Conan-Saga 32 - Conan der Champion
kann.«
Den ganzen Abend hindurch blickte Alcuina finster aber entschlossen drein. Sie hatte alles getan, was getan werden konnte. Conan versuchte sie aufzuheitern, aber sie ging auf nichts ein.
»Sorge lieber dafür, daß dein Schwertarm geschmeidig bleibt, Cimmerier. Vielleicht wirst du ihn bald brauchen.«
»Mein Schwertarm ist allzeit bereit«, prahlte Conan. »Stets zu Euren Diensten. Vor welchem Feind habt Ihr Angst?«
»Bete, daß du nie die Sorgen eines Herrschers hast, Cimmerier. Heute habe ich vielleicht dafür sorgen können, daß mein Volk durch einen langen und harten Winter kommt. Andere mögen nicht so umsichtig gehandelt haben. Wenn das Wetter so bleibt, werden sie hungrig werden und die überfallen, die noch Nahrung und Futter haben.«
Conan nickte. »Stimmt! Da habt Ihr recht. Herrschen heißt nicht nur fröhlich Krieg führen, auf einem Thron sitzen und Wein aus juwelenbesetzten Pokalen schlürfen.«
Kurz darauf schickte Alcuina einen anderen Burschen als Ablösung hinauf zum Rauchloch und gab den Befehl, die Fackeln zu löschen. Das Feuer war für die Nacht eingedämmt, Menschen und Tiere legten sich zur Ruhe. Alcuina zog sich hinter den Gobelin am Ende der Halle zurück. Bald ertönte lautes Schnarchen in der dicht besetzten Halle.
Conan wachte auf, als der Junge im Giebel rief: »Da draußen ist jemand!« Seine Stimme klang verängstigt.
Schnell sprang der Cimmerier von seiner Schlafstatt auf und nahm sein Schwert vom Holzpflock. Gegen das Tor der Halle dröhnten laute Schläge. »Haltet das Tor geschlossen!« schrie er. Stöhnend und ächzend wachten einige auf. Fragen wurden laut in der Dunkelheit.
»Schürt das Feuer höher!« forderte der Cimmerier. Dann bahnte er sich einen Weg, um zum Rauchloch über der Tür zu gelangen. Quiekend flohen Schweine vor seinen Tritten. Schnell kletterte er nach oben zu dem Jungen. »Woher sind sie gekommen?« fragte er und starrte ins Dunkel hinaus.
»Sie müssen über die Mauer geklettert sein«, antwortete der Bursche. »Ich habe das Burgtor nicht aus den Augen gelassen. Da ist keiner durchgekommen.«
Unten vor dem Eingang zur Halle hielten etwa ein Dutzend Männer einen Baumstamm in den Armen und schlugen damit gegen die Türflügel. Seltsamerweise waren ihre Köpfe und Körper schneeverkrustet. »So wenige nur?« wunderte sich Conan.
»Das Tor!« rief der Junge. Conan blickte hinüber. Zwei Eindringlinge mühten sich mit dem schweren Riegel ab.
Conan rief in die Halle: »Ich gehe hinunter. Folgt mir, Krieger, sobald ihr bewaffnet seid. Kommt aber übers Dach! Laßt die Tür verschlossen. Die Leibeigenen sollen Bänke und sonstiges Gerät davorstellen!« Dann blickte er wieder auf die Angreifer hinunter, die versuchten, die Tür einzuschlagen.
»Willst du wirklich da hinunter?« fragte der Junge entsetzt.
»Früher oder später muß jeder Mann etwas tun, um sein Brot zu verdienen«, meinte Conan tiefsinnig. Er kletterte hinaus und sprang. Das Schwert hielt er seitwärts, um nicht beim Aufsprung darüber zu stolpern oder gar hineinzufallen. Leichtfüßig landete er, den Aufprall mit federnden Knien abfangend. Da er keinen Schild hatte, packte er das Schwert mit beiden Händen und rief den Angreifern zu: »Ihr seid aber harte Burschen, wenn ihr in einer Nacht wie heute einen Überfall wagt! Wer schickt euch?«
Einer wandte dem Cimmerier das Gesicht zu. Conans Blut wurde so kalt wie die Nacht. Die Augen des Mannes waren nach oben gerollt, so daß man nur das Weiße sah. Seine Bewegungen waren steif. Man hörte es knirschen. Unter der Kleidung sah man offene, von gefrorenem Blut bedeckte Wunden.
»Crom!« stieß Conan aus. »Das sind ja Tote!«
Der Leichnam kam auf Conan zu. Trotz der Steifheit der Bewegungen war er schnell. Die anderen setzten ihr monotones Hämmern gegen die Tür fort.
Lebende oder Tote, für Conan gab es nur einen Weg, mit ihnen fertigzuwerden. Als der Leichnam mit ausgestreckten Krallenhänden ihn angriff, versetzte Conan ihm mit aller Kraft einen Schlag in die Seite. Es war, als habe er einen Baumstamm getroffen. Das Schwert riß einen großen Brocken gefrorenes Fleisch samt Knochen heraus. Ein Kristallschauer gefrorenen Blutes rieselte herab. Dem Ding schien es nichts anzuhaben. Seine Klauenfinger schlossen sich um den Hals des Cimmeriers und begannen zuzudrücken.
Conan ließ den Schwertgriff los und packte verzweifelt die Handgelenke des Toten. Unerbittlich preßten die kalten Finger weiter und schnürten ihm die
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