Conan-Saga 30 - Conan der Furchtlose
mir für diesen Barbarentölpel überhaupt nichts.«
Es entstand eine Pause. Conan überlegte, ob er die Augen einen Spalt öffnen sollte. Er entschied sich dafür; aber er sah nur einige rosa Seidenkissen, die ihm den Blick auf die Sprechenden versperrten. Er hätte sich bewegen müssen; aber das schien ihm noch nicht klug zu sein. Er stemmte sich gegen seine Fesseln; sie hielten.
Lemparius sprach weiter. »Stünden doch die Dinge wieder wie früher zwischen uns, liebste Dame!«
»Du weißt genau, daß das völlig ausgeschlossen ist. Ich lasse mich nicht mehr auf – Beziehungen dieser Art mit normalem Mannsvolk ein.«
»Aber ich habe mich verändert, Djuvula! Ich bin jetzt stärker als früher.«
Die Frau lachte. »Du hältst doch wohl meine hellseherischen Fähigkeiten nicht für so begrenzt, daß ich eine Zunahme bei dir nicht erkannt hätte, oder?«
»Aber, meine Liebe, ich wollte doch keineswegs deine göttlichen Kräfte herabsetzen, sondern dir nur erklären, daß ich mit meinen verstärkten Energien jetzt über eine gewisse – Vitalität verfüge, die mir früher fehlte.«
Wieder lachte Djuvula. »Aber mit Sicherheit nicht soviel wie mein Prinz, da würde ich wetten.«
»Mag sein! Andererseits spricht auch vieles für Technik statt bloßer Standfestigkeit, meinst du nicht auch?« Lemparius' Stimme wurde leiser. »Ich könnte dich wirklich befriedigen, meine Liebe. Ich weiß es, wenn du mir nur Gelegenheit gibst.«
»Ich kenne Männer, wie du vielleicht einer geworden bist, Lemparius, und hege den Verdacht, daß du weit mehr versprichst, als du je halten kannst.«
»Dann gib mir eine Chance! Du hast doch nichts zu verlieren, wenn du mir eine Gelegenheit gewährst, meine – Fähigkeiten zu beweisen. Sollte ich versagen, hast du immer doch diesen Muskelprotz für dein Simulacrum. Und wenn – nein, kein ›Wenn‹, sondern ein ›Nachdem‹ – ich es dir bewiesen habe, benötigst du deinen Prinzen nicht mehr.«
Wieder trat eine Pause ein. Diesmal länger. Conan versuchte, seine Lage etwas zu verändern, damit er etwas sehen konnte; aber die rosafarbene Kissenwand war so groß wie ein Pferd und verstellte ihm den Blick.
»Was du sagst, klingt nicht ganz unsinnig, Lemparius«, sagte Djuvula und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Also gut! Demonstriere dein neuerworbenes, überragendes Können!«
»Hier? Jetzt?«
»Warum nicht? Deine Männer haben den Barbaren so zugerichtet, daß er noch einen Tag durchschläft. Und sollte er aufwachen, stört es mich überhaupt nicht, wenn er zuschaut. Es sei denn, du hast deswegen Hemmungen.«
Lemparius lachte, aber es klang gekünstelt. »Kaum«, sagte er. »Nun denn!«
Das Rascheln von Kleidung drang an Conans scharfe Ohren. Er benutzte die Gelegenheit, seine Lage nochmals zu verändern. Jetzt sah er einen Holzpfosten und das Stück eines Baldachins, der wohl zu dem Luxusbett gehörte, auf dem Conan lag. Wenigstens hatte man ihm die Hände vor dem Körper zusammengebunden, so daß er die Fesseln mit den Zähnen erreichen konnte. Langsam und vorsichtig brachte er die Hände vors Gesicht, bis die Seidenbänder die Lippen berührten. Er fing an, auf dem Material zu kauen, das nach Stoffarbe schmeckte. Ihm war klar, daß er eine ganze Weile würde kauen müssen.
»Set soll diesen verfluchten Barbaren holen!« sagte Lemparius laut.
»Probleme, Lemparius?« Djuvulas Stimme troff von der Süße eines Bienenstocks im Frühling.
»Das siehst du doch genau! Ich bin verletzt! Dieser Mistkerl hat mich getreten! Ich – ich habe grauenvolle Schmerzen, wenn ich versuche ...«
»Wie schade!« unterbrach ihn Djuvula. »Damit wäre die Frage deiner Vitalität beantwortet.«
»Das ist wirklich kein angemessener Test, Djuvula! Du mußt mir Zeit geben, mich von meiner Verletzung zu erholen.«
»Muß ich?« Die Frau lachte. »Nun, ich schätze, ein paar Tage kann ich noch warten, bis ich meinen Prinz von der Lanze zum Leben erwecke. Ich gewähre dir drei Abende, Lemparius. Vielleicht kann mich der Barbar bis dahin bei Laune halten.«
»Du verhöhnst mich!«
»O nein, Lemparius! Das täte ich nie. Es macht mir einfach Spaß. Der Barbar ist ein wahrlich tapferer Mann. Sein Herz wird für mich in der Brust meines Prinzen schlagen. Bis dahin gestatte ich ihm und dir großzügigerweise drei Tage.«
Conan hatte genug gehört. Er sollte bei irgendeinem üblen magischen Ritual geopfert werden! Brüsk setzte er sich auf. Neben ihm auf dem Bett lag ein toter oder bewußtloser
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