Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
ebenfalls fasziniert anstarrte. Pyla, Zaria und Thebia hätten Aasgeier sein können, die an einem Ochsengerippe pickten. Er würdigte sie keines Blickes.
Die Frau konnte den Tänzerinnen nur ausweichen, indem sie dicht bei ihrem Bewunderer und seinen Leibwächtern vorbeiging. Dies war dem Mann gleichzeitig mit Conan klar. Schnell gab er mit der Hand ein Zeichen. Conan hatte erst zwei Schritte vorwärts getan, als einer der Leibwächter der Frau ein Bein stellte.
Überrascht sah der Cimmerier, daß sie zu kämpfen verstand. Blitzschnell hatte sie Korb und Krug fallenlassen, um die Hände frei zu haben und das Gleichgewicht zu bewahren. Als ihr dies nicht gelang, drehte sie sich in der Luft und zog beim Fallen einen Dolch aus dem Stiefel. Geschmeidig wie eine Schlange schnellte sie wieder auf die Beine.
Der Adlige sprang auf. Eine Hand lag am Schwertgriff, die andere streckte er ihr entgegen. Allerdings bezweifelte Conan, daß diese Geste freundschaftlich gemeint war. Als seine Leibwächter ebenfalls aufstanden, packte die Frau seine Hand und drehte sie kräftig im Gelenk. Die perlenbesetzten Schuhe des Stutzers fanden auf dem von Wein bespritzten Boden keinen Halt. Er landete auf dem Rücken.
Conan war jetzt nahe genug, um die Frau sagen zu hören: »Verzeiht mir, edler Herr. Ich wünschte ...« Jetzt blickten zwei Leibwächter Conan an. Unter der dünnen Haut der Zivilisation brodelte das heiße Blut des Cimmeriers. Am liebsten hätte er sie sofort mit dem Schwert niedergemacht.
Der Adlige betrachtete die Rotweinflecke auf dem Gewand und schaute dann die Frau an. »Sie hat mich angegriffen!« kreischte er. »Meine Kleidung ist ruiniert! Tut eure Pflicht!«
Die Frau stand mit dem Rücken zu einem der Leibwächter. Als seine Kameraden die Schwerter zückten, holte er mit dem Schlagstock aus. Dieser landete jedoch auf Conans ausgestreckter Klinge. Der starke Arm des Cimmeriers hielt dem Schlag stand, so daß der Stock abglitt und die Frau statt am Kopf nur an der Schulter traf.
Wieder rollte die Frau blitzschnell beiseite und schaffte damit Conan Platz zum Kämpfen. Im Augenblick brauchte er diesen jedoch nicht. Der adlige Stutzer und seine Gefährten waren über die Gegenwehr völlig verdutzt. Conan warf schnell einen Blick zu Moti hinüber. Der Wirt stand schweißüberströmt da und hielt den Griff des Holzschlegels so fest, daß die Knöchel weiß waren.
Der Cimmerier bezweifelte, daß er noch einmal im Roten Falken einen Schluck trinken würde. Der Adlige hatte Moti derartig in Angst und Schrecken versetzt, daß er tatenlos zusah, wie ein anständiger Gast angegriffen wurde. Conan nannte niemanden ohne Beweis einen Feigling; aber er war nicht gewillt, sich durch die Angst des Wirts einschüchtern zu lassen.
»Diese Frau hat dich ebensowenig wie eine Maus angegriffen«, rief Conan empört. »Wenn wir von Angriff reden wollen, dann doch lieber im Zusammenhang mit dem Kerl, der ihr ein Bein stellte.«
Unklugerweise drehte die Frau sich um und lächelte Conan zu. Ein Wächter hatte seinen Verstand wiedergefunden, zog das Schwert und führte einen ungeschickten Schlag gegen die Fremde. Sie wich jedoch aus, so daß die Klinge nur ihre Rippen streifte, statt sie zu durchbohren. Die Seite ihrer Tunika färbte sich rot.
Der Mann, der Conan am nächsten stand, verdankte sein Leben dem Zaudern des Cimmeriers, einen Mann zu töten, der gegen ihn noch nicht das Schwert gezogen hatte. Wie ein vom Katapult geschleuderter Stein sauste ein Hocker durch die Luft und riß dem Mann die Beine weg. Dann trafen ihn Conans Stiefel in die Rippen und den Bauch. Der Mann krümmte sich und wollte gleichzeitig atmen, spucken und schreien. Doch vergebens.
Inzwischen hatten die meisten Gäste offenbar dringende Geschäfte wahrzunehmen und die Taverne fluchtartig verlassen. Ein Leibwächter zog sich zwischen den leeren Tischen und Bänken zurück, während der Adlige mit den anderen beiden Schulter an Schulter auf Conan zukam. Dabei ließen sie die Frau aus den Augen.
Trotz der blutenden Wunde sprang die Frau auf einen Tisch. Sofort holte ein Leibwächter mit dem Schwert aus und zielte auf ihre Beine.
»Töte sie ja nicht, du Narr!« brüllte der Adlige.
Die Antwort des Mannes war alles andere als untertänig oder höflich. Conan konnte seine Gefühle einen Augenblick lang teilen. Es gab kaum einen schlimmeren Befehl als den, eine wütende Löwin lebendig zu ergreifen. Nur ein Narr konnte so etwas verlangen, und selbst dann hätte
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