Conan-Saga 32 - Conan der Champion
jetzt seine Waffenbrüder waren. Er führte einige pikante Einzelheiten seines Sieges über Agilulf an. Seine Zuhörer lauschten mit dem Interesse von Profis den Worten eines Meisters. Da Conan nie unter übergroßer Bescheidenheit litt, schmälerte er auch in keinster Weise seine Verdienste bei den nachfolgenden Kämpfen. Er endete mit Komplimenten für seine neue Dienstherrin und seine Gefährten und erklärte lautstark seine Begeisterung, gegen ihre Feinde anzutreten. Die Bierkannen zollten lauten Beifall, als er sich wieder setzte.
Dann erhob sich Alcuina und lobte, wie es im Norden Sitte war, ihre Männer überschwenglich und verteilte Geschenke unter sie. Ihre Lobesworte für Conan fielen seiner Meinung nach kärglich aus, wenn man seinen entscheidenden Beitrag zur ihrer Verteidigung berücksichtigte. Doch in materieller Hinsicht konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt einen schweren Armreif, der mit Korallen und Granaten besetzt war. Allein das Goldgewicht entsprach dem Jahressold eines erfahrenen Schwertkämpfers im Süden. Conan schob den Ring über seinen dicken Bizeps des rechten Arms und dankte Alcuina höflich. Sie schien es nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Als man die Fackeln herunternahm, verkündete Alcuina, daß die Feiern für die Toten am nächsten Abend bei Sonnenuntergang stattfänden. Danach begaben sich alle zur Ruhe. Alcuina verschwand hinter dem Gobelin, der das Ende der Halle abteilte. Ihr Magier ging hinaus in seine kleine Hütte, wo er seinen Pflichten als Zauberer nachkam. Alle anderen schliefen, in ihre Umhänge gehüllt, im Stroh.
Conan hatte noch keine Lust zu schlafen. Er griff einen Krug mit heißem Würzbier und ging nach draußen. Irgendwie war er unruhig, ohne zu wissen, warum. Im Hof war alles ruhig. Mensch und Tier schliefen. Nur ein Hund streunte herum. Zweifellos erhoffte er sich noch einen Leckerbissen vom Fest.
Der Cimmerier sah einen Lichtschein von der Wand über dem Tor kommen. Er überquerte den Hof und stieg die Treppe aus halben Baumstämmen zum Rand der Steinmauer hinauf. Dort führte eine hölzerne Galerie innen an der Palisade entlang. Oben am Tor stand ein einzelner Wachtposten neben einem Kohlebecken. Im Schein der Glut erkannte Conan in ihm einen seiner Kampfgefährten.
»Sei gegrüßt, Hagbard«, rief er ihm zu. »Eine kalte Nacht, um Wache zu schieben, was?«
Hagbard wickelte seinen Umhang dichter um sich. »Kälter als es sein sollte, Conan.«
In der Tat war die Temperatur beträchtlich gefallen, seit Conan die Halle betreten hatte. Er gab Hagbard die Kanne. Der Mann trank dankbar von dem warmen Ale. »Die Frostriesen marschieren in diesem Jahr früh nach Süden«, sagte der Cimmerier.
Hagbard gab ihm die Kanne zurück. »Danke, Freund. Ja, das deutet auf einen schlimmen Winter. Wenn es noch viel kälter wird, werden wir unsere Toten morgen nicht begraben können.«
»Verbrennt ihr sie auch?«
»Nein, nie! Ein Krieger wird mit seinen Waffen beigesetzt, ein Handwerker mit seinem Werkzeug, eine Hausfrau mit Spinnrocken und Spindel. So ist es Sitte. Selbst die Kinder werden mit ihrem Spielzeug begraben und die Leibeigenen mit ihren Feldgeräten. Wenn wir sie morgen nicht begraben können, werden wir ein Leichenhaus bauen, ohne Wände, worin wir sie aufbewahren, bis es taut.«
Conan betrachtete das düstere und ziemlich unheimliche Land um das Lager. Es war flach, beinahe eine Ebene, und bildete einen seltsamen Gegensatz zu den meist bewaldeten Bergen der Region. Im Schein des Vollmondes zeichneten sich mehrere steile Hügel ab, von denen der, auf dem Conan stand, der höchste war. Mehrere waren oben ebenfalls von Steinmauern gekrönt. Auf der Ebene standen große Felsbrocken in ebenmäßigen Reihen oder Kreisen. Manche Steinplatten waren wie Eingänge aufgeschichtet, wo eine große Platte auf zwei senkrechtstehenden Steinen auflag.
»Seit wann lebt ihr schon in dieser Gegend?« fragte Conan. Er berührte eine Pfahlspitze. Sie war klebrig vom ausgetretenen Harz.
»Erst seit dem Mittsommer. Wir waren vorher zehn Jahre an unserem alten Platz. Dann waren die Felder ausgelaugt. Auch Wild und Fische wurden rar. Da wurde beschlossen, weiterzuziehen.«
Die meisten Stämme im Norden waren Halbnomaden. Es hatte Zeiten gegeben, als ganze Nationen ihre gesamte Habe zusammenpackten und weiterzogen, nur weil sie mal eine andere Gegend sehen wollten. Daraus entstanden oft große Kriege. Hauptgrund war jedoch, daß der Boden ausgelaugt war, weil Menschen ihn zu
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