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Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Titel: Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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löste er die
Finger. Er streifte die Wand nur leicht, denn berührte er sie zu sehr, würde er
dadurch nach außen gestoßen werden und hilflos in die Tiefe stürzen. Als er
spürte, daß seine Füße das Fenster erreichten, schob er sie vor. Das steinerne
Fenstersims prallte gegen seine Sohlen, seine Handflächen klatschten gegen die
steinernen Fenstereinrahmungen, sein Rücken hing gefährlich nach außen. Die
Stärke der Mauer, die Tiefe des Fensters bot nicht einmal einem Fingernagel
Halt. Nur der Druck seiner Hände verhinderte seinen Absturz.
    Mit angestrengt gespannten
Muskeln zog er sich vorwärts, bis er in Samarides’ Haus steigen konnte. Als
sein Fuß den teppichbedeckten Boden berührte, legte sich seine Hand um das
abgeschabte Leder des Schwertgriffs. Das Gemach war dunkel, doch seine
nachtgewöhnten Augen sahen die vagen Umrisse von Sesseln. Behänge, aus deren
Farben die Dunkelheit ein dumpfes Grau gemacht hatte, bedeckten die Wände. Auch
das Muster der Teppiche auf dem Marmorboden war nicht zu erkennen. Er seufzte
zumindest ein wenig erleichtert. Das hier war kein Schlafgemach, in dem er
jemanden wecken könnte, der dann Alarm schlug. Es war auch allmählich Zeit, daß
in dieser Nacht der ständig drohenden Gefahren endlich einmal etwas gutging.
    Aber Probleme gab es natürlich
immer noch. Er wußte nicht, welches schlimmer war: wieder aus dem Haus zu
gelangen – oder die Durchführung des Diebstahls. Samarides’ Haus war um einen
Garten gebaut, in dem der Kaufmann einen großen Teil seiner Zeit an den
Springbrunnen verbrachte. Die einzige Tür seiner Schatzkammer führte im
Erdgeschoß auf den Säulengang rund um diesen Garten.
    Es wäre leicht gewesen, vom Dach
zum Garten zu klettern, und Baratses hatte ihm auch genau erklärt, wo er die
richtige Tür finden würde. Doch nun mußte er durch die Korridore schleichen und
immer der Gefahr gewärtig sein, von Dienern oder Wächtern entdeckt zu werden.
    Vorsichtig öffnete er die Tür
einen Spalt und spähte auf den Gang, den vergoldete Messingöllampen an den
Wänden beleuchteten. Mit Perlmutt eingelegte Tischchen standen in
unregelmäßigen Abständen an diesen Wänden, die in verwirrendem, vielfarbigem
Mosaikmuster getäfelt waren. Niemand näherte sich auf dem glänzenden
Marmorboden. Lautlos verließ er das Gemach.
    Einen Augenblick lang blieb er
stehen und rief sich den Plan des Hauses vor Augen. Die Schatzkammer lag in jener Richtung. Angespannt lauschend, eilte er lautlos wie eine Katze durch die
Korridore. Eine Hintertreppe führte ihn zum nächsten Stockwerk, dann entdeckte
er eine weitere. Ihre Lage und die Tatsache, daß die dunkelroten Fliesen stumpf
und abgetreten waren, verrieten ihm, daß es sich um die Gesindetreppe handelte.
Zweimal warnten ihn das Klappern von Sandalen in kreuzenden Gängen, und er
drückte sich mit angehaltenem Atem an die Wand, während Sklaven in blauen
Kitteln vorübereilten, glücklicherweise zu sehr mit ihren Aufträgen
beschäftigt, als auch nur einen Blick in die abzweigenden Gänge zu werfen.
    Endlich erreichte er den
Innengarten, den die nachtdunklen Hauswände zur Schlucht machten. Nahezu ein
Dutzend Springbrunnen, zwischen Feigenbäumen, blühenden Stauden und
Alabasterstatuen verteilt, plätscherten sanft. Die Schatzkammer lag an der
gegenüberliegenden Seite.
    Der Cimmerier erstarrte nach dem
ersten Schritt. Eine verschwommen erkennbare Gestalt eilte von einem Gartenweg
in seine Richtung. Lautlos wich er zur Seite, fort von dem Licht, das aus der
offenen Tür fiel.
    Die näherkommende Gestalt
zögerte. Hatte sie ihn gesehen? Und nun setzte sie sich wieder in Bewegung,
ganz langsam, lautlos fast. Dann verließ sie den Weg und kam auf ihn zu.
Angespannt wartete er völlig reglos, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken.
Näher kam die schattenhafte Gestalt – noch zehn Schritte – fünf – zwei …
    Plötzlich erstarrte sie, keuchte
laut. Der kräftige junge Mann machte einen Satz. Er drückte die Prankenhand auf
den Mund der Gestalt, um zu verhindern, daß sie schrie. Mit dem anderen Arm
hielt er ihre Arme fest. Zähne verbissen sich in seine schwielige Hand, und
Füße traten nach seinen Beinen.
    »Hol dich Erlik!« zischte er.
»Du kämpfst wie eine Frau! Hör auf, dann tu ich dir nichts.«
    Ihm wurde bewußt, daß die
Gestalt, die er festhielt, unverkennbare Rundungen aufwies. Er machte einen
Schritt seitwärts zum Rand des Lichtscheins und sah große braune Augen, die ihn
stirnrunzelnd über

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