Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
nicht mehr sah. Sekunden später sprang der Hirsch hoch, machte drei Sätze und brach zusammen.
»Du hast nicht gelogen«, sagte Achilea. »Du kannst in der Tat gut schießen.«
Schnell und geschickt brachen Achileas Frauen den Hirsch auf und nahmen ihn aus. Die drei und der Zwerg aßen die rohe Leber und spülten sie mit Hirschblut hinunter. Selbst ausgewaidet war der Hirsch noch sehr schwer. Auf dem Rückweg nach Leng wechselten sich Conan und der Zwerg damit ab, ihn auf den Schultern zu tragen.
Der Zwerg schleppte den Hirsch in den Roten Adler, während Achilea und ihre Frauen im Stall der Herberge ihre Pferde versorgten. Conan ging mit ihnen. Auch er war hungrig und durstig, doch wollte er Achilea nicht aus den Augen lassen.
»Neuankömmlinge«, meinte sie und nickte zu seltsamen Tieren hinüber. »Woher mögen diese Tiere wohl stammen?«
Es waren zwei außergewöhnlich große cremefarbene Kamele. Sie hatten zwei Höcker mit zottigem Fell, dadurch unterschieden sie sich von ihren einhöckerigen Artgenossen in den südlichen Ländern, die glattes Fell hatten und auch Dromedare genannt wurden.
»Das sind wunderbare Tiere«, sagte Conan und wusch sich das Hirschblut von den Schultern. »Vorausgesetzt, man mag Kamele.«
»Ich mag sie nicht«, erklärte Achilea. »Aber ich gebe zu, daß sie nützlich sind. Und außerdem schmecken sie nicht übel.«
Dann gingen sie in den Schankraum und ließen sich am Tresen ihr Ale geben. Indulio gratulierte ihnen zu dem prächtigen Hirsch, den der Zwerg gebracht hatte. Er füllte Achileas Silberhorn und Conans Humpen. Der Cimmerier blies den Schaum ab und nahm einen großen Schluck.
»Wer ist auf den weißen Kamelen hergeritten?« fragte er und stellte den Humpen ab.
»Die beiden dort drüben.« Indulio nickte zum Feuer, wo zwei Gestalten in weiten Gewändern sich wärmten. Die Kapuzen hatten sie weit ins Gesicht gezogen, so daß man ihre Züge nicht zu erkennen vermochte. Der Zwerg stand schimpfend vor ihnen und fuchtelte aufgeregt mit den Armen.
»Jeyba ist ärgerlich, weil sie meinen Platz besetzt haben«, sagte Achilea. Sie ging zum Kamin. Der Cimmerier folgte ihr. »Sei friedlich, Jeyba. An einem so kalten Abend verweigere ich müden Reisenden den Platz am Feuer nicht. Friede mit euch, Fremde. Woher kommt ihr?« Belustigt beobachtete Conan, wie Achilea die gnädige Aristokratin statt der pöbelhaften Banditenkönigin spielte. Wahrscheinlich weil die Kleidung der beiden ebenso kostbar war wie ihre Reittiere. Der Stoff war aus hellem Kamelhaar gewoben und unvergleichlich warm. Er war so leicht wie Nebel und unglaublich teuer. Die beiden schoben die Kapuzen zurück.
»Wir danken euch, Mylady«, sagte der Mann mit dem Bart. »Euer Spaßmacher machte uns heftige Vorhaltungen. Doch wir glaubten, er übertreibe, als er von Eurem hohen Rang sprach. Doch jetzt sehen wir, daß er die reine Wahrheit gesagt hat. Bitte, verzeiht uns, daß wir Euren Platz eingenommen haben.« Beide wollten aufstehen, doch Achilea bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, sitzenzubleiben.
»Bleibt und wärmt euch.« Sie verschränkte die Knöchel und ließ sich vor dem Kamin nieder. Selbst diese Geste führte sie königlich aus. »Doch Jeyba ist kein Spaßmacher. Er trägt die Keule keineswegs nur zur Zierde.«
Conan betrachtete die Neuankömmlinge verblüfft. Der Mann und die Frau sahen sich verblüffend ähnlich: schlank, dunkles Haar, helle Haut, schwarze Augen. Es mußten Geschwister sein, wahrscheinlich Zwillinge. Auch die Kleidung unter den weiten Umhängen war von feinstem Stoff. Sie trugen kostbare Ringe, Armreifen und Ketten. Er fragte sich, wie es ihnen gelungen war, bei dem Ritt durch die rauhen Berge so sauber zu bleiben. Vielleicht waren sie bereits früher am Tag eingetroffen und hatten ein Bad genommen und saubere Kleidung angelegt.
»Wieso seid ihr nach Leng gekommen?« fragte Conan das aristokratische Paar. »Hier treffen sich die übelsten Schurken. Ich hätte gedacht, ihr zögt eine bessere Unterkunft vor. Doch zugegebenermaßen ist die Auswahl in diesem Ort recht begrenzt.«
»Entschuldigt Conans unverschämte Frage«, sagte Achilea. »Sein Volk, die Cimmerier, sind schrecklich ungehobelt.«
Conan war verärgert, weil sie sich so viel Autorität anmaßte, schwieg jedoch.
»Ein Cimmerier?« fragte die Frau. Ihr Stimme klang weich und verführerisch. »Erst eine Anazonenkönigin der Gesetzlosen, dann ein cimmerischer Krieger. Offenbar ist diese Karawanserei ein Sammelplatz
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