Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Grobbehauene Granitsäulen reihten sich auf dieser Mauer aneinander
wie die Zähne eines sonnengebleichten Totenschädels. In der Mitte dieses
Kreises waren drei hellhäutige Brythunier, die Hände weit über den Köpfen, an
hohe Pfähle aus schwarzem Eisen gebunden; die Lederschnüre schnitten ihnen tief
in die Haut. Doch nicht sie waren es, denen die Aufmerksamkeit der Beobachter
galt, sondern einem großen Mann in scharlachrotem Gewand mit geteiltem Bart,
der auf einem die Mauer durchbohrenden und in den Berg hinter ihm führenden
Tunnel aus schweren Steinblöcken stand.
Basrakan Imalla, dessen dunkles
Gesicht schmal und streng unter einem rot-grün-goldenen Turban hervorsah, warf
den Kopf zurück und rief: »Ruhm und Herrlichkeit den wahren Göttern!«
Ein Seufzen der Begeisterung zog
durch die Beobachter, und ihre zustimmende Erwiderung hallte von den Bergen:
»Ruhm und Herrlichkeit den wahren Göttern!«
Wäre Basrakan anders gewesen,
als er war, hätte er jetzt zufrieden gelächelt. Kezankier kamen üblicherweise
nicht in großer Zahl zusammen, denn fast jeder Clan stand mit den meisten
anderen in Blutfehde. Aber ihm war gelungen, sie und noch viele mehr
zusammenzurufen. Gut zehnmal so viele wie diese hier lagerten in den schroffen
Bergen rund um das Amphitheater, und Dutzende weitere schlossen sich ihnen
jeden Tag an. Mit der Macht, die die wahren Götter ihm geschenkt, und dem
Zeichen ihrer Gunst, das sie ihm geschickt hatten, hatte er getan, was kein
anderer vermochte. Und er würde noch mehr tun! Er war der Erkorene der alten
Götter des Kezankian-Gebirges.
»Die Menschen der Städte …« –
bei diesen Worten sprach Abscheu aus seiner Stimme – »… beten falsche Götter
an. Sie wissen nichts von den wahren Göttern, den Geistern der Erde, der Luft,
des Wassers und des Feuers!«
Ein wortloses Gebrüll erdröhnte
aus tausend Kehlen. Zustimmung für Basrakan klang daraus und Haß auf die
Menschen der Städte, bis selbst die schreienden Männer nicht hätten sagen
können, wo eines endete und das andere begann.
Basrakans schwarze Augen
brannten fanatisch. Hunderte von Imallas wanderten durch die Berge und trugen
das Wort der alten Götter von Clan zu Clan und waren durch ihre Botschaft von
Feindschaft und Fehde sicher. Doch ihm war es gegeben, den Ruhm der alten
Götter neu zu erwecken.
»In den Augen der wahren Götter
sind die Menschen der Städte schändlich!« Wie eine tiefe Glocke schallte seine
Stimme, und er spürte, daß sie in den Herzen seiner Zuhörer widerhallte.
»Könige und hohe Herren morden im Namen abscheulicher Dämonen, die sie ihre
Götter nennen, die wahren Gläubigen! Fette Kaufleute horten mehr Gold in ihren
Kammern, als ein ganzer Kezankierclan je besitzt! Prinzessinnen locken mit
ihren halbnackten Körpern und werfen sich den Männern an den Hals! Dirnen baden
sich in teuren Wohlgerüchen und schmücken sich mit Gold wie Edelfrauen!
Menschen mit weniger Stolz als Tiere betteln auf den Straßen! Der Unflat ihres
Lebens beschmutzt die Welt – doch wir werden ihn mit ihrem Blut fortwaschen!«
Das Begeisterungsgebrüll, das den
grauen Granit unter seinen Füßen erschütterte, drang kaum bis zu seinen
Gedanken vor. Tief in dieses Höhlenlabyrinth der Berge hier hatte er sich
zurückgezogen, hatte sich mit nur einer Fackel durch die finsteren Gänge
getastet, um den Geistern der Erde näher zu sein, wenn er sie lobpreiste. Die
wahren Götter hatten ihn dort zu dem unterirdischen Teich geführt, in dem
augenlose, weißliche Fische um ein Gelege riesiger Eier, so hart wie die
feinste Rüstung, schwammen – Eier, die seit zahllosen Jahrhunderten dort
schlummerten.
Jahrelang hatte er befürchtet,
die wahren Götter würden sich seines Studiums der Zauberkünste wegen von ihm
abwenden, doch gerade diese Künste hatten ihm geholfen, die glatten schwarzen
Eier zu seiner Hütte zu schaffen. Ohne das Wissen, das ihm durch sein
Zauberstudium zuteil geworden war, wäre es ihm nie geglückt, eines der neun
auszubrüten und die geschlüpfte Kreatur an sich zu binden, so unvollkommen
diese Bande auch waren. Wenn er nur die Augen des Feuers hätte … Nein, SOBALD
er sie alle hatte, würden die jetzt so dünnen Bande wie Eisen werden!
»Wir werden die Ungläubigen
töten, die Erdbeschmutzer!« fuhr Basrakan fort, als der tobende Beifall
allmählich leiser wurde. »Wir werden ihre Städte niederreißen und den Boden,
auf dem sie standen, mit Salz verwüsten! Ihre Frauen, diese Hüllen der
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