Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
um die Kehle.
»Reite zum Silbernen Bären, sonst erdrossele ich dich gleich hier«, befahl er.
Syzambry hob beide Hände, doch eine hielt einen Dolch. Conan ließ die Zügel los und drehte dem Grafen wütend den Arm auf den Rücken. Der Graf rang nach Luft und ließ den Dolch fallen.
Der Cimmerier war inmitten von Feinden ganz allein. Der entwaffnete Graf mochte als Schild gegen Bogenschützen dienen, aber gegen eine so mächtige Überzahl ...
Doch da sah er, wie sich der Silberne Bär auf Decius' Standarte ihm näherte. Rainha schritt neben Decius und hielt das Banner hoch über dem Kopf. Sie war schöner denn je zuvor, wenngleich vom Kampf mit Schmutz bedeckt und erschöpft. Hinter der Standarte folgten über fünfzig Kämpfer und Reiter.
Graf Syzambry hatte nicht mehr als zwanzig Männer bei sich. Gleich darauf waren es nur noch zehn, denn Decius hatte den Kampf eröffnet. Die letzten zehn warfen die Waffen fort, hoben die Hände und flehten um Gnade.
»Nur die Königin kann euch begnadigen«, erklärte Decius barsch. »Jetzt aber runter von den Pferden und auf die Knie. Conan, hast du befürchtet, wir würden dir für deine Tapferkeit keine Trophäe verleihen, weil du dir diesen armseligen Wicht hier genommen hast?«
»Ich mache nur Geschenke, welche die Königin erfreuen«, antwortete der Cimmerier grinsend. »Meinst du, dass Chienna sich darüber freut?«
Syzambry sagte etwas sehr Unflätiges. Conan drückte fester und der Graf verstummte.
»Höchstwahrscheinlich«, sagte Decius. »Was hast du getrieben, seit du mit unserer gesamten Flanke im Wald verschwunden bist?«
Conan wartete mit der Antwort, da er Königin Chienna mit ihrer kleinen Garde herbeireiten sah. Sie trug Rüstung und lederne Beinkleider. Vielleicht hatte das Grenzreich doch einen Krieger als Herrscher bekommen.
Er berichtete von den Geschehnissen an diesem Tag. Dann trat Thyrin herbei und meldete, dass Syzambrys Männer sich ergäben. Als schließlich alle entwaffnet waren, hatte es angefangen zu regnen.
Der Regen ließ die Schreie der Verwundeten und Sterbenden nicht verstummen. Er dämpfte jedoch den Schlag der Axt, die Syzambry enthauptete. Sein Kopf rollte in den Schlamm.
Doch nicht die Hand des Cimmeriers hatte die Axt geschwungen. Er hielt das Werk eines Henkers für unter seiner Würde, hatte das jedoch nicht gesagt. Stattdessen hatte er verkündet, Syzambry sollte von der Hand jener Menschen sterben, die er auf eigenem Land so gequält hatte.
Der Anführer der Bauernschar hatte seine halbe Familie verloren, als Syzambry sein Dorf niederbrannte. Er verrichtete die Arbeit ausgezeichnet.
Es war allerdings nicht unter Conans Würde, Aybas' Leichnam auf eine der Totenbahren zu heben, die für die Gefallenen der Königlichen bestimmt waren. Conan wusste nicht, welchen Namen er auf seinen Reisen hinterlassen hatte. Doch hier in dem Land, wo seine Reisen endeten, hatte er sich einen ehrenvollen Namen erworben.
K APITEL 20
Es war kurz nach der Morgendämmerung am elften Tag nach dem Kampf. Der Tag barg das Versprechen, dass man schnell und weit reisen konnte. Conans Ruhelosigkeit hatte auch den Rotschimmel angesteckt, der einst Graf Syzambry gehört hatte. Stetig scharrte er mit den Hufen. Ab und zu hob er den Kopf und schnaubte laut, als wolle er zum Cimmerier sagen: »Hörst du nie auf zu plaudern?«
Conan warf seinem Ross einen finsteren Blick zu. Das Tier konnte ja ohne ihn nach Süden laufen. Er jedenfalls wollte sich von Decius und Rainha verabschieden, wie es sich gehörte.
»Die Königin hat gestern Abend sehr wohlwollend über dich gesprochen«, sagte Decius.
»In der Tat«, bestätigte Conan. Er fragte sich, wie viel Decius von Chiennas Beweggründen wusste, wohlwollend über den Cimmerier zu sprechen. »Ich hoffe, sie will mich nicht länger als Führer der Garde behalten.«
»Nein«, antwortete Decius. »Den Göttern sei Dank. Sie versteht, dass das nach deinem ... Ungehorsam unmöglich wäre. Sie schlug vor, dass du dir mit Marr die Stellung eines königlichen Jägers teilst. Das sichert dir eine Unterkunft im Palast ...«
»In welchem Palast?«, unterbrach ihn Conan. Alle drei lachten, auch das Pferd wieherte leise. Nach Syzambrys Tod herrschte zwar Friede im Grenzreich, doch Friede baute keine zerstörten Paläste wieder auf und zahlte auch nicht den Lohn für die königlichen Diener.
Auch das war ein Grund, weshalb Conan sich verabschiedete, um weiter nach Süden, nach Nemedien zu reiten. Es
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