Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
den Umhang. Dann schlief er ein, die Rechte am beinernen Schwertgriff.
»Banditen!«
Der Schrei riß Conan aus dem Schlaf. Sofort war er hellwach. Ohne nachzudenken, sprang er auf. Das blanke Schwert glänzte in seiner Hand. Es war keine Zeit, das Panzerhemd anzulegen, aber er setzte schnell den Helm auf die schwarze Mähne. Im Dunkeln kämpften Gestalten, die er nicht erkennen konnte. Jemand warf trockene Äste ins Feuer. Im jäh auflodernden Schein der Flammen sah man nun Räuber und Überfallene. Conan sah angstgeweitete Augen und das Blitzen von Zähnen aus schreckverzerrten Mündern. Gleichzeitig dröhnten in seinen Ohren das Klirren von Waffen und gequälte Frauenschreie.
Der Cimmerier versuchte dies alles zu verdrängen, um sich auf die Angreifer zu konzentrieren. Einer der Angreifer sah Conan und griff ihn mit Geschrei an. Mit beiden Händen einen Speer haltend, lief der Bandit auf ihn zu, um ihn zu durchbohren. Beinahe lässig packte Conan den Speer unter dem Blatt und bog ihn zur Seite. Dann schlug er dem Mann mit einem gewaltigen Schwertstreich beide Hände über den Handgelenken ab. Schreiend lief der Räuber in die Dunkelheit.
Der Cimmerier rannte zu einem Feuer und bemerkte einen Banditen, der gerade einem auf dem Boden liegenden Mann den Schädel spalten wollte. Conan durchbohrte ihm im Vorbeilaufen eine Niere. Beim Feuer postierte er sich so, daß er die Flammen im Rücken hatte und daher die Angreifer gut beleuchtet waren, es sei denn, einer war so tollkühn, ihn von hinten durchs Feuer anzufallen.
»Da ist er!« schrie jemand. Plötzlich schien sich die gesamte Räuberbande auf Conan werfen zu wollen. Geschickt wich er einem Axthieb aus und spaltete dem Angreifer den Schädel. Ehe der Mann noch umsinken konnte, hatte er ihn bereits gepackt und benutzte seinen Körper wie einen Schild, um den Hieb eines Doppelhänders zu parieren. Die schwere lange Klinge biß tief ins Rückgrat des Toten hinein und blieb darin stecken. Als Conan die Leiche fallen ließ, versuchte der Eigentümer des Doppelhänders seine Waffe herauszuziehen. Aber Conan war schnell. Die Klinge des Cimmeriers spaltete ihm die Schulter und drang bis ins Herz.
Plötzlich griffen zwei Männer Conan gleichzeitig von beiden Seiten an. Der Kerl auf der linken Seite schwang ein Schwert, der rechte einen Speer. Der Cimmerier fuhr nach rechts, wich dem Speerstoß aus, packte den Arm des Gegners und zerrte ihn so nach vorn, daß er mit dem Schwertkämpfer zusammenprallte. Conan nahm seinen Schwertgriff mit beiden Händen und versetzte beiden Männern einen tödlichen Schlag knapp über ihrer Körpermitte.
»Das reicht!« brüllte jemand außerhalb des Feuerscheins. »Zurück! Weg von hier!« Das hastige Trampeln von Füßen zeigte den überstürzten Rückzug der Banditen an. Conans geschulte Ohren verrieten ihm, daß nur noch vier übrig waren.
In der plötzlichen Stille hörte man nur das Prasseln der Feuer. Dann auf einmal erhoben sich das Schluchzen der Frauen, das Stöhnen der Verwundeten und das Weinen der Kinder in einem zum Nachthimmel. Reshta trat neben den Cimmerier und betrachtete ihn mit ehrfurchtsvollem Staunen.
»Bei all den Baalim!« rief der Shemite. »Du hast nicht gelogen, als du erklärtest, du seist ein Krieger!«
»Wie viele sind tot?« fragte der Cimmerier und riß einen Stoffstreifen von der Tunika eines toten Banditen. »Dieses Ungeziefer natürlich nicht mitgezählt.« Er reinigte seine Klinge mit dem Streifen, während der Gewürzhändler fortging, um die Toten zu zählen.
»Von uns wurden fünf getötet«, meldete Reshta nach seiner Rückkehr.
»Wo waren denn die beiden Großmäuler in den rostigen Rüstungen?« fragte Conan.
»Wie du vorausgesagt hast, sind sie aus ihrem Suff nicht mehr aufgewacht. Beiden hat man die Kehle durchgeschnitten. Die anderen drei haben versucht, in der Dunkelheit zu fliehen.«
»Das ist immer eine schlechte Idee«, meinte Conan. »Wenn man im Dunkeln kämpft, überläßt man zuviel dem Zufall. Schon so mancher guter Krieger ist von einem schlechteren Gegner getötet worden, weil er ihn nicht sehen konnte.«
»Zweifellos fehlte es diesen unglücklichen Männern an deiner Erfahrung«, sagte Reshta. Nach kurzem Nachdenken fuhr er fort: »Ich glaube, daß ich – wie alle anderen auch, bis auf dich – in den ersten Momenten des Angriffs verwirrt war. Dennoch hatte ich den Eindruck, daß diese Schurken allein wegen dir gekommen sind.«
»Ich verstehe nicht, warum sie das hätten
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