Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
seit sie Innasfaln verlassen hatten. Die ersten Tage waren ereignislos verlaufen, doch am fünften hatte eine kleine Schar Banditen aus Zuagir sie angegriffen. Die beiden Krieger hatten im südöstlichen Vorgebirge der kezankischen Berge, südlich der Straße der Könige, ihr Nachtlager aufgeschlagen. Conan war rechtzeitig aufgewacht und hatte gesehen, wie sich mehrere Schemen im Schutz der Nacht mit gezückten Dolchen anschlichen. Der Cimmerier hatte die Zuagiren angegriffen und Kailash mit lautem Schrei geweckt.
Die beiden Krieger hatten mehrere Nomaden erschlagen, doch einige waren mit Conans und Kailashs Pferden geflohen. Conans Proviant steckte noch in den Satteltaschen auf dem Roß, doch Kailash hatte zum Glück seine Packtaschen abgeladen und neben sich auf den Boden gelegt. Obgleich die beiden Männer etwas entmutigt waren, gaben sie die Verfolgung keineswegs auf, sondern waren Lamici zu Fuß weiter nach Süden gefolgt.
Ihre Umsicht war nicht vergebens gewesen. Am nächsten Tag waren sie auf einen Pferdekadaver gestoßen. Kailash hatte erkannt, daß es ein Roß aus Eldrans Stall war. Der Eunuch hatte es zu Tode gehetzt und mußte nun ebenfalls zu Fuß weitermarschieren. Mit frischer Hoffnung waren die beiden Krieger den Abdrücken seiner Sandalen entlang des Südrands der kezankischen Berge gefolgt. Allerdings hatte Lamici einen großen Vorsprung.
Sie waren ihm bis zum Nordostrand der Berge des Feuers gefolgt. Dann waren auch diese Gipfel in der Ferne verschwunden, als sie tiefer in die Wüste Shems vordrangen. Lamicis Fußspuren waren leichter zu verfolgen gewesen als die Hufspuren. Sie waren sicher gewesen, daß sie ständig aufholten, hatten jedoch den Eunuchen nicht zu Gesicht bekommen, was Conan immer wütender machte.
Doch heute, nach mehreren Tagen, hatte der Cimmerier ihn tatsächlich gesichtet. Beide Männer marschierten schneller, obgleich ihnen die Beine weh taten.
»Dieser elende Schurke hat die Ausdauer eines Wüstenskorpions«, schimpfte Conan. »Und er hat mehr Glück als wir.«
»Das Glück wird ihn bald im Stich lassen«, meinte Kailash grimmig und schlug vielsagend gegen den Schwertgriff.
»Wenn er die Feste erreicht, ohne daß wir ihn erwischen, könnte das Schicksal es übel mit uns meinen«, sagte Conan.
Kailash verfiel in Schweigen, um Kräfte zu sparen. Weder er noch Conan hatten einen Punkt erwähnt, der ihnen große Sorgen bereitete: der geringe Proviant. Sie waren mit dem Wasser sehr sparsam umgegangen, aber das Tempo, mit dem sie marschierten, hatte seinen Zoll gefordert. Sie hatten auch nicht während der heißesten Stunden des Tages gerastet, sondern waren weitergelaufen, obwohl die Sonne im Zenit stand.
Kailash war sicher, daß der Cimmerier ein paar Tage ohne Wasser auskäme, und wünschte, auch so eine eiserne Gesundheit wie Conan zu haben, denn er befürchtete, nicht mit dem Gefährten Schritt halten zu können. Immer wieder hatte er Krämpfe in den Beinen, und die Lungen brannten von der heißen Wüstenluft. Alle der Sonne ausgesetzten Körperstellen waren rot und häuteten sich. Er war nicht sicher, ob er den Rückweg überleben würde, nachdem sie den Eunuch erwischt hätten.
Er verdrängte diese unangenehmen Gedanken und ergötzte sich an den Vorstellungen großer Humpen kühlen Ales und die sanften Liebkosungen schöner Frauen. Er stapfte wie im Traum hinter dem Cimmerier durch den Sand.
Als sich die erbarmungslose Sonne endlich vom Himmel zurückzog, blieb Conan stehen und spähte nochmals zum südlichen Horizont. Die aufgesprungenen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ja, sie waren Lamici näher gekommen. Die Fußspuren des Eunuchen glichen denen eines vollkommen Betrunkenen auf dem Heimweg von der Schenke. Vor mehreren Stunden waren sie an dem leeren Wasserschlauch Lamicis vorbeigekommen. Der Eunuch mußte vor Durst den Verstand verlieren und würde bald zusammenbrechen.
Conan hörte hinter sich ein dumpfes Geräusch. Er wirbelte herum. Kailash war mit dem Gesicht voraus in den Sand gefallen. Der Cimmerier wollte ihm aufhelfen, doch Kailash schaffte es aus eigener Kraft.
»Bin eingeschlafen«, sagte er leise und wischte sich den Sand vom Gesicht. Nach einem weiteren Schritt fiel er wieder hin.
Conan musterte den Gefährten besorgt. Er hob Kailashs Kopf und hielt ihm den Wasserschlauch an die aufgesprungenen Lippen.
Kailash nahm einen Schluck und stützte sich auf die Ellbogen. »Ich brauche eine Rast«, sagte er mit halb geschlossenen Augen. »Geh du
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