Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
den
Wächtern und seinem Gesicht. Diesmal versuchte er nicht, die Leute mit dem Teppich
aus dem Weg zu jagen. Die Soldaten kamen näher, offenbar zufrieden, weil er
ihrem Befehl gehorchte. Bis er sich halb umgedreht hatte, waren sie an seiner
Seite.
Eine
Hand griff nach ihm. »Und jetzt laß dein Gesicht sehen«, forderte die rauhe
Stimme.
Conan
gestattete, daß die Finger ihn noch um eine Handspanne weiter herumdrehten,
dann riß er das in der Scheide steckende Breitschwert aus dem Teppich und ließ
die schwere Rolle gegen den Soldaten fallen, der ihn am Arm zog. Den
Schmerzensschrei und das Bersten brechender Knochen des auf das Pflaster
stürzenden schnurrbärtigen Soldaten hörte er kaum, er hatte nur Augen für die
zwanzig weiteren, die die schmale Straße hinter dem anderen Soldaten
versperrten.
Einen
knappen Augenblick lang waren alle wie erstarrt. Conan handelte als erster. Mit
weitausholendem Arm warf er Weidenkäfige mit aufgeregt gackernden Hühnern
zwischen die Soldaten. Hennen flatterten aus zersprungenen Käfigen. Händler und
Käufer, nicht weniger aufgeregt schreiend, flohen kopflos in alle Richtungen,
einige versuchten sogar, sich einen Weg durch die Soldaten zu bahnen, die
wiederum die Leute mit Knüppeln vertrieben. Das Grunzen der Schweine war zu
einem verzweifelten Quieken geworden, und die blökenden Schafe zerrten an ihren
Stricken.
Conan
riß die Klinge aus der Scheide, als ein Soldat sich aus dem Durcheinander löste
und seinen Tulwar ziehend über den auf dem Boden liegenden Kameraden sprang.
Conan wich seitwärts aus und schlug zu. Der Turaner schrie auf, als das
Breitschwert in ihn drang. Noch ehe er zu Boden stürzte, hatte der Cimmerier
die Klinge zurückgerissen und durchtrennte nun damit den Strick des am nächsten
stehenden Schafes. In Todesangst vor der blitzenden Klinge rannte das Schaf
zwischen die Soldaten, die brüllend Anweisung gaben, den Weg zu räumen, und die
um Gnade flehenden Käufer. Und zwischen allen flatterten und gackerten Hühner.
Zwei weitere Soldaten versuchten an Conan heranzukommen, wurden jedoch von dem
Schaf zu Fall gebracht. Conan wartete nicht länger. Er rannte los und warf im
Laufen weitere Hühnerkäfige um.
An
der ersten Ecke bog er nach rechts ab, an der nächsten nach links. Erstaunte
und erschrockene Augen, die sich bereits der Richtung des Tumults zugewandt
hatten, folgten seiner Flucht. Er hatte nur Augenblicke gewonnen, das war ihm
klar. Die meisten, die ihn sahen, würden es leugnen, wenn die Stadtwächter sie
fragten, denn das war in Sultanapur nun einmal so, aber einige würden eben doch
reden, genug jedenfalls, daß die Soldaten auf seiner Spur bleiben konnten. Vor
ihm bewegte sich ein zweirädriger Ochsenkarren, bis etwas über Mannshöhe mit
festgebundenen Ballen beladen, der an einer Kreuzung abbog. Ein zweiter
hochbeladener Karren, dessen Fuhrmann nebenherging, folgte ihm, dann ein
weiterer Karren.
Plötzlich
hielt Conan vor dem Stand eines Töpfers an. Vor den weitaufgerissenen Augen des
Mannes wischte der Cimmerier das blutige Schwert am gelben Stoffdach des
Standes ab. Während er die Klinge in die Scheide zurückschob und den Gürtel um
den Leib schnallte, rannte Conan weiter. Der Töpfer, der ihm nachstarrte und
gestikulierte, hielt im Schreien inne, als Conan sich umdrehte und ihn ansah.
Dieser Mann würde ganz sicher reden, sogar noch ehe die Wächter ihn befragten.
Conan wußte, daß er ein Wagnis einging, aber wenn sein Plan fehlschlug, war er
nicht schlimmer dran als vorher. Er würde jedoch nicht fehlschlagen, sagte er
sich. Sein Gefühl verriet es ihm, genau wie es der Fall war, wenn die Würfel
für ihn fielen.
In
der Gewißheit, daß der Töpfer auf die Richtung achtete, die er nahm, bog Conan
in die ab, aus der die Ochsenkarren gekommen waren. Als er sich daran machte,
diese Straße entlangzulaufen, stieß er den Atem aus; er hatte gar nicht
bemerkt, daß er ihn angehalten hatte. Das Gefühl der Gewißheit war sogar noch stärker
als gewöhnlich beim Würfelspiel. Ein weiterer Ochsenkarren rumpelte auf der
schmalen Straße auf ihn zu.
Conan
drückte sich an die Wand, um ihn vorbeizulassen, dann ging er hinter dem Karren
herum auf dessen andere Seite. In der Höhe des Rades fiel er in Schritt mit dem
dahinstapfenden Ochsen. Der Töpfer würde den Soldaten die Richtung weisen, die
er genommen hatte, während er inzwischen genau in der entgegengesetzten
verschwand. Vielleicht gewann er dadurch auch nicht viel mehr als
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