Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
aus dem Sattel geworfen zu werden. Nur deshalb erreichten die Männer den Waldrand vor ihm, wo sie sich auf ihre Pferde schwangen. Als Conan unter den Bäumen herauskam, konnte er nur noch die Schweife der Rosse sehen, die blitzschnell davonpreschten.
Der Cimmerier stieß einen Jagdschrei aus, als verfolgte er einen flüchtigen Hirsch, und schwang sein Schwert in der Luft. Erstaunt mußte er feststellen, daß die drei Pferde mit unglaublicher Geschwindigkeit enteilten. Sein Pferd lief bereits, so schnell es vermochte, aber es war ihm bald klar, daß er die drei nie einholen würde. Deshalb machte er kehrt und ritt zurück zu dem Wäldchen.
Die Frau zupfte gerade an ihrem Gewand. Ihr Gesicht war vor Empörung tief gerötet, aber sie lächelte Conan betörend an.
»Oh, Sir! Wie kann ich dir nur danken? Wer weiß, welches Schicksal ich hätte erleiden müssen, wenn du nicht gekommen wärst.«
»Na, ich kann's mir vorstellen«, sagte Conan. »Aber jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben. Diese Kerle hatten allerdings die besten Pferde in ganz Aquilonien. Sie ritten Rennpferde, sonst hätte ich mir ihre Köpfe geholt.«
»Warum sollten sie nicht die besten Pferde stehlen, wenn sie schon Diebe sind?« meinte die Frau. »Männer, die ihr ganzes Leben auf der Flucht sind, brauchen erstklassige Pferde, oder?«
»Das klingt vernünftig«, stimmte ihr Conan zu. »Wie bist du den Kerlen in die Hände gefallen?«
»Ich habe am Schrein gehalten, um zu rasten und ein kleines Opfer darzubringen. Als ich herauskam, haben die drei Unholde auf mich gewartet. Ich glaube, sie haben in diesen Wäldern gelagert, um harmlosen Reisenden aufzulauern. Sie haben mir meine gesamte Habe abgenommen und mich dann hierher geschleppt, um das zu benutzen, was mir noch geblieben war. Ich bin sicher, hinterher hätten sie mir die Kehle durchgeschnitten.« Sie schauderte. Dann schaute sie wieder zum Cimmerier auf und lächelte. »Doch dann bist du erschienen – wie der Held aus der Sage. Ich werde dir immer dankbar sein.«
Conan betrachtete die Frau, während sie sprach. Ihm gefiel der Anblick. Sie war schlank, hatte wohlgeformte lange Beine und eine schmale Taille. Ihre Brüste waren fest und voll. Unter der kastanienroten Mähne war das Gesicht herzförmig, mit vollen Lippen und großen blauen Augen.
»Haben die Kerle deine Sachen mitgenommen?« fragte Conan und zwang sich, wieder an praktische Dinge zu denken.
»Laß mich nachsehen.« Die Frau blickte umher. »Ich glaube, sie haben sie irgendwohin geworfen, als sie mich ... mich ...«
»Vergewaltigen wollten«, beendete Conan den Satz. Das Wort ist doch so einfach, warum bringt sie es nicht über die Lippen? dachte er.
»Ja, genau. Dort! Sie haben es nicht mitgenommen.« Sie holte ein Tuch, das um ein kleines Bündel gewickelt war. »Viel ist es ja nicht.«
Conan hörte etwas im Bündel klimpern. Dieser Klang entging seinen scharfen Ohren nicht.
»Wohin willst du?« fragte er.
»In eine Stadt, die Sicas heißt«, antwortete sie. »Es ist nicht mehr weit. Die Straße nach Sicas zweigt in ein paar Meilen im Süden ab.«
»Sicas! Das ist auch mein Ziel.«
»Oh, wirklich?« Sie schlug die Augen nieder und errötete wieder. »Sir, du hast bereits soviel für mich getan, daß ich es kaum wage, dich um noch etwas zu bitten, doch würdest du mir – aus der Güte deines Herzens – gestatten, bis Sicas in deiner Begleitung zu reisen? Ich fürchte mich jetzt zu Tode, allein auf der Straße weiterzuziehen.«
»Gewiß doch.« Der Cimmerier hatte das schon im Sinn gehabt, seit er sie richtig angesehen hatte. »Ich habe zwar kein Rennpferd, aber es ist kräftig und kann mühelos zwei Reiter tragen.«
»Ich danke dir, Herr! Gib mir die Hand, dann kann ich den Steigbügel erreichen und hinter dir aufsitzen.«
»Nicht nötig!« Conan beugte sich hinab, packte die Frau um die schmale Taille und hob sie vor sich in den Sattel.
»Noch nie habe ich einen so starken Mann gesehen«, sagte sie erstaunt. »Und du bist nicht nur tapfer, sondern auch großherzig. Ich weiß nicht, wie ich dir meine Dankbarkeit ausdrücken kann.«
»Da wird uns schon etwas einfallen«, meinte Conan.
Er ritt im Schritt zurück zur Straße und dann nach Süden.
»Du sprichst mit einem ausländischen Akzent«, sagte die Frau. »Aus welchem Land stammst du?«
»Aus Cimmerien. Ich bin Conan, ein freier Krieger.«
»Cimmerien? Das klingt wie ein Name aus einer Sage. Ich war noch ein kleines Mädchen, als deine Landsleute
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