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Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Titel: Conan-Saga 48 - Conan der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean A. Moore
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halten. Bei Sonnenaufgang waren sie dem Eunuchen wieder so nahe gekommen, daß sie ihn in der Ferne sahen.
    Lamici näherte sich den halbverfallenen Mauern eines uralten Gebäudes. Die Mauern erhoben sich gänzlich unerwartet aus der Wüste. Hinter ihnen stand ein mächtiger Wachturm, der ungemein bedrohlich wirkte. Als Kailash sah, wie der Eunuch dem Tor in der Mauer zustrebte, stieß er eine Sturzflut so schlimmer Flüche aus, daß selbst ein argossischer Seemann zusammengezuckt wäre. »Renn los!« rief er Conan zu. »Wir müssen ihn erwischen, ehe er da drinnen verschwindet.«
    Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte liefen sie auf die Feste zu. Conan fragte sich, wessen Ende bevorstünde: Lamicis oder ihres? Doch dann schob er alle dunklen Gedanken beiseite und rannte über den Sand. Er überholte Kailash und näherte sich schnell dem humpelnden, schwankenden Eunuchen. Der Cimmerier hatte keine Ahnung, daß ihn von der Turmspitze der Feste zwei pechschwarze, eiskalte Augen beobachteten.
    Lamici warf einen Blick über die Schulter und wollte einen Schreckensschrei ausstoßen, als er den jungen Barbaren wenige hundert Schritte hinter sich entdeckte. Doch der Eunuch vermochte nicht mehr zu schreien. Kein Laut drang über die dick geschwollenen und aufgeplatzten Lippen. Die Haut in seinem, einem Totenschädel ähnlichen Gesicht, hing in Streifen herab. Sein einst blaues Seidengewand war in ähnlichem Zustand. Nur noch Fetzen umflatterten seinen dürren Körper.
    Am schockierendsten waren seine Augen. Tagelang hatte er in die Sonne gestarrt, weil ihn die Helligkeit faszinierte. Der Himmelskörper hatte seinen Augen die Farbe und Beschaffenheit milchiger, dicker Kartoffelsuppe gegeben. Er war fast blind. Doch obgleich er fast nichts sehen konnte, kannte er den Weg genau. Eine unsichtbare Hand führte ihn. Er wußte nicht mehr, warum er in die Wüste gelaufen war. Ja, er hätte nicht einmal seinen eigenen Namen zu nennen vermocht. Seine Welt bestand aus sehr wenigen Dingen: Die Sonne, die Feste und das Amulett. Diese drei Dinge waren wichtig.
    Er taumelte durch eine Öffnung in der äußeren Mauer, stürzte, kam jedoch irgendwie wieder auf die Beine und stolperte weiter. Der Cimmerier war ihm dicht auf den Fersen. Keine zwölf Schritte trennten ihn vom Eunuchen und dem Tor. Er hob das Breitschwert. Die Spitze war knapp hinter Lamicis Rücken. Der unsichtbare Beobachter mit den brennend schwarzen Augen sah alles mit an. Als Lamici durch die Mauerbresche gelangt war, sprach der Beobachter die ersten Worte – nach jahrhundertelangem Schweigen.
    »Kapatmak-kutuk!«
    Die Silben ertönten weithin hallend aus Skaurauls Kehle und setzten mächtige Kräfte in Bewegung.
    »Crom!« schrie Conan überrascht, als er plötzlich gegen das Eisen eines Tors prallte, wo soeben noch leere Luft gewesen war. Die Klinge flog ihm aus der Hand, als er rücklings in den Sand stürzte. Von dem unerwarteten Zusammenstoß war er leicht benommen. Doch dann nahm er schnell seine Waffe und stand auf.
    »Welch ein Zauber ist das?« fragte Kailash. Ihm war es gelungen, in letzter Sekunde vor dem eisernen Tor anzuhalten. »Sieh mal!« Er deutete mit dem Schwert auf die Mauern zu beiden Seiten des Tors. Diese waren keineswegs mehr verfallen, sondern erhoben sich nunmehr makellos und fest aus dem Sand.
    »Wir müssen hinübersteigen«, meinte Conan verdrossen. »Wir können ihn noch erwischen.«
    Der Cimmerier und der Mann aus den kezankischen Bergen waren erfahrene Kletterer. Sie wählten das Portal; da es für Hand und Fuß mehr Halt bot als die glatten Mauern. Conan schwang sich als erster aufs Tor und blickte hinüber. Lamici hatte die Hälfte der Strecke zwischen Portal und der Treppe zurückgelegt, die zur Tür der Feste hinaufführten. Der Cimmerier kletterte ein Stück hinunter und ließ sich dann in den Sand fallen. Kailash folgte ihm. Der Eunuch war einige hundert Schritte vor ihnen. Er hatte gerade die unterste Treppenstufe erreicht.
    »Delmek-keskin!«
    Wieder sprach Skauraul mit dröhnender Stimme vom Turm herab.
    Conan zückte sein Breitschwert und rannte dem vor Entkräftung taumelnden Eunuchen hinterher. Da hörte er Kailash hinter sich einen lauten Schrei ausstoßen, der erst überrascht klang, dann aber in Schmerzensgeheul überging. Conan blickte über die Schulter zurück und hätte beinahe vor Staunen sein Schwert fallen lassen.
    Ein langer gekrümmter Dorn war plötzlich aus dem Sand hervorgeschossen. Er saß auf einem Eisenschaft,

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