Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
deutete auf die frischen Flecken, die Erde und Gras auf der hellen Hose aus grobem Leinen des Burschen hinterlassen hatten. »Wenn du einen zweiten Kampf willst, mußt du warten, bis du an der Reihe bist, und noch einen Schekel löhnen. Inzwischen wart ab und schau zu!«
Während die beiden redeten, bemühte sich Conans zweiter Gegner, gut auszusehen, wich jedoch ständig zurück. Obgleich der junge Mann groß und sehnig war, überragte der Titanensprößling ihn um Kopfeslänge. Als Conan wie eine Raubkatze einen großen Satz machte und den Bauernjungen fest packte, erkannte er in dessen Gesicht blanke Panik und den Wunsch wegzulaufen. Der Cimmerier lockerte den Griff, stieß ihm jedoch gleichzeitig mit dem großen Zeh gegen die Achillessehne.
Der Bauernbursche fiel auf Hände und Knie. Conan half ihm auf die Beine und knurrte höflich, um auszudrücken, daß er den Kampf für fair hielt. Mit dankbarer, verängstigter Miene lief der Bursche in die Menge.
Der zweite Kampf begann ähnlich wie der erste. Luddhew hielt die Herausforderer an den Schultern fest und ließ den einen einen Sekundenbruchteil später als den anderen los. Während dieses Augenblicks war Conan mit dem ersten Gegner zusammengestoßen und hatte ihn mit einem gewaltigen Hüftschwung auf den Rasen geworfen. Der zweite Bursche war beherzter und so stark wie ein Ochse. Er war ebenso groß wie Conan. Der Cimmerier versuchte mehrere Griffe, doch ohne Erfolg. Ihm gelang es, sich schnell aus dem Griff des Gegners zu befreien, und trieb diesen langsam, aber sicher zurück, bis er in die Nähe des Wagens mit den beiden Raubtierwächtern kam.
Der Bursche blickte über die Schulter, um zu sehen, ob Tigerin und Bär sich bereitmachten, ihn zu verschlingen. Da schoß Conan vorwärts. Er packte den Mann im Genick und stieß ihm gleichzeitig ein Bein weg, als dieser vor den Raubtieren fliehen wollte. Der Bauer fiel mit dumpfem Aufprall ins Gras, hatte jedoch keinen ernstlichen Schaden erlitten. Gleich darauf stand er auf und humpelte verlegen und schweigend davon.
»Das war das letzte Paar Herausforderer!« rief Luddhew laut. Er sagte die Wahrheit, denn keiner drängte sich mehr, gegen Conan anzutreten. Nur den ersten Gegner, den der Cimmerier in die Knie gezwungen hatte, gelüstete es nach Kampf, doch fand er keinen Gefährten. »Das ist der endgültige Beweis für die Unbesiegbarkeit unseres Champions aus dem Norden – Conans des Mächtigen.«
Er blickte triumphierend ins Publikum. »Und jetzt kommt von den Gestaden des Meeres im Westen ein weiteres Wunder: Sathilda, die fliegende Frau und ihre kaiserlichen Akrobaten werden ihr Leben direkt über euren Köpfen aufs Spiel setzen.«
Noch bevor er seine letzten Worte ausgesprochen hatte, kletterte Sathilda an einem Seil nach oben, das von dem straffen Hochseil zwischen den Balken herabhing. Zwei schlanke junge Männer in engen Trikots und ärmellosen Westen folgten ihr. Währenddessen war Conan mühelos durch die Menge geschritten und hatte sich mit seinem Gewicht ans Seil gehängt, um Sathilda den Aufstieg zu erleichtern.
Sobald die Trapeze zu schwingen begannen, schob sich das Publikum langsam nach hinten, um den Platz unter dem Hochseil zu räumen, weil sie vor fallenden Körpern Angst hatten. Die waghalsigen Akrobaten traten ohne Netz und ohne Kissen auf, die den Aufprall hätten abfangen oder dämpfen können. Sathilda schlug Saltos und schwang sich wie ein Vogel so dicht über den Köpfen der Menschen durch die Luft, daß diese es hörten, wenn sie die Trapezstange oder den Arm eines Partners ergriff. Ja, sie konnten sogar einen Hauch ihres Parfüms erhaschen, wenn sie über ihnen hinwegflog, und spürten den Wind auf den Gesichtern. Sathildas Partner spielten lediglich Statistenrollen. Sie versetzten ihr einen Stoß, um sie in Bewegung zu setzen, oder hingen am frei schwingenden Trapez, um sie aufzufangen und auf die kleine Plattform zu ziehen.
Wenn Sathilda in der Mitte des Seils Pirouetten drehte oder ein Rad schlug, tat sie zweimal, als hätte sie danebengetreten. Immer erwischte sie im letzten Augenblick das Seil und zog sich wieder anmutig hinauf. Ihr hautenges Kostüm aus grüner Seide betonte ihre schöne Gestalt. Das Publikum schaute stumm und wie gebannt nach oben. Nur Bardolphs Flöte und das gelegentliche Rasseln des Tamburins waren zu hören, wenn es eine besondere Attraktion ankündigte. Für das Finale kehrte sie zum Trapez zurück. Luddhew hatte erklärt, daß jetzt eine äußerst
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