Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
Gestaltenwandel durchzuführen, Gegenstände schweben zu lassen, die Zukunft vorauszusagen und vieles andere mehr. Doch keiner hat je seine Tricks in der Öffentlichkeit vorgeführt. Warum ist jeder umherziehende Zauberer ein Scharlatan, der das Publikum mit besseren Taschenspielertricks ergötzt?«
Conan blickte auf. »Ich bin einigen Magiern begegnet, die über derartige Fähigkeiten verfügen; aber keiner hatte Interesse daran, ein Publikum zu ergötzen. Diese Männer bezahlen für das Wissen, das sie erworben haben, sehr teuer, und sie setzen es nur ein, um irdische Macht oder seltsame mystische Ziele zu erreichen, von denen normale Sterbliche keine Ahnung haben.« Während er aß, schlug er mit einem kleinen Hammer das einzige verbogene Glied der Kette gerade, die er vorher mit der Brust gesprengt hatte. »Im großen und ganzen sind sie unheimliche Gestalten: halb Mensch, halb Teufel, und ihre üblen Machenschaften ...«
»Ja, ja«, unterbrach ihn der kleine Mann. »Trotzdem würden uns einige ihrer aufsehenerregenden Tricks im Zirkus viel nützen. Echte Magie zöge große Menschenmengen an, und der Zauberkünstler würde schnell berühmt ... und das brächte doppelt soviel Geld in die Glücksspielbuden.«
»Wenn ich du wäre, ließe ich mich nicht mit diesen Magiern ein«, warnte Conan mit ernster Miene. Er probierte die Kette zwischen den Fäusten aus. »Warum willst du dir überhaupt die Mühe machen? Deine Vorführung ist ein Erfolg. Du hast hier einen Stammplatz, und jeder Zirkus braucht einen Zwerg.«
Blitzschnell sprang Bardolph vor Conan auf den Kutschbock und hielt ihm die Faust vor die Nase. »Eins möchte ich dir sagen, Fremder! Ich bin kein Zwerg! Nicht deshalb bin ich hier. Es ist auch nicht der alleinige Zweck meines Lebens. Ich bin ein Musiker, ein Taschenspieler, ein Wettmacher und ein Heiler, aber keine Mißgeburt, die man in einem abgedunkelten Zelt vorführt! Rein zufällig bin ich nicht so ein naturwidriger Muskelprotz wie du – wie geschaffen als Ausstellungsstück für Gaffer, aber, so glaub mir, meine Größe bringt mir im Kampf so manchen Vorteil.« Er schlug gegen den Dolch, der in einer Scheide an seinem Gürtel hing. »Einen Hieb damit, und du wirst lange daran denken. Überleg es dir also gut, Nordländer, mich zu reizen.«
»Laß gut sein, Bardolph. Der Titanensprößling wollte dich nicht beleidigen.« Iocasta legte dem kleinen Mann beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Der Fremde ist neu und kennt unsere Art nicht. Laß ihn in Ruhe.« Ihr vorsichtiger besorgter Ton machte deutlich, daß sie den Cimmerier für weitaus gefährlicher hielt als den Zwerg.
Conan nahm Bardolphs Erklärung stumm hin, ohne sich zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Bardolph warf ihm noch einen wütenden Blick zu, dann drehte er ihm den Rücken zu. Die anderen glätteten die Wogen, indem sie ruhig weiterredeten.
»Ich spüre keinerlei Verlangen, mehr über die Künste der berühmten Orakel und Wahrsager in den großen Städten zu erfahren«, sagte Iocasta. »Sie äußern sich immer so ungenau und doppeldeutig. Ich bin dankbar und zufrieden mit dem Zweiten Gesicht, das mir die Götter geschenkt haben. Mir reicht es völlig, eine Liebesbeziehung vorauszusagen, eine verlorene Münze, ein Schmuckstück wiederzufinden oder den Frühlingsregen vorauszusehen – das ist alles begrenzt und faßbar, nicht wie das Schicksal ganzer Nationen oder Armeen.«
»Nun gib nicht so an, du Wahrsagerin!« rief der angetrunkene Roganthus von seinem Lager in der Ecke der Bühne herüber. »Wenn du wirklich glaubst, daß du die Zukunft voraussagen kannst, bist du genauso dämlich und beschränkt wie diese Bauerntölpel! Wir haben alle gesehen, wie deine Visionen auf grober Täuschung beruhen!«
»Was du meinst, sind nur ein paar Requisiten, die für meine Nummer unerläßlich sind«, widersprach Iocasta fröhlich. »Im Kern liegt etwas Mystisches, etwas, das ganz echt ist. Ich habe das ganz sichere Gefühl, daß die Götter mich berührt haben.«
»Aber sicher doch!« spottete Roganthus. Dann hob er die Tonflasche und leerte den Rest. »Ich habe auch geglaubt, verzaubert und unverletzlich zu sein ... bis so ein trampeliger Muskelprotz aus dem Norden kam und mich regelwidrig über eine Bank drückte!« Er rieb sich die verletzte Schulter. »Und jetzt sitze ich da, sehe das Leben vorbeiziehen und warte darauf, daß die Götter dem grausamen Spiel, mich zu quälen, ein Ende machen. Mein Ruhm und meine Kühnheit
Weitere Kostenlose Bücher