Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
Sprague de Camp – Seite 278
Conan der Renegat
Conan
der Renegat
1. Entscheidung durch das Schwert
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ENTSCHEIDUNG DURCH DAS SCHWERT
»Halt! Wer da?« Hart klang die Stimme des Wächters an des Reiters Ohr. Auch der schwarze Kampfhengst verhielt den Schritt. Der Reiter wendete das stampfende Roß herum und sah sich dem Fragenden gegenüber.
»Ich bin Conan aus Cimmerien.« Der Sprecher war ein furchteinflößender Mann in der Vollkraft seiner Jugend mit einer gerade geschnittenen rabenschwarzen Mähne, die seinem Rappen farblich Konkurrenz machte. Arme und Gesicht waren tief und gleichmäßig gebräunt, als käme er von den Eisfeldern des Nordens. »Ich bin auch ein Söldner.«
Die Wahl seines Reittieres wurde durch seine Größe und das Gewicht seiner Waffen gerechtfertigt: Der Mann war ein Hüne, groß und breit, sein Kettenhemd paßte sich den darunterliegenden Muskelbergen an. Von seinem Sattel hingen Schwert, Axt, Schild, Helm und Speer. Aufgerollte Pelzumhänge baumelten über leeren Satteltaschen. Er sprach Kothisch mit dem Akzent der Barbaren. »Wo ist der Weg zu Hundolphs Lager?«
Der Wachtposten, ein Corinthier mit gegabeltem Bart, musterte Conan von oben bis unten und beeilte sich nicht mit der Antwort. Er räkelte sich auf einem Sattel, den er über eine Verstrebung der behelfsmäßigen Barrikade neben der Lehmstraße gelegt hatte. Obwohl seine Haltung schlaff und unmilitärisch war, ruhte seine Hand mit ausgesprochener Zärtlichkeit auf dem Bogen im Schoß. Ein Köcher voll mit Pfeilen lag neben ihm. »Wenn du einer von Hundolphs Männern sein willst, wo ist dann dein Waffenrock?«
»Ich gehöre nicht zu seiner Truppe.« Conans Pferd wieherte ruhelos. »Wenigstens bis jetzt noch nicht.«
»Verstehe.« Der Wächter sah ihn träge an. »Wieder so ein hungriger Geier, der das Schlachtfeld umkreist.« Er hob die Schultern. »Du kannst passieren. Hundolph liegt geradeaus zur fünften Terrasse und dann links.« Er wechselte auf seinem Notsitz die Stellung. »Aber wenn du einen guten Platz willst, versuch's bei Bragos Zelt, gleich hier vorn. Seine Männer schleppen bei Plünderungen mehr ab.«
Der Cimmerier nickte gleichgültig und wendete sein Pferd. »Ich kenne Hundolph von alten Zeiten her.« Dann trieb er sein Pferd an und ritt die Straße hinauf.
Das Lager der Freien Kompanien war inmitten terrassenförmig angelegter Weinberge aufgeschlagen, unter den Stadtmauern von Tantusium, einer Provinzstadt im Westen Koths. Conan, der gerade aus öden Landstrichen kam, war von der Größe des Lagers überrascht. Auf dem felsigen Abhang breitete sich eine Unmenge Zelte aus. Von Hunderten von Feuern stiegen Rauchwolken in den dunstigen blauen kothischen Himmel auf, der am Horizont bei den Hügeln und steinumrandeten Feldern und Wiesen beinahe weiß erschien.
Das Lager war nachlässig angelegt. Die Umgrenzung ganz in der Nähe schloß mit den tiefsten Terrassenböschungen und einer flachen Schlucht ab, die sie durchschnitt. Conan sah, daß das Lager nur wenig Verteidigungskraft von seinen Vorpostenstellungen erwarten konnte, die lediglich aus aufgehäuftem Geröll und Steinen auf den niedrigen Abhängen bestanden.
Auch die Stadt selbst schien für ihre Sicherheit mehr auf ihre natürliche Höhenlage zu vertrauen als auf Menschenwerk. Man sah Tantusium über den Zelten und Weinstöcken als eine weiße Mauer, überragt von den zackigen Linien der Dächer aus Ziegeln und Schiefer. Aus dieser Entfernung schien die Mauer rauh verputzt zu sein. Sie war weder sehr hoch noch steil, und es schien nur einen engen Wehrgang ganz oben zu geben. Das einzige richtige Bollwerk in Sichtweite war ein gut gebauter Schutzwall aus grauem Stein, der sich am steileren Ende des Höhenzugs mit der Stadtmauer vereinigte. Er war höher als die andere Mauer und mit Zinnen versehen. Das war die uralte Zitadelle oder der Palastbereich.
Während sein Hengst den Weg nach oben über das Kopfsteinpflaster trabte, führte Conan seine taktische Einschätzung fort. Das auffällig mit Fransen geschmückte Zelt unter dem Drachenbanner mußte das Bragos sein. Zu beiden Seiten standen die Zelte jetzt immer dichter. Die Terrassen der Weingärten zwischen den niedrigen Feldsteinböschungen waren unter den dichtgedrängten Segeltuchzelten kaum noch zu sehen. Einige niedergetrampelte Stellen waren für die Pferde eingezäunt, ansonsten gab es kaum ein freies Plätzchen. Die meisten Zeltinsassen schienen auf der Straße
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