Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor
hervor. »Werden sie imstande sein, uns und die Statue zu besiegen?«
Scyra stellte sich statt einer Antwort nur neben den Cimmerier. Im Schein der Blitze vermochte er die Antwort von ihrem Gesicht abzulesen.
»Crom! Wenn wieder mal ein Weib durch das Tor eines Zauberers läuft, lasse es hinter ihr zuschlagen!« Er blickte auf Scyra herab. »Ich hoffe, dein Vater ist sich darüber im klaren, daß er jetzt unsere größte Hoffnung ist.«
»Es wird geschehen, was die Götter ihm zu tun gestatten.«
»Dann laß uns hoffen, daß sie sich heute nacht ihm und uns gegenüber großzügig erweisen.«
Scyra hatte das Gefühl, daß Lysenius während ihrer Abwesenheit gar keine Zauber gewirkt hatte, abgesehen von einem, den er für sich selbst gesprochen hatte. Seine leeren Augen und die schlaffen Lippen gefielen ihr gar nicht. Doch ihr Vater setzte den Rest Verstand, den er noch hatte, ein und begrüßte sie. Seine Umarmung war herzlich, aber sie spürte die Kälte seiner Haut. Arme und Hände zitterten.
»Ich habe vor, uns von den Pikten zu befreien«, sagte Lysenius. »Mit der Hilfe des Kristalls von Thraz könnte ich sicher ...«
»Ich muß den Kristall benutzen, wenn er uns helfen soll«, unterbrach ihn Scyra.
»Ist das immer noch die Wahrheit?«
»Als ich es zum ersten Mal gesagt habe, war es nicht die Wahrheit«, antwortete sie. Dabei konnte sie ihrem Vater nicht in die Augen sehen. »Jetzt glaube ich, daß es die Wahrheit ist. Solltest du versuchen, mit ihm in Verbindung zu treten, könntest du sterben, und dein Zauber wird niemals wirken.«
»Warum bin ich nicht überrascht, daß du mich aus Sorge um mein Wohl belogen hast, Scyra?« fragte Lysenius.
»Vielleicht, weil es nicht das erste Mal war, daß ich das getan habe. Aber nie zuvor ist es um eine so wichtige Angelegenheit gegangen«, antwortete sie und hob die Augen. Ihr Herz hüpfte vor Freude, als sie das leichte Lächeln auf dem Gesicht ihres Vaters bemerkte.
»Wenn ich den Kristall nicht benutzen kann, muß ich ein anderes Mittel finden, um die Statue zu lenken. Dazu brauche ich Blut. Vor allem das Blut eines Kriegers.«
Conans Miene verfinsterte sich. Er sah ungemein angsteinflößend aus. Scyra legte die Hand auf den Arm des Vaters, damit er die Lage nicht verschlimmerte und nicht vor dem grimmigen cimmerischen Riesen zurückschrak.
»Warum verlangst du nicht einfach mein Blut?« sagte Conan mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Ich hatte gedacht, die Statue hätte sich selbst schon genügend besorgt.«
»Aber nicht das Blut eines Mannes ohne Geiststimme«, sagte Lysenius. »Ich muß fragen und flehe dich an, nicht mein Blut als Antwort zu vergießen. Ich will dir kein Leid antun, jedenfalls nicht absichtlich.«
»Die ganze Sache ist ziemlich waghalsig für mich. Bis jetzt habe ich noch keinen Zauberer und keine Hexe getroffen, die nicht lügen würden, um ihr Ziel zu erreichen. Scyra, was meinst du?«
»Ich habe keinen Wahrheitssinn.«
»Das habe ich auch nicht von dir verlangt. Aber du kennst deinen Vater besser als ich.«
»Ja, Scyra, sprich ganz offen.«
»An deiner Stelle würde ich ihm mein Blut geben, Conan.«
Der Cimmerier nickte. Scyra wußte, daß sein Nicken so gut wie ein feierlicher Eid eines geringeren Mannes war. »Wieviel?«
Lysenius holte einen kleinen silbernen Dolch aus dem Gewand. »Genug, um die Klinge dieses Dolches zu bedecken, aber das Blut muß von einem frischen Schnitt kommen.«
»Schneid zu, Scyra«, sagte Conan. »Aber beeile dich. Vielleicht quatschen die Pikten die ganze Nacht hindurch, vielleicht aber greifen sie uns an, ehe wir mit diesem Zauber fertig sind.«
Scyra ergriff ihren eigenen kleinen Dolch. Sie prüfte die Klinge mit dem Daumen. Dann zog sie eine Linie auf dem Arm des Cimmeriers, die hinwegging über unzählige Narben, blaue Flecken und kleinere Wunden. Ja, in der Tat, dieser Mann hat mehr Kriege und Schlachten erlebt als zwei Männer zusammen, die doppelt so alt sind wie er, dachte sie.
Das Blut quoll hervor. Es hatte die Farbe normalen menschlichen Bluts. Irgendwie hatte sie erwartet, es wäre grün oder perlend, wie einige nemedische Weine – auf Fälle anders als bei gewöhnlichen Sterblichen.
Anstelle sein Blut für die Tricks eines Zauberers zu spenden und sein Leben im Kampf mit Pikten aufs Spiel zu setzen, hätte Conan jetzt lieber den billigsten Wein in der verkommensten Schenke von Aghrapur getrunken. Doch er hatte diese Wahl nicht, ebensowenig wie seine Männer. Deshalb hatte
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