Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
müßten irgendwelche Spuren hinterlassen, selbst bei so jungen Menschen. Doch sie scheinen Hitze, Wind, Anstrengung und Entbehrung völlig unbeschadet überstanden zu haben. Sie sehen aus wie Kinder eines Aristokraten oder reichen Kaufmanns, denen es niemals im Leben an irgend etwas gemangelt hat und die immer von Dienern umhegt wurden.«
Achilea nickte. »Ich habe denselben Eindruck. Und da ist noch etwas: Ihre Gesichter sind jugendlich, die Hände ohne Falten. Aber ihre Augen sind uralt und erfahren. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll; denn ihre Augen sind so klar wie bei Jungen und haben keinerlei Fältchen. Trotzdem wirken sie uralt.«
»Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte Conan. »Und sie haben bis jetzt nicht verraten, warum sie nach harten Männern suchen.«
»Ich habe das Gefühl, daß wir das bald erfahren werden«, sagte Achilea. »Ich wette, daß sie uns schon bald einen Vorschlag machen werden.«
»Nur ein Schwachkopf ließe sich auf diese Wette ein. Jeder kann sehen, daß wir ihre Aufmerksamkeit erregt haben. Sie haben mit niemandem sonst gesprochen. Es sei denn, ehe wir kamen.« Er winkte dem Wirt Indulio, herzukommen.
»Diese beiden seltsamen Fremden – haben sie mit irgend jemand gesprochen, ehe wir hereinkamen?« fragte der Cimmerier.
Indulio schüttelte den Kopf. »Nein. Sie kamen ungefähr eine Stunde vor euch. Sie haben uns gebeten, ihre Kamele zu versorgen. Dann haben sie sich ans Feuer gesetzt. Die Männer am Kamin haben ihnen sogleich ohne Murren Platz gemacht. Ein vornehmes Paar. Man würde nie erwarten, solche Leute in meiner Schenke zu sehen, aber sie haben etwas an sich, daß die Menschen dazu bringt, ihnen zu gehorchen.«
»Haben sie gesagt, ob sie nach jemandem suchen?« fragte Achilea.
»Nein, nach niemand Bestimmtem«, antwortete Indulio. »Ich weiß nicht mehr, ob er oder sie gefragt hat: ›Ist das der richtige Ort, um harte Männer zu finden?‹ Ich habe ihnen gesagt, daß meine Gäste die rauhesten Burschen aus den fünf Nachbarländern seien. Damit schienen sie zufrieden zu sein. Dann ließen sie sich Becher mit Wein geben und setzten sich an den Kamin. Was haben sie mit euch geredet?« Seine Augen funkelten neugierig.
»Hauptsächlich über Reisen«, antwortete Conan. »Daß sie erst kürzlich in Turan gewesen wären – und davor in Vendhyen. Aber wir können kaum glauben, daß so junge Menschen so weit gereist sind.«
»Ich glaube nicht, daß sie gelogen haben«, sagte Indulio. Er griff in seine Börse und holte eine kleine viereckige Goldmünze heraus, auf der ein Elefant eingeprägt war. »Damit haben sie für ihr Essen, die Unterkunft und Pflege ihrer Kamele bezahlt. Die Münze stammt aus Vendhyen. In unserer Gegend sieht man so etwas nicht oft. Ich habe sie eingesteckt.«
»Wirklich ein seltsames Paar«, meinte Conan. »Irgendwie fühle ich mich in ihrer Gesellschaft nicht wohl.«
»Ihr Geld ist gut«, erklärte Indulio. »Und das ist alles, was mich kümmert.«
D REI
Am nächsten Tag gingen sie nicht auf die Jagd. Der Hirsch lieferte viel Fleisch, selbst nach dem Anteil für die Hyrkanier. Sein schönes Fell und das Geweih brachten ihnen eine Sonderration von Indulios bestem Ale ein. Achilea und ihr Gefolge bewegten die Pferde, während Conan im Hof vor dem Stall saß und seine Waffen pflegte. Die umliegenden Mauern des Roten Adlers schützten sie vor dem schneidenden Wind. Die Sonne schien warm von oben.
Als erstes nahm sich der Cimmerier sein Schwert vor. Die Scheide bestand aus dünnem Holz, das außen mit geöltem Leder bezogen und innen mit geschorenem Schaffell ausgekleidet war. Die Klinge war gerade und hatte zwei Schneiden. Auf beiden Seiten verlief eine tiefe Blutrinne. Der Kreuzstange war kurz und schwer, der dreieckige Knauf aus schlichter Bronze, ohne jeglichen Schmuck. Der Griff bestand aus Holz, das mit Bronzedraht umwickelt war. Diese Waffe war für einen Kämpfer gemacht, für harten Einsatz, nichts anderes. Conan musterte jeden Zoll genau. Er prüfte die Schneiden, ob sie auch rasiermesserscharf waren, drehte sie im Sonnenlicht nach allen Seiten, um auch die kleinste Spur von Rost zu entdecken. Mit den mächtigen Fäusten zerrte er am Knauf, um zu prüfen, ob auch alles fest war.
Als er sich davon überzeugt hatte, daß sein Schwert in bestem Zustand war, griff er zum Dolch. Die breite Klinge war dreizehn Zoll lang und nur auf einer Seite scharf. Der Rücken war so dick, daß er auch bei der Abwehr kräftiger
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