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Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Titel: Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den Kaufmann Baratses, der in Gewürzen aus
den fernsten Ländern handelte. Zehn Goldstücke hatte der Gewürzhändler ihm für
Samarides’ – der war ein reicher Juwelenhändler – kostbarsten Besitz
versprochen, für einen Kelch, der aus einem einzigen, riesigen Smaragd
geschnitten war. Zehn Goldstücke waren zwar nur der hundertste Teil seines
Wertes und ein Zehntel von dem, was die Hehler in Shadizars verrufenstem
Viertel, der Wüste, dafür geben würden, aber eine längere Pechsträhne beim
Würfeln hatte den Cimmerier in arge Verlegenheit gebracht. So hatte er sich mit
dem Diebstahl einverstanden erklärt und mit dem Preis, und zwei Goldstücke als
Vorschuß genommen, ehe er überhaupt wußte, was er stehlen sollte. Aber er hatte
nun einmal zugesagt, und so mußte er die Sache auch durchführen. Zumindest,
dachte er grimmig, gibt es keine Wachen auf dem Dach, wie auf so vielen Häusern
anderer Kaufleute.
    »Crom«, murmelte er, warf einen
letzten Blick auf Samarides’ Dach und kehrte zu den Schatten zwischen den
Schornsteinen zurück. Dann holte er tief Luft und duckte sich, während er zum
gegenüberliegenden Satteldach spähte. Plötzlich sprang er wie ein jagender
Leopard los und rannte nach zwei Schritten so schnell er konnte. Sein vorderer
Fuß berührte die Dachkante, und schon sprang er mit ausgestreckten Armen und
Fingern, die zum Festklammern bereit waren.
    Krachend landete er
langausgestreckt auf dem schrägen Dach und begann auch gleich abzurutschen.
Verzweifelt spreizte er Arme und Beine, um nicht so schnell zu schlittern,
während er gleichzeitig Ausschau nach etwas hielt, und mochte es noch so klein
sein, an dem er sich festhalten könnte. Doch unaufhaltsam näherte er sich der
Dachkante und damit dem Sturz in die Tiefe.
    Kein Wunder, daß keine Wächter
auf dem Dach sind, sagte er sich, wütend darüber, daß er sich darüber nicht
früher Gedanken gemacht hatte. Die Dachplatten waren glatt wie geöltes
Porzellan. In Herzschlagschnelle glitten seine Füße über den Rand und gleich
darauf die Beine. Da rutschte seine Linke in eine Lücke, wo eine Platte fehlte.
Platten zerschellten, als sein Gewicht seine vergeblich greifende Hand durch
sie hindurchdrückte, und Bruchstücke regneten an ihm vorbei in das Dunkel unter
ihm. Holz klatschte gegen seine Handfläche, krampfhaft klammerte er sich daran.
Mit einem Ruck, der an den kräftigen Schultermuskeln riß, konnte er sich
festhalten, während beide Beine über dem Abgrund schwangen.
    Zum erstenmal seit seinem Sprung
gab er einen Laut von sich. Zischend den Atem ausstoßend, knirschte er zwischen
den Zähnen: »Zehn Goldstücke sind nicht genug!«
    Plötzlich gab mit einem scharfen
Knacken der Holzrahmen nach, an den er sich klammerte, und er fiel wieder. Im
Stürzen streckte er sich aus, drehte sich und bekam die fingerbreite Leiste am
unteren Friesrand mit den Fingerspitzen zu fassen, wodurch er gegen die
Alabasterwand schmetterte.
    »Bei weitem nicht«, keuchte er,
als er wieder zu Atem gekommen war. »Ich habe gute Lust, das verfluchte Ding,
sobald ich es habe, zu Zeno zu bringen.« Aber noch während er es sagte, wußte
er, daß er nicht zu dem nemedischen Hehler gehen würde. Immerhin hatte er sein
Wort gegeben.
    Es wurde ihm natürlich sofort
klar, daß sein Problem nicht darin bestand, den Smaragdkelch an den Mann zu
bringen, sondern mit heiler Haut dieser Lage zu entgehen. Die einzigen
Öffnungen in der Alabasterwand dieser Höhe waren Lüftungslöcher von der Größe
seiner Faust, denn das oberste Geschoß und der Dachboden dienten als Lagerraum
und der Unterbringung der Diener und Sklaven. Für sie waren, nach Samarides’
Meinung, keine Fenster erforderlich, denn hätten sie welche, würden sie sich
hinauslehnen und den Anblick seines prächtigen Hauses verunzieren. Keine
anderen Friese oder Simse unterbrachen die glatten Fassaden der Wände, es gab
auch keine Balkone. Das Dach, von dem er gesprungen war, hätte für ihn genausogut
in Sultanapur, und das Dach über ihm jenseits der Wolken sein können. Blieben
demnach nur die Fenster im zweiten Stock, deren obere Bogen sich etwa eine
Armlänge unter seinen Füßen befanden.
    Es war nicht seine Art zu
zaudern, wenn sein Weg entschieden war. An den Fingerspitzen hängend, arbeitete
er sich Hand um Hand an der Leiste entlang. Die beiden ersten Fenster, an denen
er vorbeikam, waren beleuchtet. Er durfte sich nicht sehen lassen. Das dritte
Fenster aber war dunkel.
    Tief Luft holend,

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