Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
verstärkte sich das Geschrei, stieg zum Himmel auf und kam wieder nach unten. Es war so ohrenbetäubend, daß selbst die Pflastersteine erbebten.
»Das Flaggschiff hat das Piratenschiff am Bug aufgespießt!« schrie ein Melder. Der folgende Jubel übertönte ihn fast. »Ein Sieg! Welch großartiger Triumph!«
Auch die Menschenmenge vor dem Stadion brach in wilden Beifall aus. Alle schrien begeistert über den Sieg, den keiner von ihnen zu sehen vermochte. Alle Augen hafteten auf dem Zircus. Die Ohren waren gespitzt, um die nächste Meldung zu hören. Doch dann erzitterte vor ihren Augen das riesige Amphitheater, als hätten sich Steine und Mörtel in einen bebenden Körper verwandelt. In das Knirschen und Brechen mischte sich ein tiefes Grollen, das aus dem Innern der Erde zu kommen schien. Die Schreie innerhalb der Arena hatten sich von namenlosem Jubel in panische Angst verwandelt.
Vor Schreck wie erstarrt sahen die Menschen, wie sich die Fassaden der Nischen über den Torbögen lösten und auf die Menge herabstürzten. Staubwolken stiegen auf und verhüllten die nachfolgenden Steinlawinen. Von überall fielen Steinbrocken auf die dichtgedrängt stehenden Menschen herab. Immer stärkere Beben im Amphitheater erschütterten die Mauer zur Straße so, daß diese gleich darauf in sich zusammenstürzte. Überall lagen dichter Staub und Schutt.
Dann bot sich den vor dem Eingang zum Stadion stehenden Menschen ein entsetzlicher Anblick: Innerhalb der Staubwolke und des Schutts bewegte sich etwas, als wäre ein unvorstellbar großes Tier zum Leben erwacht. Dunkle Tentakel tauchten auf ... wurden größer ... krochen überallhin ... über Stein und Menschen, so wie sich frisch entsprungenes Quellwasser einen Weg sucht. Offenbar hatte der Einsturz im Stadion eine Bresche in der Mauer verursacht, hinter der das Wasser in der Arena aufgestaut war. Jetzt suchte sich der riesige aufgepeitschte See einen Fluchtweg.
Die Zuschauer gerieten in Lebensgefahr. Schreiend rannten sie los. Sie rutschten auf den nassen Steinen aus und fielen hin. Die inzwischen reißende Sturzflut ergoß sich über sie. Gesteinsbrocken, fliehende Menschen und Leichen wurden im eingeschlossenen Vorhof gegen die Eisentore geschleudert. Dann riß die Flutwelle, die sich nicht zähmen lassen wollte, alles mit sich, über die Tore hinweg, hinaus auf die Straßen. Dort überrollte sie die Fliehenden oder trieb sie mit ungeheurer Wucht vor sich her.
Einige waren der ersten Flutwelle entkommen, indem sie auf Bäume und an den Fenstergittern hinaufgeklettert oder sich schwimmend in Sicherheit gebracht hatten. Ihnen bot sich jetzt ein grausamer Anblick. In den grauen Fluten aus der Arena trieben außer Holzteilen auch die Mumien der toten Gladiatoren, die aus den eingestürzten Nischen in der Mauer des Zircus gefallen waren. Neben den Ertrunkenen und den Mumien schwemmten die Wassermassen auch die sterblichen Überreste von kleinen Betrügern und Verbrechern an, die man früher insgeheim, ohne viel Federlesens zu machen, im Stadion eingemauert hatte.
Die Flut ergoß sich über die Flanke des Tempelbergs in die Straßen und ertränkte Tausende. Andere erwischte das Wasser in den überschwemmten Wohnungen am Fuß des Berges. In den Villen der Reichen füllten sich die gepflegten Gärten und die Keller mit Wasser. Darin schwammen die Haie und tödlichen Krokodile umher. Am Rand der Flut türmten sich Leichen und Schutt auf.
Allen war klar, daß die Aquädukte weiterhin die todbringende Flut in die Arena hinein speisten, da das Wasser für das grandiose Spektakel umgeleitet worden war. Obgleich sich der künstliche See durch die Mauerbresche hindurch leerte, fiel der Wasserpegel in der Arena kaum.
Die riesige Woge, die durch das herabstürzende Mauerwerk verursacht worden war, erfaßte die Schiffe und warf sie wie Nußschalen im Wind vor sich her. Die schwerbewaffnete kaiserliche Flotte kenterte sofort. Das Flaggschiff, das größte Schiff dieser Flotte, wurde durch die Woge von seinem lästigen Feind am Rammsporn befreit und heftig nach Steuerbord geschleudert. Noch einmal erhob sich der Bug über die Gischt, dann krachte der Rumpf gegen die Mauer der Arena. Dort fiel es wie ein weggeworfenes Spielzeug auseinander. Die Einzelteile, die Masten und Rahen ragten samt Tauwerk aus dem Wasser hervor.
Das Blutbad unter den Ruderern war entsetzlich. Die Ruder auf Backbord wurden vom Wasserdruck wie Keulen von Titanen hochgetrieben. Die auf Steuerbord knickten
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