Für gemeine Arbeiten ist sie zu hübsch, für ein Freudenhaus zu gut, für Yildiz jedoch nicht gut genug, da sie weder singen noch tanzen kann – obgleich sie Tänze kennt, von denen sie anfangs nichts zu wissen behauptete. Also werde ich sie für den Harem eines wohlbetuchten Kaufmanns verkaufen, dem sie das Bett wärmen kann, was?« Er lachte, aber Conan stimmte in sein Lachen nicht ein.
»Conan«, flehte Karela und schluckte. »Bitte!«
»Oh, sie kennt Euch«, sagte der Sklavenhändler überrascht. »Ihr wollt sie also kaufen?«
»Nein«, entgegnete der Cimmerier. Sowohl Karela als auch der Dicke starrten ihn bestürzt an.
»Habt Ihr mir bloß die Zeit gestohlen?« brauste der Sklavenhändler auf. »Vermutlich habt Ihr nicht einmal
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