Conan-Saga 32 - Conan der Champion
wußte, daß diese Träume selbst die Möglichkeiten eines Mannes wie Totila bei weitem überstiegen. Der Norden verfügte einfach nicht über genügend Männer, um ein so großes Gebiet mehr als ein paar Jahre lang halten zu können. Dennoch wollte er Totila zum größten König des Nordens machen. »Wenn mein Herr es wünscht, werde ich mit Hilfe gewisser Zaubersprüche Verbündete herbeirufen, die meinen Geboten bedingungslos gehorchen. Untertan sind mir die Frostriesen des Nordens und die Toten unter der Schneedecke.«
»Mir gleich, wie du es machst«, sagte Totila, der auf Einzelheiten keinen Wert legte. »Sorge nur dafür, daß mir der Weg zu dieser Frau offensteht, damit ich sie zu meiner Königin machen kann. Dann werde ich dich wie immer reichlich belohnen.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Iilma. »Geh jetzt zurück in die Halle und feiere mit deinen Kriegern. Ich bin hier den Rest der Nacht und bis übermorgen früh beschäftigt. Dann werden wir weitersehen.«
Totila ging zurück zur Halle. Iilma berührte den Teich mit seinem Zauberstab und stieß schrille, unheimliche Schreie aus. Außerhalb der Lichtung wurde es bitterkalt.
4. Kampf mit den Toten
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KAMPF MIT DEN TOTEN
Conan wachte am nächsten Morgen auf, als die Tür zur Halle aufgerissen wurde. Ein eiskalter Wind und ein beinahe erfrorener Wachtposten kamen herein. Der Mann warf die Tür zu und stürmte zum Feuer. Dort hielt er die von der Kälte blauen Hände über die noch warme Asche. Conan stand auf. Sofort war er hellwach, wie immer, wenn er nicht zuviel getrunken hatte. Stöhnend und sich kratzend wurden auch die anderen Männer langsam wach. An einem so kalten Morgen kostete das Aufstehen wirklich Überwindung.
Conan ging zur Feuerstelle. Er wunderte sich, daß die paar Stunden Wache einem harten Burschen aus dem Norden so zugesetzt hatten. »Guten Morgen, Regin«, sagte der Cimmerier. »Ist es so kalt draußen?«
Mit klappernden Zähnen stieß der Mann hervor: »Geh raus und überzeuge dich selbst.«
Conan ging zur Tür und öffnete sie. »Croms Zähne!« Schnell schloß er sie wieder. Draußen herrschte Schneetreiben, und der Wind war so bitterkalt, wie Conan ihn noch nie im Norden erlebt hatte. Von fern hörte man, wie es in den Bäumen krachte. Eine in Pelz gehüllte Gestalt trat neben den Cimmerier.
»Öffne die Tür!« befahl Alcuina gebieterisch. Conan gehorchte.
Die Frau trat hinaus. Conan mußte sie bewundern, wie sie ungerührt im eiskalten Schneesturm stand.
Dann ging sie wieder zurück in die Halle und rief: »Aufstehen, ihr faulen Kerle! Wir müssen dafür sorgen, daß das Vieh nicht erfriert. Macht Feuer, und hängt alle Teppiche an die Wände!« Sie winkte ihrem Haushofmeister. Er zog sich die Hose hoch und rannte herbei. »Aslauf, bring soviel Tiere wie möglich in die Stallungen. Gib ihnen reichlich Futter. Wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Kuh oder ein Pferd zu verlieren. Schafft auch die Hühner in Ställe oder Schuppen. Wenn nötig, bringen wir die Tiere auch in die Halle, bis sich das Wetter ändert. Lieber den Gestank aushalten als einen Winter lang hungern.«
»Jawohl, Alcuina«, sagte der Haushofmeister. Dann lief er los und rief Stallburschen und Leibeigene zusammen, die für die Tiere zu sorgen hatten.
Die Königin winkte jetzt Conan zu sich heran. »Komm, Fremder, wir müssen nachsehen, ob es dem alten Mann gutgeht.«
Einen Augenblick lang wußte Conan nicht, wen sie meinte. Dann fiel ihm aber der alte Magier Rerin ein. »Einen Moment noch«, sagte er und holte sein Schwert.
»Was willst du denn damit?« fragte die Königin.
»Ihr habt mich doch wegen meines Schwertes in Dienste genommen, Herrin«, antwortete Conan mit unverschämtem Grinsen. »Ohne ein solches würde ich Euch nicht viel nützen.«
Alcuina führte ihn zu der kleinen Hütte an der Mauer. Conan bewunderte ihr Haar, das sie jetzt zu einem dicken Zopf geflochten trug, der bei jedem Schritt hin und her schwankte. Unter dem Pelzumhang blieb ihre Gestalt ein Rätsel, doch war ihr Gesicht leicht und graziös.
»Letzte Nacht lebte der Alte noch«, teilte ihr Conan mit.
»Woher weißt du?«
»Ich war noch draußen, nachdem alle anderen schliefen, und habe mich mit dem Wachtposten am Tor unterhalten. Beim Zurückgehen sah ich Licht bei ihm.«
»Er arbeitet für mich fast Tag und Nacht«, sagte sie. »Nicht wie meine Krieger, die alle heiligen Zeiten mal kämpfen und sonst nur mein Essen verschlingen, mein
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